Berliner Börsenzeitung, Berlin. 1872

Berliner Börsenzeitung, Berlin, 14.11.1872
Telegraphische Depeschen. (Nach Schluss der Redaktion eingetroffen)
Stralsund, 13. November. Nachmittags 2 Uhr. (W.T.B.)
Der Sturm ist nach Südost umgesprungen: das Wasser ist im raschen Fallen, die Hafenbauten sind meistens vernichtet, die Hafenbahn ist zerstört. Mehrere Menschenleben sind zu beklagen.

Die durch den Brand der Hafenspeicher veranlassten Feuergefahr ist gegenwärtig etwas vermindert und hofft man, bald des Feuers Herr zu werden.


Soweit sich der Schaden bis jetzt übersehen lässt, sind mehrere Schiffe im Hafen gesunken, zwölf sind ganz verloren. Auch in der Provinz haben, soweit sich aus der sehr erscherten telegraphischen Verständigung äußerst spärlichen Nachrichten ersehen lässt, an vielen Orten Überschwemmungen stattgefunden.

Stralsund, 13. November. Vormittags 10 Uhr. (W.T.B.)
In folge schwerer Ost-Nord Ost-Sturms sind zahlreiche Schiffe vor und im Hafen sehr gefährdet, die Rettungsmaßregeln sind auf das Äußerste erschwert; die Stadt ist bis an die Wasserstraße überschwemmt. Gleichzeitig ist in den Speichern am Hafen Feuer ausgebrochen, dass durch den wachsenden Sturm stadtwärts getrieben wird.

Hamburg, 13. November. (W. T. B.)
Nach hier eingegangenen Meldungen aus Kiel, Eckernförde und Flensburg haben dort große Überflutungen stattgefunden; die Nachrichten sind jedoch der teilweise gestörten telegraphischen Verbindung wegen bis jetzt sehr unvollständig. Von allerwärts gehen Nachrichten über einen sehr heftigen Nord-Ost-Sturm mit Schneefall ein.

Lübeck, 13. November, Abends 7 Uhr (W. T. B.)
Die Trave ist über die Ufer getreten und hat mehrere Stadtteile überflutet. Das Hauptzollamt, die Druckerei der Eisenbahn-Zeitung, mehrere Warenhäuser sind vollständig unter Wasser gesetzt, Kähne, Balkenflöße, Bretter treiben stromaufwärts. Der durch die Überflutung angerichtete Schaden ist ein sehr beträchtlicher. Auch aus Travemünde wird von einer großen Überschwemmung gemeldet.

[b]Stralsund, 14. November, Mittags. (W. T. B.)
Der Sturm hat seit heute Nacht aufgehört, das Wasser ist bedeutend gefallen; das in den Getreidespeichern ausgebrochene Feuer ist gestern noch bewältigt worden. Die Überschwemmung hat die ganze Küste heimgesucht, doch fehlen über die Anzahl der untergegangenen Schiffe, sowie über den angerichteten Schaden, der jedenfalls nicht unbedeutend sein dürfte, noch nähere Nachrichten.