Die Periode der Kreuzzüge

Es war damals noch die erste glänzende Periode der Kreuzzüge, viele bittere Erfahrungen waren damals noch nicht gemacht, ja die Deutschen erst jetzt recht eigentlich dafür gewonnen worden. War bei den Franzosen die schimmernde Idee von ritterlicher Ehre, Minne und gottgeweihter Tapferkeit im Kreuzzuge vorherrschend, so verband der kerngesunde, mehr aufs Praktische gerichtete Sinn der Deutschen den materielleren Zweck von Erwerbung und Bereicherung mit geistlichen und leiblichen Gütern zugleich mit solchen Unternehmungen. Der Westfranke diente Gott auf gleiche Art, wie seiner Dame, das zierlich Leichte, das ritterlich Glänzende vereinigend; während der Deutsche das Gründliche und Derbe bedächtig vorzog. Bis auf späte Zeit herab mag man diesen Unterschied wahrnehmen, bis endlich der Eine über der Schale den Kern, über der Form den Geist vergaß, und der Andere sich beruhigte, dass es der Gottheit diene, sich auch neben Geist und Wahrheit noch sonst auf allerlei Weise verehren zu lassen.

Der Sarazenen-Sultan Zenghi (Sanguinus) von Aleppo hatte schon 1144 Edessa, die Vormauer von Jerusalem, den Franken wieder abgenommen, und dadurch Europa in tiefen Schmerz versetzt. Jerusalem, das heiß erkämpfte, drohte zu fallen, und vielfache Botschaft um Hilfe kam aus dem Orient. Was damals dem Papst Urban, was dem Fanatiker von Amiens nicht geglückt war, das war jetzt dem an Beredsamkeit unvergleichlichen Bernhard, Abt von Clairvaux, gelungen; denn jetzt griffen auch Könige zu dem Kreuze. Ludwig von Frankreich hatte den Kirchenbrand von Vitry abzubüßen, und Conrads anfangs hartes Herz hatte Bernhard am Christfest 1146 zu Speyer erweicht; er nahm das Kreuz, und mit dem Könige eine unzählige Menge. Selbst sein zarter Neffe, Herzog Friedrich von Schwaben, dessen Vater krank darniederlag, und dann aus Gram darüber starb, folgte dem königlichen Beispiele. Auch Welf, auf seiner Burg zu Bitengow, entschloss sich mit vielen seiner Ritter und Mannen zum Kreuzzug, und als in Bayern Adam, Abt zu Eberach, (Februar 1147) zu Regensburg vor dem Könige predigte, nahmen Herzog Heinrich von Bayern, die Bischöfe von Regensburg, Freysingen und Passau, der Graf von Andechs und viele andere Große und Kleine das allgemeine Losungszeichen. Mit des Böhmenherzogs Ladislaus und Ottokars von Steyermark und Bernhards von Kärnthen Beitritt, zogen siebzigtausend geharnischte Ritter, ohne die leicht Bewaffneten, und kaum zählbares Fußvolk, Freund und Feind, friedlich neben einander (denn alle vereinigte das große Erlösungszeichen) von Regensburg im Mai desselben Jahres fort.


Einen andern Weg, doch nicht zu Lande, nahm ein Pilgerheer von Flandern, Engländern, Westphalen, Kölnern und vom Rheine, auf englischen und flandrischen Schiffen, unter Anführung des niederländischen Grafen Arnulf von Arschot. Im Begriff, das westliche Europa zu umschiffen, und durchs Mittelmeer nach Syrien zu segeln, wurden an den gallischen und portugiesischen Küsten viele Schiffe durch Sturm zerstreut. Viele landeten in Spanien, und feierten in Santiago de Compostela das Pfingstfest. Diese lud Alfons der Eroberer, König von Portugal, ein, den Sarazenen Lissabon entreißen zu helfen. Dieser Vorschlag gefiel, und wurde ausgeführt. Nach einer höchst mühseligen Belagerung, deren Erfolg die verzweifeltste Gegenwehr der Araber lange ungewiss gemacht hatte, ergab sich Lissabon am 21. Oktober dieses Jahres. Nachdem man so in Portugal die Sarazenen auf dem linken Flügel ihres durch drei Weltteile sich ausbreitenden Reiches glücklich bekämpft, wurde die Fahrt nach Syrien fortgesetzt.

Wenn die Fürsten des Mittlern und nördlichen Deutschlands von der Begeisterung, welche Tausende nach dem gelobten Lande trieb, nicht ergriffen wurden, so kam es nur daher, weil sie in ihrer Nähe ein ähnliches Verdienst erringen, das Heidentum bekämpfen, und Streiter Christi werden konnten. Die Bekämpfung der heidnischen Slawen, der Obotriten, Luticier und anderer Stämme in Mecklenburg und Pommern, welche bisher unaufhörlich die Dänen und Sachsen bekriegt hatten, versprach sichere Vorteile, und daher entschlossen sich mächtige Fürsten zu diesem Kreuzzuge. Es bildeten sich zwei Heere in Sachsen, und eins in Dänemark. An diesem Kriegszuge nahm Heinrich, der junge Sachsenherzog, freudigen Teil.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Pantheon Deutscher Helden
Geschichte der Kreuzzüge, Cover

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Kreuzritter

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Erstürmung von Jerusalem

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Heinrich II.

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