Heinrichs Ansprüche auf Bayern

Heinrich hatte seine Ansprüche auf Bayern weder vergessen noch aufgegeben. Conrad hatte ihm die Zusicherung gegeben, dass er nach vollendetem Kreuzzuge diese Angelegenheit vornehmen und beendigen wolle. Jetzt war der Kreuzzug, und zwar unglücklich genug, vollendet, und der König schon im Mai 1149 bei Pola in Istrien auf deutschem Boden gelandet, und hatte zu Regensburg eine Fürstenversammlung gehalten. Aber schon vor ihm war Welf, Heinrichs Vaters-Bruder, von einer Krankheit befallen, von Palästina abgereist, und nach Sicilien gekommen. Dort hatte ihn sein alter Freund Roger mit großer Freude aufgenommen, und mit Wort und Geld zu neuen Unternehmungen gegen Conrad aufgemuntert. Während also Conrad am Feste Mariä Reinigung 1150 zu Speyer war, benutzte Welf des Königs Entfernung, und griff das Hohenstaufische Schloss Flochberg an. Doch hatte Conrad, um Welf zu beobachten, weislich seinen Sohn, den König Heinrich, anderthalb Rasten davon zu Horburg an der Jaxt gelassen, der nun mit schnell gesammelten Truppen den Herzog umzingelte, angriff, und in die Flucht schlug. Welf entkam nur durch Begünstigung der Nacht. Dieser Schlag zerstörte Welfs Kriegsmacht gänzlich, denn 300 seiner Reiter waren gefangen, viele getötet und verwundet. Er nahm also die Vermittelung des jungen Herzogs Friedrich von Schwaben, der ihm wie dem Könige gleich nah verwandt war, an, und so kam zwischen Beiden ein Friede zu Stande, in welchem Welf einige Reichsgüter und den Ort Märdingen erhielt.

Welfs Aussöhnung schlug aber noch keinesweges Heinrichs Ansprüche auf Bayern nieder. Heinrich hatte sich schon vorher gerüstet, das Recht, welches er durch Unterhandlungen zu erhalten verzweifelte, mit Gewalt sich zu verschaffen. Er ordnete also seine sächsischen Angelegenheiten, empfahl die Sorge für die slavischen dem Grafen Adolf, und ließ auch unter seinem Schutz und Rat die Herzogin Clementia in Lüneburg zurück. Hierauf begab er sich nach Schwaben, um von dort aus, mit Hilfe seiner Freunde, und vor allen Conrads des Zähringers, in Bayern einzufallen, und seinen Stiefvater Heinrich von Österreich zu vertreiben. Zwar beschied ihn Conrad zur rechtlichen Entscheidung seines Streites auf den 13. Januar nach Ulm, und als er hier nicht erschien, auf den St. Barnabas-Tag (11. Juni) nach Regensburg. Heinrich sah entweder ein, dass von Conrad und den ihn umgebenden Fürsten wenig zu erwarten sei, weil Ersterer noch immer äußerte, dass kein Reichsfürst zwei Herzogtümer besitzen dürfe, oder er glaubte, schon zu weit gegangen zu sein, um noch einen günstigen Friedensspruch erwarten zu können, und blieb auch hier weg.


Doch schrieb er, um den König sicher zu machen, an den Abt Wibald, dass er ihm bei dieser Tagfahrt als Zeuge und Ratgeber beistehen möge. Aber das Glück war auch seinen kriegerischen Unternehmungen nicht günstig, da Heinrich von Österreich von Conrad unterstützt wurde. Dadurch reifte bei seinem alten Gegner, Markgraf Albrecht von Brandenburg, ein Plan, dem Herzog in seinem eigenen Lande einen gefährlichen Streich zu spielen, und ihm auch das, was er schon hatte, über dem, was er erstrebte, zu entreißen. Albrecht lud den König Conrad ein, schleunigst nach Sachsen aufzubrechen, und Braunschweig mit dem ganzen Lande wegzunehmen. Doch scheint auch Conrad selbst mit einem solchen Plane umgegangen zu sein, da Heribert, sein Kaplan, als Kundschafter damals Sachsen durchwandert hatte, um die Stimmung des Landes zu beobachten. Dass er alles ruhig befunden, zeigt Wibald dem Könige an, und rät, die günstige Gelegenheit zu nutzen. Wirklich eilte der König am Ende des Jahres 1150 nach Goslar, um von dort aus den Zug zu unternehmen.

Der Herzog schien in Schwaben völlig eingeschlossen, und sorgsam hatte man alle Wege nach Sachsen ihm verstellt. Allein eine List rettete Heinrich. Er berief öffentlich alle seine Vasallen und Anhänger in jener Gegend zur feierlichen Begehung des Weihnachtsfestes in eine Stadt, und schläferte dadurch die Wachsamkeit der Feinde ein. Darauf trat er, bei Nachtzeit, verkleidet, und nur von wenigen Getreuen umgeben, den Weg nach Sachsen an, und kam auch glücklich durch alle seine Feinde hindurch, ehe noch der König selbst vor Braunschweig erschienen war. Dort verwandelte sich sogleich die Angst über Conrads Annäherung in allgemeinen Jubel. Kaum verbreitete sich die Nachricht im königlichen Lager zu Heningen, der Herzog sei in seiner Stadt, so kehrte Conrad schnell nach Goslar zurück. Es schien bedenklich, den Löwen in der Höhle anzugreifen. Doch mag auch Heinrich vor der Hand Bedenken getragen haben, der Waffen Glück in Bayern noch einmal zu versuchen.

In Heinrichs Abwesenheit hatte die kluge Clementia den Grafen Adolf zu einem Zuge gegen die Slaven, die sich gegen Niclot, den Obotritenfürst, ihren Oberherrn, empört hatten, aufgefordert und kräftig unterstützt, und die Empörer hatten mit schwerem Golde den Frieden erkaufen müssen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Pantheon Deutscher Helden