Kriegsglück und neue Bündnisse

Man war also in einem äußerst glücklichen Kriege begriffen, und die Eroberung des ganzen Pommerns schien nicht mehr fern. Die Slaven hatten ihre letzten Anstrengungen, und vergebens, gemacht. Aber mitten in jenen Siegen brach, zum Erstaunen Aller, Heinrich den Krieg ab. Boten kamen aus Braunschweig, mit der Nachricht, Gesandte des griechischen Kaisers (des Komnenen Manuel) begehrten ihm aufzuwarten. Der Herzog kehrte also eilig um, und ließ das Heer aus einander gehen. Was konnte wohl der Komnene so Wichtiges wollen, dass Heinrich seinen glücklichsten Feldzug so plötzlich aufgab? War es etwa Heinrichs Ruhm, der sich von Italien nach Griechenland verbreitet hatte, und den Kaiser zu einer ehrenvollen Sendung an den Helden antrieb? War es ein Bündnis, welches geschlossen werden sollte?

Die Geschichte sagt nichts darüber. Leicht könnte man aber argwöhnen, dass diese Gesandtschaft nur für den Herzog der Vorwand war, schnell den Krieg abbrechen zu können, um Waldemar'n selbst seiner Hilfe zu berauben, und nicht im Slavenlande festsetzen zu lassen. Unstreitig hatte man sich wohl über eine Teilung des Eroberten im Voraus verglichen, und jetzt hatte Heinrich wenig Lust, sie zuzugeben. Ihm wäre mit Nachbaren, wie Waldemar und Albrecht, wenig gedient gewesen. Es genügte ihm also, die Macht der Pommern, mit Hilfe jener, gebrochen zu sehen; ihre völlige Unterwerfung schien zu einer andern Zeit ihm allein schon möglich. Das Obotritenland behielt er doch, freilich jetzt fast eine Einöde, wo Wenige mehr widerstehen, aber auch gehorchen konnten. Die Überbleibsel des unglücklichen Volks, welche welche das Schwert verschont hatte, waren, aus Mangel an Lebensmitteln, zu den Pommern und Dänen geflohen, und wohl gar als Sklaven behandelt worden. Nur noch in den festen Plätzen Mecklenburgs mochten Menschen leben, von denen später der Anbau des offenen Landes wieder ausging.


Nachdem der Herzog die griechischen Gesandten empfangen, und gehört hatte, sah er sich genötigt, den Krieg gegen Pribislaw fortzusetzen, denn dieser hörte nicht auf, feindliche Streifereien zu unternehmen. Um ihn zu bändigen, war ein festeres Bündnis mit dem Dänenkönige unumgänglich nötig. Beide bedurften einander zu sehr gegen ihre gemeinschaftlichen Feinde, als dass sie länger hätten in Spannung leben können. Waldemar beherrschte Rügen, und die kleinen Inseln. Sie schlossen einen Vertrag, durch den sie den Tribut der eroberten Länder unter sich teilten, und sich zu einem Schutz- und Trutzbündnisse vereinigten.

Den Kaiser beschäftigten noch immer die Angelegenheiten des päpstlichen Stuhles. Zwar starb Victor im Jahre 1164; aber dies konnte den Kaiser nicht bestimmen, den Papst Alexander anzuerkennen; unter des Kaisers Schutz und Einfluss wurde eine neue Papstwahl veranstaltet, und Paschal III. bestieg den päpstlichen Stuhl, doch ohne sich geltend machen zu können. Eine Reichsversammlung zu Würzburg, 1165, sollte diese wichtige Angelegenheit entscheiden. Heinrich der Löwe stand an der Spitze der hier versammelten weltlichen Fürsten, als der mächtigste nach dem Kaiser. Außer den weltlichen Fürsten waren gegen vierzig Bischöfe versammelt. Auf Evangelienbücher und Reliquien schwur Friedrich zuerst: Niemals den Schismatiker Roland oder einen von seiner Partei Erwählten anzuerkennen, keinem seiner Anhänger die kaiserliche Gunst zu schenken; dagegen Pascha!, dem Papste, als allgemeinem Oberhaupte der Kirche, Schutz, Ehre und Gehorsam zu geben, und ihm treu zu bleiben; die von ihm erwählten Geistlichen stets anzuerkennen, und keine Entbindung von diesem Eide je zu fordern, noch anzunehmen; diesen Eid endlich auch für des Kaisers Nachfolger verpflichtend zu erachten. Darauf schwuren die Übrigen denselben Eid: Heinrich der Löwe, Markgraf Albrecht der Bär, Conrad, Pfalzgraf am Rhein, Ludwig, Landgraf von Thüringen, die wichtigsten der weltlichen Fürsten. Die Bischöfe machten sich verbindlich, denselben Eid von ihren Prälaten und niederen Geistlichen zu fordern, und im Weigerungsfalle jeden abzusetzen. Auch die Gesandten des engländischen Königs traten in ihres Herrn Namen Paschal'n bei.

Eben dieser Beitritt Englands war für den Kaiser von großer Wichtigkeit. Dadurch verlor Ludwig von Frankreich, Alexanders eifrigster Verteidiger, einen Rückhalt mehr. Aber auch für Heinrich den Löwen sollte dieser Umstand sehr wichtig werden. Denn der Kaiser sandte damals, um dies Verhältnis noch enger und unauflöslicher zu machen, den Erzbischof Reinold von Köln, seinen Kanzler, an der Spitze einer bedeutenden Gesandtschaft, an Heinrich von England, in die Normandie, und bat für seinen kleinen Sohn, so wie für seinen Freund, den Herzog von Sachsen und Bayern, um zwei Töchter des Königs. Doch nur der Letztere erhielt die älteste Tochter Heinrichs, die edle Mathilde, zugesagt, ein Muster unvergleichlicher Zucht und Sitte, bestimmt, sein verödetes Haus wieder zu beleben, und mit neuem Glanze zu erhöhen, seine Leiden und seine Freuden, seine Größe, wie seinen Fall, zu teilen, und ihm eine bisher vom Schicksal versagte Nachkommenschaft zu hinterlassen, die durch seltsamen Wechsel der Schicksale den Thron, von dem die Mutter ausgegangen, in späteren Jahrhunderten der Ahnherren würdig wieder besitzen sollte. Die Verlobung geschah wohl damals schon in England, aber zwischen Verlobung und Vermählung sollten noch der mühseligen Tage viele liegen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Pantheon Deutscher Helden