OCHSENFURT. UFranken BAmtsstadt.

Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland
Autor: Dehio, Georg (1850-1932), Erscheinungsjahr: 1914
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OCHSENFURT. UFranken BAmtsstadt.

Pfarr-K. Von einem Bau aus 2. H. 13. Jh. (gew. 1288) hat sich der in der NOEcke stehende Turm erhalten, ein schlanker 6geschossiger Aufbau, in den mittleren Etagen mit frgot., in den obersten wieder mit rom. Einzelheiten. Die ganze übrige K. 2. H. 14. Jh. Gestreckter Chor mit 3/4 Schluß. Lhs. 7jochige Hallenkirche, das Msch. beträchtlich überhöht. Die niedrigen Strebepfll. könnten auf den Gedanken führen, daß ursp. eine Basilika beabsichtigt war und erst nachträglich Modifikation durch Überhöhung der Ssch. eintrat. Die 8eckigen Eckpfll. mit unverändertem Profil in die Scheidbgg. übergehend, Kreuzrippen auf Konsolen. Reiches geometrisches Maßwerk, vereinzelt mit ersten Ansätzen zur Fischblase. Steinerne WEmpore durch alle 3 Schiffe. — Ganze L. 47 m. — Der Hochaltar von 1612, der ähnlich dem in Frickenhausen war. 1892 durch neugot. Aufbau ersetzt; erhalten das große Kreuzigungsrelief. Die Seitenaltäre aus derselben Zeit, 1892 ebenfalls entfernt. — Zierliches, nicht sehr großes Sakramentstürmchen 1496. Außerdem Sakramentsnische E. 14. Jh. — Bronzenes Taufbecken mit reicher, nicht eigentlich lebendiger Gliederung; in vieler Hinsicht ähnlich dem von Hermann Vischer d. Ä. in Wittenberg von 1457 (der von Riemenschneider gefertigte Deckel nicht mehr vorhanden). — Chorgestühl E. 14. Jh. (Brüstungswände und oberer Abschluß neu). — Auf der Fenstersohlbank des nördl. Ssch. 3 Steinstatuen aus 2. H. 14. Jh. — Bmkw. Holzstatue einer schmerzhaften Muttergottes, geistreich in Bewegung und Gewandung, bei sehr verfehlten Proportionen, um 1520. Holzstatue des h. Nikolaus, Riemenschneider nahestehend.

Neben der Kirche Michaelis-Kap. (»Karner«) bez. 1440, Meßstiftung 1473, Gwb. 1492 (Inschr.). Der Erbauer Hans Pauer war erster Polier bei S. Lorenz in Nürnberg. Zweigeschossige Anlage, wie sie namentlich in Mitteldeutschland für derartige Totenkapp. sehr verbreitet ist, ausgeführt mit mehr [pg 316] als gewöhnlichem Aufwand. Hauptgeschoß hoch, hell und klar mit fast ganz aufgelösten Wänden, Sterngwbb. und WEmpore. An der Front doppelflügelige Freitreppe und reiches Portal, im Tympanon Jüngstes Gericht in 2 Streifen. Auf dem Altar Steinmadonna, seitlich 2 Holzstatuen, S. Michael und S. Sebastian, um 1500, effektvolle Arbeiten, von der Würzburger Schule unabhängig.

Spital-K. (Herz Jesu). Flachgedeckter spgot. Saal mit gewölbtem Chor von 1499. Im Tympanon des WPortals die Liebeswerke der h. Elisabeth, um 1450. — Spitalhof mit hübscher Laube in Holzarchitektur 1551.

Kapuziner-K. 1664. 1sch. Gwbbau (Tonne). Altarblätter von Onghers.

Kap. S. Wolfgang. Bez. 1463. — Hochaltar mit nicht üblem Gemälde 1699. Steinerne Kanzel 1551.

Die meist starke Befestigung aus 2. H. 14. Jh., zu einem großen Teil erhalten. 2 Tore mit schlichten hohen 4eck. Türmen (1567) bestehen noch. Die Mauertürme rund.

Rathaus 1497-1513. An den Schmalseiten Treppengiebel, an der längeren Marktfront Freitreppe (unsymmetrisch), Uhrtürmchen, Steinmadonna (1498) an der Ecke — einfache Mittel zu hübscher Gesamtwirkung. Im Erdgeschoß Wachstube, Wage, Lagerhaus; im Obergeschoß Diele und Ratssaal. Türbeschläge. Spgot. Tische und Schränke. Messingener Eicheimer. Ortsmuseum.

Stattliche Beispiele von Amtsgebäuden aus 1. V. 16. Jh., ehemals domkapitelsche, sind das jetzige Rentamt und Bezirksamt. — Am Marktplatz Fachwerkhäuser A. 17. Jh. In der Spitalgasse gut durchgeführter Bar. Bau von 1717. — Auf dem Markt Ziehbrunnen von 1573. — An der Landstraße zahlreiche Bildstöcke.