Paldamus, Hermann Prof. (1805-1854) deutscher Philologe und Pädagoge. Biographie

Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 25
Autor: Häckermann, Gabriel Adolf August Wilhelm (1819-1891) deutscher Pädagoge und Publizist, Erscheinungsjahr: 1887
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Paldamus, Biographie, Römische Erotik, Bernburg, Halle, Greifswald,
Paldamus, Hermann, geistreicher Philologe und Pädagoge, ward als Sohn eines wohlhabenden Arztes am 20. Juli 1805 zu Bernburg in Anhalt geboren und starb als Gymnasialprofessor und Prorektor am 16. Oktober 1854 zu Greifswald. Frühe des Vaters beraubt, erhielt er seine Vorbildung für die gelehrten Studien auf dem städtischen Gymnasium, tat sich durch Anlagen wie Lerneifer hervor und bezog Michaelis 1822 mit ehrenvollem Abgangszeugnis die Universität. Sein akademisches Triennium Paldamus von 1822 bis 1825 ausschließlich auf der Universität Halle und wandte sich mit vollem Eifer dem Studium der klassischen Philologie zu. Einen allbeherrschenden Einfluss gewann auf seine Geistes- und Charakterbildung der berühmte Professor der Altertumswissenschaften Karl Reisig, dessen Vorlesungen er sämtlich besuchte; die lebensfrische, aus der Anschauung des klassischen Altertums hervorgegangene Bildung des Lehrers gab auch dem geistig sittlichen Wesen des Schülers für alle Folge die Richtung. Unter dem Dekanat Grubers am 8. Oktober 1825 auf Grund der Dissertation: „De Propertii aliorumque multorum scriptorum quibusdam locis critica et exegetica“ zum Doktor der Philosophie promoviert, übernahm Paldamus im folgenden Winterhalbjahr freiwillig einige Lehrstunden an der Hauptschule der Francke’schen Stiftungen und begab sich sodann nach Berlin. Hier ward er Mitglied des pädagogischen Seminars für gelehrte Schulen und unterrichtete von 1826 bis 1828 am Friedrich-Wilhelms Gymnasium, von da bis 1830 als Schulamtskandidat am Grauen Kloster. Während seines Aufenthaltes in Berlin begann Paldamus zugleich, von Reisig angeregt, seine schriftstellerische Tätigkeit und veröffentlichte: „Sext. Aurel. Propertii carmina cum potiore scripturae discrepantia, praestantiss. V. V. D. D. conjecturis suisque observationib. criticis“ 1827, sowie „Caj. Tranq. Suetonii Vitae selectae in usum scholarum“ 1829. Diese Erstlingsschriften mögen zu seiner Berufung an das städtische Gymnasium in Greifswald mitgewirkt haben. Ostern 1830 trat Paldamus das Korrektorat daselbst an, rückte 1835 ins Prorektorat auf und ward zugleich zum königlichen Gymnasialprofessor ernannt. Bis an sein Lebensende hat er in solcher Stellung eifrig und anregend gewirkt, indem er zugleich von 1832 bis1842 an der Universität als Privatdozent Vorlesungen zumeist über römische Schriftsteller hielt; neben solcher zwiefachen Lehrtätigkeit war er in mehr oder minder engem Anschluss an seine amtliche Wirksamkeit unausgesetzt als Schriftsteller tätig. Von zahlreichen Rezensionen in philologischen Zeitschriften abgesehen, verfasste Paldamus eine Reihe wissenschaftlicher Abhandlungen zu jährlichen Programmen der Anstalt; hierher gehören: „De pervigilio Veneris“, 1830; „De repetitione vocum in sermone graeco et latino“, 1836; „De Cornelio Celso“, 1842; „Horatiana“, 1847 und „De imitatione Horatii“, 1851. Erwuchsen eine „Römische Erotik“ (1833) und eine Abhandlung „Ueber Ursprung und Begriff der Satire nebst Probe Horazischer Scholien“ (1834) aus und mit seiner akademischen Stellung, so ward die in anmutigem und elegantem Latein verfasste „Narratio de Carolo Reisigio Thuringo“, welche nach dem Vorbilde altholländischer Philologen dem unvergesslichen Lehrer ein biographisches Denkmal setzt, als Festschrift des Gymnasiums zum Amtsjubiläum des Schul- und Konsistorialrates Dr. Friedrich Koch 1839 veröffentlicht und um die lateinischen Gedichte Reifig’s vermehrt in demselben Jahre monographisch herausgegeben. Als letzte und lange vorbereitete Frucht seiner Studien erschienen im Verlage von Tauchnitz: „Vergilii Maronis opera“, in typographischer Ausstattung eine editio nitidissima. Die Vollendung einer Ausgabe des Papinius Statius hinderte der Tod. – Der Schwerpunkt seines fünfundzwanzigjährigen pädagogischen Wirkens liegt in der Vielseitigkeit der geistigen Anregung und in der innigen Verschmelzung antiker und moderner Bildung und Auffassung, welche in allen von Paldamus verwalteten Unterrichtsgegenständen den Schülern zugeführt ward. Ein geistvoller Epicuräismus charakterisierte sein Leben und Wesen und er zählte zu den Pflegern des klassischen Altertums, welche sich demselben voll und ganz hingegeben.

H. Lehmann, Geschichte des Gymnasiums zu Greifswald, 1861, S. 133; fortlaufende Chronik des Greifswalder Gymnasiums in den Programmen von 1838 bis 1855; Schulakten des Bernburger und des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums sowie des Grauen Klosters zu Berlin; Privatmitteilung. – Dr. Hermann Paldamus. Ein pädagogisches Zeitbild (vom Unterzeichneten). Separatabdruck aus dem Greifswalder Sonntagsblatt 1884, Nr. 7–17.

Ein römisches Bordell

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Römisches Bordell, Italien 16. Jahrhundert

Römisches Bordell, Italien 16. Jahrhundert