Die Herzogtümer Bayern und Sachsen

Im Anfange des Juni 1154 begab sich der König von Magdeburg, wo er das Osterfest gefeiert hatte, nach Goslar, seiner Stadt, wohin er beide Fürsten zur endlichen Entscheidung der Sache gebührend vorgeladen hatte. Hier schien es wie gewöhnlich gehen zu sollen, denn nur Heinrich der Löwe war gekommen, der andere Heinrich ausgeblieben. Allein hier wurde nun nach Fürstenrecht und Spruch dem Österreicher das Herzogtum Bayern, abgesprochen, und dem Herzoge von Sachsen zuerkannt. Freilich war damit der schwierige Knoten nicht aufgeknüpft, sondern sogleich zerhauen worden, und doch damit das Werk nur halb getan. Denn noch fehlte viel, dass Heinrich der Löwe auch damit sogleich in den wirklichen Besitz gekommen wäre.

Dies schien bei Heinrichs von Österreich Hartnäckigkeit ohne Krieg kaum möglich, und dieser hätte Friedrichs Römerzug noch mehr verschoben. Wahrscheinlich hatte also Heinrich sich gleich verpflichten müssen, mit der völligen Wiedereinsetzung sich bis nach dem italienischen Zuge zu gedulden. Ihm konnte es genügen, Bayern sich wenigstens rechtskräftig zugesprochen zu wissen. Einen bedeutenden Zuwachs seiner Macht und seines Ansehens erhielt er durch eine Urkunde des Königs, welche ihm das Vorrecht zusprach, in den Ländern jenseits der Elbe Bistümer und Kirchen zur Verbreitung des kirchlichen Glaubens zu errichten, und sie nach eigenem Bedünken mit den Gütern des Reichs auszustatten. Für die slavischen Länder bekam er dadurch fast königliche Gewalt, aber auch erbitterte Feinde.


Der Kaiser sammelte auf den Ebenen um Augsburg das Heer, mit welchem er nach Italien ziehen wollte, und Heinrichs Scharen waren fast den königlichen gleich.

Unweit Placentia, am südlichen Ufer des Po, liegen die Roncalischen Felder, wo die Könige der Deutschen auf ihren Römerzügen Rast zu machen pflegen. Hier wird ein Schild am hohen Pfahle aufgehängt, und allen Vasallen die Lehenwache bei dem Fürsten durch den Herold angesagt; wer hier fehlt, ist seines Lehens verlustig, er sei weltlich oder geistlich. So wurden auch hier die Scharen gemustert, und von den Fürsten, Heinrich, der Markgraf von Österreich, bisher Herzog von Bayern, Albrecht von Brandenburg, Hartwich, der Erzbischof von Bremen, Ulrich von Halberstadt und mehrere andere vermisst. Hartwich und Ulrich verloren ihre Lehen. Aus böser Absicht waren sie zurückgeblieben.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Pantheon Deutscher Helden