PETERSBERG B. ERFURT. Prov. Sachsen.

Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
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PETERSBERG B. ERFURT. Prov. Sachsen.

Benediktiner-Klst.-K. Brände der älteren K. 1069, 1080, Neubau der bestehenden beg. unter Leitung des Laienbruders [pg 325] Ditmar 1103, als ältester Bau der »Hirsauer Schule« in Thüringen. Weihung der östl. Teile 1109, Brandschaden 1142, Weihung zweier Altäre im Chor 1143, Schlußweihe 1147. Zu erwägen wäre, ob nicht der Brand 1142 sehr umfassende Veränderungen nach sich gezogen habe; alle späteren unerheblich, bis auf den Brand bei der Beschießung 1813; worauf 1816-18 die Obermauern des Msch. und Qsch., sowie die Türme abgetragen und die Kirche als Militärmagazin eingerichtet wurde. Durch Größe und technische Vollkommenheit neben der Klst.-K. Paulinzelle der bedeutendste Bau Thüringens aus der Zeit des reifen rom. Stils. — Flachgedeckte Pfeilerbasilika mit gewölbtem Chor auf kreuzf. Gr. im Hirsauer Schema. Dahin gehört auch die starke Streckung der Längsachse (79 m) d. i. etwas mehr als das sechsfache der Msch.-Br. Der Chor quadr., begleitet von schmalen Nebenchören, mit jenen durch eine Doppelarkade in Verbindung, zusammen genau von gleicher Breite (18 m) mit dem Lhs. An das östl. Ende der Nebenchöre schließen sich Türme, deren Erdgeschoß sich gegen jene als Kap. öffnet; der Hauptchor um ebensoviel vertieft, so daß nach O eine gerade Abschlußlinie gewahrt bleibt. (Die Annahme, daß eine Apsis vorhanden oder beabsichtigt gewesen, ist irrig.) Die Flügel des Qsch. etwas mehr als quadr., ihre ganze OWand von je einer 1/2 kr. Apsis eingenommen. Das Lhs. hat 10 Arkaden, in der Grundrißstellung mit sorgfältig durchgeführtem quadr. Schematismus. Die beiden östl. Arkaden des Lhs. waren zum Mönchschor hinzugezogen und die entsprechenden Joche der Abseiten, gleich den Nebenchören, gewölbt (Tonne); außer durch zu vermutende Schranken war die Grenze durch stärkere Bildung der Pfll. bezeichnet; über ihnen im Hochschiff ein Bogen, ähnlich den Vierungsbgg. Dieser Teil der Schiffe war, ebenso wie die Nebenchöre, urspr. in der Tonne gewölbt. Ferner kommt die westlichste Arkade in Abzug: sie bildete eine Vorhalle zwischen zwei Türmen; die letzteren im Gr. etwas über die Fluchtlinie der Sschiffe vorspringend. Sonach bleiben für das Laienschiff 7 Arkaden. Die Pfll. dieses Abschnittes sind quadr. und mit 3 schlanken Halbsll. besetzt, je eine unter den Arkaden, die dritte an der Seite des Msch. in einer nischenartigen Vertiefung, an den Basen Ecksporen; einfache Würfelknäufe; Sockel und Kämpfer nach attischem Profil; gegliederte Archivolten; Gurtgesims mit Schachbrettmuster (vgl. für alle diese Eigentümlichkeiten die schulverwandten Kirchen in Paulinzelle, Talbürgeln, Hamersleben). Die durch einen Kupferstich überlieferten rippenlosen Kreuzgwbb. anscheinend aus 16. und 17. Jh. [pg 326] — Das Äußere erhält durch sein vollendet schön behandeltes Großquaderwerk (eine Errungenschaft der Hirsauer Schule aus ihren burgundischen Beziehungen) eine alle örtlich und zeitlich nahe liegenden Bauten hoch überragende monumentale Würde. Vollständig ausgebildet sind infolge der Geländeverhältnisse nur die O und SSeite, die letztere am besten erhalten. Die Ssch.-Wand im unteren Abschnitt (etwa 2/5) gänzlich ungegliedert; dann schräger Rücksprung, aus dem sich als Jochteilung Halbsll. mit Ecksporen-Basen und Würfelkaptt. erheben; besonders energisch empfunden und mit größter technischer Sicherheit ausgeführt der obere Abschluß durch Schachbrettfries und stark schattendes Gesims, darunter in flacherem Relief ein Bogenfries. Dieselbe Gliederung wiederholt sich am Hochschiff, zieht sich unverändert um das Querschiff und den Langchor hin und motiviert auch die Gliederung der Apsiden — ein nach den ma. Baugewohnheiten ungewöhnlich strenges Gleichmaß. Ungewiß bleibt die Gliederung der OWand des Hauptchors, da sie schon in spgot. Zeit größere Fenster erhalten hatte. Noch fehlt der Schmuck reich ausgebildeter Portale; das gut erhaltene am SKreuz ist am Gewände einfach abgestuft, ohne Sll., die Verbindung der Umrahmung mit dem Sockel im Sinne der Hirsauer Schule. Die WTürme wohl nie ausgeführt, die OstTürme zeigen auf älterer Abbildung Ecklisenen und in den zwei Obergeschossen gekuppelte Fenster; spgot. Holzhelme. Die jetzt ganz beseitigten Klst.-Gebäude an der NSeite nebst Kreuzgang neugebaut 1463-80; Obergeschosse Fachwerk. — Die Ausstattung war in der letzten Zeit des Klst. barock. Von den zahlreichen Skulpturen (allein 151 Grabsteine) nichts erhalten als der in den Dom übergeführte berühmte Grabstein des Grafen von Gleichen mit 2 Frauen aus E. 13. Jh. und am Ort ein Kreuzigungsrelief außen neben dem SPortal, dem Meister des Severisarkophages nahe stehend, 2. H. 14. Jh.