Heinrich der Löwe im Kriegsglück

Indessen hatte Heinrich der Löwe seine Feinde siegreich bekämpft, so dass des Kaisers Befehl, die Waffen ruhen zu lassen, bis er selbst den Streit schlichten könne, kaum noch nötig war, um dem Herzoge Ruhe zu schaffen, der mächtiger, als jemals, dastand, aber eben so wenig, wie der Kaiser, der Klugheit Gehör gab, sondern seine Feinde durch Ungerechtigkeit und Gewalttätigkeit immer wieder reizte, ohne zu bedenken, dass seine mächtige Stütze, der Kaiser, einmal brechen könne, und dass das Kriegsglück wandelbar sei.

Während der alte Welf mit schwerem Jammer seinen einzigen Sohn in dem von ihm gestifteten Staingadner Kloster begrub, und zu seiner Seele Heil, und seines Namens Gedächtnis, reiche Stiftungen machte, schickte Heinrich eine glänzende Gesandtschaft nach England, und ließ seine königliche Braut, Mathilde, nach Sachsen geleiten. Reiche Mitgift an Gold und Silber und vielen Kostbarkeiten brachte sie mit, aber schwerlich etwas Herrlicheres, als sie selbst, die Fürstin, war. Zu Minden an der Weser, am ersten Februar, erfolgte die feierliche Einsegnung, durch Bischof Werner; die Hochzeit selbst wurde mit würdiger Pracht zu Braunschweig vollzogen.


Durch mehrere Reichstage wurde der Streit zwischen Heinrich und seinen verbündeten Feinden geschlichtet, und einem jeden das Seine zurückgegeben. Auch Bischof Conrad von Lübeck musste jetzt den so lange verweigerten Huldigungseid leisten, und bald nachher sterben, wodurch der lange Streit über die Grafschaft Stade beendigt, und diese Heinrichs unbestrittenes Eigentum wurde. Nur Wedekind von Dasenburg, ein tollkühner und frecher Räuber, wollte sich nicht unterwerfen, und da keine Maschine an sein Felsennest hinaufreichte, so berief endlich Heinrich rüstige Bergknappen von Goslar, welche einen Stollen in den Felsen trieben, und den einzigen Brunnen des Schlosses verstopften, wodurch die Ergebung erzwungen wurde. Jetzt hatte der Herzog wenigstens keinen offenbaren Feind mehr, aber den Hass und Neid konnte freilich kein Kaiserspruch ersticken.

Bald nach der Beilegung dieses Streites mit den Großen seines Landes machte Heinrich eine Reise zum Könige von England, in die Normandie. Ob er für Friedrichs Sohn von neuem um eine englische Prinzessin angehalten habe, ob er einen Frieden zwischen Heinrich und Frankreichs Ludwig vermitteln sollte, oder ob er, was gleich möglich, die königlichen Eltern seiner Mathilde bloß aus Höflichkeit besuchte, bleibt unentschieden.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Pantheon Deutscher Helden