Die Pflanzenwelt

Die Pflanzenwelt

Die Vegetation auf diesen flachen Eilanden ist in mannigfacher Weise von der des Festlandes verschieden, indem z. B. die Waldungen fehlen, dagegen die salzliebenden Pflanzen häufig vorkommen, ferner die Gewächse meistens niedrig bleiben und fast sämtlich blasser gefärbt erscheinen, als ihre verwandten Arten auf dem Festlande. Besonders charakteristisch ist die Pflanzenwelt in der Nähe des Meeres. Am äussersten Rande der Dünen, wo die Verdunstung des Seewassers auf die Vegetation einwirkt, entkeimen dem sterilen Sandboden saftreiche Pflanzen. Unter diesen ist Helianthus pepisides, die dickblättrige Salzmiere, mit weissen Blumen (Juni und Juli) und gelbgrünen Blättern, welche am oberen Teile des Stengels mit herabgebogenen Spitzen dachziegelartig übereinander stehen, ziemlich häufig. Nicht minder oft kommt Cakile maritima, der Meersenf, mit etwa 1 ½ Zentimeter langen Schötchen und fiederspaltigen Blättern vor. Diese Pflanze ist durch ihre hell lilafarbigen Blüten (Juli bis September) sehr leicht aufzufinden.

Auf den Dünen gewähren die weitverzweigten feinen, aber starken Wurzeln des Sandhafers, Ammophila arenaria, von den Insulanern Helm genannt, dem leichten Sande den so notwendigen Halt gegen Wind und Wetter. Dieses Gras ist an den runden, mit stacheliger Spitze versehenen bleichgrünen Blättern und dichten, fast walzenförmigen grannenlosen Rispen zu erkennen. Seltener findet sich, dazwischen der baltische Sandhafer, Ammophila baltica, der sich von dem vorhergehenden durch seine lanzettigährenförmigen Rispen unterscheidet. Zwischen diesen kommt an einzelnen Stellen das Sandhaargras, Elymiis arenarius, vor,, welches in seinen breiten blapgrauen schilfartigen Blättern auffallende Unterscheidungszeichen besitzt. Auch der Dünenweizen, Triticum junceum, mit weit umherkriechenden Ausläufern und wechselständigen Aehrchen ist hier sowie auf dem Strande verbreitet und gewährt nebst den Seggen, z. B. der Sandsegge, Carex arenaria, dem Sande Schutz gegen das Zerstäuben. Zwischen den genannten Gräsern erhebt sich mit oftmals 8 bis 9 Dezimeter hohem, kerzengeradem Stengel und stachelspitzig gezähnten Blättern die gelbblühende Acker-Gänsedistel, Sonchus arvensls.


An den Abhängen der Dünen, welche dem Innern der Insel zugekehrt sind, findet sich auf den östlich vom Dorf e Norderney gelegenen Dünen Eryngium maritimum, auch Seemannstreu genannt. Dieses starre, stachelige Gewächs, welches zu den Umbelliferen oder Doldenpflanzen gehört, wird als besonders charakteristische Dünenpflanze vielfach von den Badegästen gesammelt. Leider verliert die Eryngie im getrockneten Zustande bald ihre zarte, weisslich graue Farbe, die auf Stengeln und Blättern einen amethystblauen Anflug besitzt, während die Blüten (Juli und August) ihre stahlblaue Färbung länger bewahren.. In Norderney ist die Pflanze unter dem Namen weisse Distel bekannt. Auf Spiekcroog kommt dieselbe in den Dünen nördlich vom Dorfe und auf der Insel Sylt am Lister Hafen in Menge vor. Auf den Sylter Dünen ist ferner das Auftreten von Pisum maritimum, der Seestrandserbse, sehr bemerkenswert. Der vierkantige Stengel dieser Pflanze ist liegend hin- und hergebogen. Die elliptischen Blätter sind vierpaarig; die Fahne violett, rotgeadert mit lilafarbigem Flügel und Kiel (Juli bis September), sie findet sich auch, wenngleich selten, auf Spiekeroog.

Auf Borkum gewährt ein etwa 1½ Meter hoher dorniger Strauch, der Seekreuzdorn, Hippophaes rhamnoides, mit seinen vielen Ästen mit schmal lanzettartigen Blättern einen trefflichen Halt gegen das Sandwehen. Aus diesem Grunde ist der Seekreuzdorn mit gutem Erfolge auf dem südlichen Teile der Helgolander Düne angepflanzt worden.

Auf den etwas weiter im Innern der Inseln gelegenen Dünen (mit Ausnahme von Helgoland) breitet sich die niedrige, strauchartige Dünenweide, Salix repens, var. argentea, -aus; ferner die kleine bibernell-blättrige Rose, Rosa pimpinellifolia, welche mit ihren zarten Blüten (Juni und Juli) die Dünen von Juist, Norderney, Spiekeroog und Sylt schmückt. Auch die kriechende Brombeere, Rubus caesius, ist namentlich auf den Borkumer Dünen verbreitet und durch ihre glanzlosen blaubereiften kleinen Früchte bemerkenswert. Letztere , in . Borkum „Schnoorbee“ genannt, ist oft sehr süss und schmackhaft, oft aber auch recht herbe. Unter den Gräsern, die hier wachsen, ist besonders die graue Keulengranne, Corynephorus canescens, mit ihren hellgrau-grünen, oft ins Rötliche schillernden, borstigen Blättern, die in Büschel zusammengedrängt stehen, sehr in die Augen fallend. In den Sommermonaten sind diese Dünen oft von blühenden Kräutern dicht bedeckt, so z. B. ist der Ackerklee, Trifolium arvense, auch Hasenpfötchen genannt, mit seinen hellgrauen, wolligzottigen und walzenförmigen Blütenständen, ferner Linaria vulgaris, das gemeine Leinkraut oder gelbe Löwenmaul, namentlich in Norderney, sowie in Langeoog und Juist verbreitet, fehlt dagegen in Borkum. Ein anderes feinblättriges Gewächs mit zarten weissen Blüten, welches man häufig findet, ist das gewöhnliche Labkraut, Galium Mollugo, ebenfalls das gelbe Labkraut, G. verum. Letzteres fehlt auf Langeoog, kommt dagegen in Helgoland vor. Auch das dreifarbige Veilchen, Viola tricolor und die kleine blaublühende Bergnelke, Jusiane montana , sowie der Schotenklee, Lotus corniculatus, mit gelben oder rotgelben Blüten und aufwärts gebogenem Blütenschnabel, ferner der Wundklee, Anthyllis Vulneraria, mit weiss-wolligen Kelchen und gelben Blüten werden in Menge auf den Dünen angetroffen. Die Bergnelke und der Wundklee fehlen auf der Helgolander Düne. Ebenso sind Trifolium repens, der weissblühende kriechende Klee, gewöhnlich weisser Klee genannt, und Tr. filiforme, der fadenstenglige Klee, mit gelben, später bräunlichen, halbkugeligen Blütenköpfchen auf den Dünen und Wiesen der Insel nicht selten. Ausserdem finden sich hier der mehrjährige Knäuel, Scieranthus perennis, und die zu den Saftpflanzen gehörende scharfe Fetthenne, Sedum acre, mit halbstielrunden Blättern und gelben Blüten. Unter den übrigen Pflanzen bemerkt man Hypochoeris radicata, das langwurzelige Ferkelkraut, mit langen blattlosen Stengeln und gelben Blütenköpfchen, deren Früchte lang geschnäbelt und mit einer weisslichen Haarkrone versehen sind; ferner das ebenfalls zu der Familie der Kompositen gehörende doldenblütige Habichtskraut. Hieracium umbellatum, und auf dem Teil der Dünen von Norderney und des Helgolander Felsens, welcher sich in der Nähe der Häuser befindet, das gewöhnliche Kreuzkraut Senecio vulgaris. Der Aussenkelch der kleinen gelben Blüten (März bis Dezember) ist sehr kurz, die Frucht flaumig. Vereinzelt wird der gemeine Spargel, Asparagus africinalis, auf den Dünen der Nordsee angetroffen. In Langeoog und Borkum kommt Thalictrum minus, die kleinere Wiesenraute, vor. Dieselbe ist besonders an den gelben Blüten (Juni und Juli) und abstehenden Rispenästen, sowie an den bläulich grünen, dreifach gefiederten Blättern kenntlich. Auch das zitronengelb blühende, am Grunde blutrot gefleckte Sonnenröschen, Helianthemum guttatum, wächst an einzelnen Stellen in den Norderney- Dünen.

Die inneren geschützten Dünentäler, deren oftmals dargiger und mooriger Boden dem Pflanzenwuchse günstiger ist als der trockene Sand, sind durch zartblühende kleine Gewächse geschmückt, deren z.T. lieblich duftende Blumen die Luft mit süssem Aroma erfüllen. Hierzu gehört besonders Parnasela palustris, die Sumpf- Parnassblume, mit weissen zartgestreiften Blumen (August und September), deren Blumenblätter inwendig beikronenartige, am Rande mit vielen drüsentragenden Borsten besetzte Schuppen haben. Fast ebenso häufig kommt Pyrola rotundifolia, das rundblättrige Wintergrün, vor. Die traubenförmig am oberen Ende des Stengels herabhängenden Blumen blühen von Ende Juli bis September. Seltener findet man auf Borkum, Spiekeroog, Langeoog und Norderney das kleinere Wintergrün, Pyrola minor, dessen dichte Trauben sich durch die rot angehauchten Blumen von der vorigen Art unterscheiden. Eine eigentümliche Pflanze, die ebenfalls auf den ostfriesischen Inseln wächst, ist Drosera rotundifolia, der rundblättrige Sonnentau. Die mit rötlichen Drüsenhaaren besetzten Blätter sondern einen wasserhellen scharfen Saft ab, von welchem die Pflanze den Namen Sonnentau erhalten hat Die kleinen weissen Blumen blühen im Juli und August.

In den feuchten Dünentälern finden sich zuweilen verschiedene Orchideen-Arten, z. B. Epipactis palustris, die gewöhnliche, und E. latifolia, die breitblättrige Sumpfwurz. Erstere mit weissen, rot gestreiften Blumen (Juni und Juli) wird in Norderney und Spiekeroog, letztere mit purpurfarbigen Blumen (Mai bis Anfang September) in Norderney, Juist und Borkum angetroffen. Ferner wachsen auf den letztgenannten Inseln Sturmia (Malaxis) Lorselii mit grünlich gelben Blumen (Juli und August) und Gymnadenia conopsea, der schnakenblütige Nacktständel, dessen hellrote, wohlriechende Blumen (Juni und Juli) bei oberflächlicher Betrachtung an eine rötlich blühende Hyazinthe erinnern.

An moorigen Stellen, namentlich auf Norderney und Borkum, gedeihen die bekannten Heidekräuter: Calluna vulgaris, die gewöhnliche Heide und Erika tetralix, die Glockenheide. Die zartrosafarbenen glockenförmigen Blüten der letzteren (Juli bis Sept.) werden auch Heideröschen genannt. Auf Sylt sind grosse Flächen bei Kampen und Braderup von diesen Kräutern bedeckt, während die Glockenheide in Spiekeroog fehlt und die Besenheide, C vulgaris, erst mit dem Pflanzmateriale des Friederiken-Tales eingeschleppt ist. Ausserdem ist auf dieser Bodenart die Morastheidelbeere, Vaccisium uliginosum, mit weissen oder rötlichen Blüten und schwarzen Beeren in Norderney heimisch; V. oxycoccos findet sich jetzt dort nicht mehr, wohl aber noch auf Föhr, Amrum und Sylt. Bemerkenswert ist es, dass sämtliche Erikaceen und Orchideen in Helgoland fehlen. In der Nähe der Heide, namentlich auf den Stellen, welche den Übergang zu den Dünen bilden, bemerkt man nicht selten Sagina nodosa, ein kleines, zartes, zu den Alsineen gehörendes Gewächs, mit sehr kurzen, linealfädigen Blättern und feinen weissen Blumen (Juli und August).

Von Gräsern trifft man auf diesem Erdreiche, besonders an feuchten, torfartigen Stellen, das schmalblättrige Wollgras, Eriophorum angustifolium, aus dessen Blüten (Mai und Juni) zahlreiche weisse Wollhaare büschelförmig hervorwachsen. Ferner ist in den Dünentälern Carex trinervis sehr verbreitet. Die Früchte derselben haben scharf vortretende Nerven, während die Blätter an den 10 bis 20 Zentimeter hohen Halmen gedrängt stehen. Auf den ostfriesischen Inseln und auf Föhr findet sich das Sandlieschgras, Phleum arenarium, welches durch seine ährenförmigen, länglichen, am Grunde etwas dünneren Rispen, sowie durch die in eine kurze Granne zugespitzten und am Rücken steifborstig bewimperten, lanzettartigen Blütenscheideblätter kenntlich ist.

Einige Pflanzen kommen sowohl in den Dünentälern als auch auf den Wiesen vor. Hier gehören z. B. Erythraea linarifolia, das leinkrautblättrige Tausendgüldenkraut mit roten Blumen (Juni bis August); ferner E. ramosissima (pulchella), das vielästige Tausendgüldenkraut, welches vorzüglich in Langeoog und Norderney heimisch ist. Auch Euphrasia officinalis, der gemeine Augentrost, dessen blasslilafarbige Blüten an beiden Seiten der Unterlippe hellgelbe Flecken haben, sowie E. odontites, der rote Zahntrost, mit hellpurpurfarbigen Blumen, welche von Juni bis August blühen, finden sich auf beiden Standorten.

Die Kryptogamen sind hier u. a. durch verschiedene Arten Laubmoose und Flechten vertreten, z. B. durch das gewöhnliche dreiseitige Astmoos, Hypnum triquetrum, ferner durch das zu den Flechten gehörende, als Heilmittel bekannte Isländische Moos, Cetraria islandica, dessen blattartig vielteilige Lappen oben braungrün, unterseits weisslich gefärbt sind.

In der Nähe der Heide, wo die Wiesen beginnen, wächst auf Sylt und angeblich auch auf Borkum Arnica montana, Berg-Wohlverleih. Die ganzrandigen, fünfnervigen Blätter dieser Pflanze stehen am Stengel gegenständig, Strahl- und Röhrenblumen sind gelb. Auf Gras-Plätzen der Inseln Juist, Norderney, Baltrum und Sylt kommt die gemeine Bibernelle, Pimpinella saxifraga, vor. Die vielstrahligen Dolden tragen kleine weisse Blumen, welche im Juli und August blühen.

Die Gärten der Insulaner vor den Häusern sind meistens mit Malven, Stockrosen, Astern, Georginen, weissen Lilien, Reseda, Monatsrosen etc. geschmückt. Die Hecken bestehen häufig aus Sträuchern von afrikanischem Bocksdorn, Lycium barbarum, mit rötlichen oder violetten Blumen und länglichen gelben Beeren. Dieser Strauch, der aus dem Orient nach dem nördlichen Europa gebracht zu sein scheint, bietet den Stürmen Trotz und gedeiht im schlechtesten Sandboden vortrefflich. Auf den Dächern einiger älterer Häuser z. B. in Spiekeroog findet sich das gemeine Hauslauch, Sempervivum tectorum, dessen dicke Wurzelblätter kugelige Rosetten bilden.

Auch Holzpflanzen sind in der Nähe der Häuser und in einigen Dünentälern kultiviert, kommen jedoch des scharfen Seewindes wegen nicht über die Höhe der sie schützenden Gegenstände hinaus. Am besten gedeihen Erlen und verschiedene Arten Weiden, ausserdem werden Kiefern, z. B: Pinus maritima, die Meerstrandkiefer, Fichten, Schwarzpappeln, Silberpappeln, Ulmen, Linden, Fliederbüsche, Äpfel- und Kirschbäume und in Helgoland selbst einzelne Maulbeerbäume angepflanzt. Letztere Insel hat durchschnittlich ein so mildes Klima, dass z. B. der Lorbeer dort ohne Bedeckung im Freien durchwintern kann.

Der Ackerbau ist, den Kartoffelbau ausgenommen, auf den meisten Düneninseln von keiner grossen Bedeutung; in Spiekeroog fehlen die Getreideäcker gänzlich.

Unter den Pflanzen, welche als Unkraut auf den Äckern wachsen, sind besonders bemerkenswert: Erodium cicutarium, der schierlingsblättrige Reiherschnabel, Viola tricolor, das dreifarbige Veilchen und eine niedliche rotblühende Pflanze, Anagallis arvensis, Acker-Gauchheil genannt. Ausserdem treten Spergula arvensis, der Acker-Spark, Cerastium triviale, das gewöhnliche Hornkraut, Euphorbia helioscopia, die Acker-Wolfsmilch, Fumaria oflicinalis, gemeiner Erdrauch, mit rosenroten, in dunkelrote Spitzen auslaufenden Blumen und Stachys arvensis, Feldziest, mit weissen, rötlich angelaufenen Blumen und dunkelroten Punkten auf der Unterlippe, häufig auf. In Langeoog und Norderney ist der blau blühende Acker-Krummhals, Lycopsis arvensis, heimisch.

An den Wegen und Hecken finden sich verschiedene Pflanzen, unter denen z. B. Vicia cracca, die Vogelwicke mit bläulichen Blüten und fiedernervigen Blättern, sodann die Schafgarbe, Achillea millefolium, ferner das bekannte Hirtentäschel, Capsella bursa pastoris, mit dreieckigen Schötchen, sowie der Wermut, Artemisia absinthium, und die breitblätterige Melde, Atriplex latifolia, am meisten in die Augen fallen. Auf einigen Inseln, z. B. Helgoland, ist Senebiera coronopus, der gewöhnliche Krähenfuss, mit weisslichen Blüten (Juni bis August) und gewundenen stacheligen Früchten, ferner der gelbblühende Senf, Brassica nigra, und in Langeoog die gebräuchliche Hundszunge, Cynoglossum officinale, mit dichtblütigen, rotvioletten Trauben, welche im Mai bis Ende Juni blühen, sowie in Spiekeroog und auf den meisten übrigen Inseln, Lepidium ruderale nicht selten.

Auf den Wiesen, deren Pflanzenwuchs im Innern der Inseln zum grössten Teil aus Phleum pratense, Poa pratensis und P. trivialis besteht, finden sich noch einige Arten Festuca, Bromus, Alopecurus und Carex, ferner Holcus lanatus, das wollige Honiggras, Dactylis glomerata, das gemeine Knäuelgras, Agrostis alba, der weisse Windhalm u.a.m. Auf Sylt und Föhr, sowie auf den ostfriesischen Inseln kommt an vielen Stellen auch Anthoxanthum odoratum, das gewöhnliche Ruchgras vor, welches getrocknet oder gerieben sehr angenehm riecht.

Zwischen den Wiesengräsern zeigen sich ausser den meisten der genannten Arten von Trifolium der rotblühende Wiesenklee, T. pratense, ferner Ononis spinosa, die dornige Hauhechel, mit rötlichen Blumen und der gelbblühende scharfe Hahnenfuss, Ranunculus acris. Dazwischen findet sich Hieraclum umbellatum, das doldenblütige Habichtskraut, welches in Varietäten auch an den Dünen wächst.

Von Kryptogamen gedeihen auf den Wiesen verschiedene Arten von Pilzen, z. B. auf Spiekeroog der essbare Stein- oder Edelpilz, welcher an seinem hellweissen festen Fleische und dickem Stiel, auf welchem der halbkugelige Hut sitzt, kenntlich ist. Von dem eben genannten unterscheidet sich wesentlich der ebenfalls häufig vorkommende, jedoch nicht essbare gemeine Stäubling oder Püster, Lycoperdon gemmatum, indem die äussere Hülle, welche sich auf dem Scheitel öffnet, einen bräunlichen Staub und ein flockiges Mittelsäulchen enthält.

Auf feuchten Stellen der Wiesen bemerkt man nicht selten unter dem übrigen Grün die rötlichen Blumen der Kuckucks-Lichtnelke, Lychnis flos cuculi und die frischen gelben Blumen von Ranunculus flammula.

An Grabenrändern und Sümpfen treten einige Arten Epilobium auf, z. B.: E. palustre, das Sumpfweidenröschen mit blassroten Blüten, und E. parviflorum mit kleinen fleischfarbenen Blüten. Nach dem Verblühen sind diese Pflanzen besonders leicht an dem feinen Haarschopf zu erkennen, welcher sich an dem Samen derselben bildet. Nicht minder häufig sind der dreiteilige Zweizahn, Bidens tripartita, mit unrein dunkelgelben Blumen, ferner der Froschlöffel, Alisma plantago (selten !), sowie der Sumpfdreizack, Triglochin palustre und Rumex maritimus, der Meerstrand-Ampfer. Auch verschiedene Arten von Binsen, z. B. Juncus maritimus, oder Simsen, Scirpus maritimus, Sc. Tabernaemontane, etc. erheben sich mit ihren zähen Stielen und Blättern aus dem Wasser der Sümpfe. Dagegen bleiben Ruppia maritima, die See-Ruppie, Zannichellia pedicellata, die gestielte Zannichellie, und Potamogeton pectinata, das Meerstrands-Laichkraut, zum grössten Teil unter dem Wasserspiegel.

Je mehr sich die Vegetation dem Wattstrande nähert, in desto grösserer Menge treten die salzliebenden Pflanzen auf, unter denen Glyceria maritima, das Seestrand-Süssgras oder der sog. Queller oder Andel (Jeverländ. Küste) sehr häufig ist. Diese Pflanze, welche vom Mai bis August blüht, fehlt auf der Helgolander Düne, ist jedoch am Bollwerk des Felsens nicht selten. Auf sämtlichen Düneninseln sind Agrostis alba var. maritima, der strandständige Windhalm, welcher im Mai und Juni blüht, und Atriplex littoralis, die Strandmelde, sowie A. patula, die schmalblättrige Melde, heimisch. Erstere blüht von Juli bis September, letztere, welche am Seestrande in mehlig schülferiger Varietät vorkommt, blüht von Juni bis August. Eine sehr hübsche kleine Blume, welche sich auf diesem Erdreiche und auf dem Helgolander Felsen sehr häufig findet, ist die Grasnelke, Statice armeria, mit linienförmigen Blättern und schönen roten Blütenköpfen (Mai bis August).

In der Nähe des Watts und an den Seedeichen, z. B. der ostfriesischen Küste und der Insel Föhr sind die Strandgewächse heimisch, die sich oftmals schon durch besondere Färbung etc. von den verwandten Arten, welche im Innern der Inseln wachsen, unterscheiden. Hierzu gehört z. B. Artemisia maritima, der Seewermut, mit weisslich blassblaugrüner Farbe und scharfem Geruch der Blätter und Stengel. — Eine ziemlich seltene Pflanze, die sich am Wattstrande, vorzüglich der Insel Spiekeroog, ferner auf Borkum, Langeoog und vor den östlichen Deichen der Insel Föhr findet, ist die Meerstrandnelke, Statice ilmonium. Die eirundlänglichen, lederartigen Blätter stehen meistens am Grunde des 14 bis 20 Zentimeter hohen Schaftes. Am oberen Teile desselben sind die doldentraubigen einseitswendigen Ähren mit vielen kleinen blauen oder lila Blüten geschmückt. Diese beiden letztgenannten Gewächse fehlen in Helgoland; dagegen findet sich Plantago maritima, der Strand-Wegerich, mit glatten linearen, rinnenförmigen Blättern, sowie Cochlearia danica, das dänische Löffelkraut, mit weissen Blüten (Mai und Juni) auf dem Helgoländer Felsen und auf den übrigen Inseln meistens an solchen Stellen, wo der Einfluss des Seewassers bemerkbar ist. — Auf dem Wege am Watt in Norderney wird das an Wiesen und Wegen der Inseln verbreitete Gänsefingerkraut, Potentilla anserina, mit gelben Blumen und fadenförmig kriechendem Stengel angetroffen. — In ähnlicher Weise wie am Strande des offenen Meeres sieht man auch am Wattufer eigentümlich saftige Pflanzen. Zu diesen gehört das kleine Küsten-Milchkraut, Glaux maritima, mit rötlichen Blumen, die einzeln in den Winkeln der lanzettartigen, etwas fleischigen Blätter sitzen und im Juni und Juli blühen. Eine hier ebenfalls nicht seltene, noch feinere Pflanze als die eben genannte, welche sich nur in geringer Höhe vom Boden erhebt, ist Lepigonum marinum, die Salzschuppenmiere mit fleischigen, aber zarten Blättern und hellroten, ins Violette stechenden Blüten (Juni bis August). Etwas seltener ist die flügelarmige Schuppenmiere, Lepigonum marginatum, welche weniger kleine Äste hat und deren rötliche Blüten später in Weiss verbleichen.

Hier sowohl als auch auf dem Aussenrande der Dünen am offenen Meere kommt das Salzkraut, Salsola Kali, vor, dessen sperrige Äste pfriemenförmige Blätter haben, welche in eine dornige Spitze auslaufen. Auch bei dieser Pflanze sitzen die ungestielten Blüten (Juli und August) in den Blattwinkeln.

Auf den Stellen des Ufers, welche den Überflutungen des Meeres ausgesetzt sind, wachsen die Strand -Soda, Chenopodium maritimum (auch Schoberia oder Suaeda maritima genannt), mit halb walzenförmigen, fleischigen Blättern, die im Spätsommer oftmals nebst den in den Blattwinkeln sitzenden, geknäulten Blüten (Juli und August) rötlich anlaufen. Die Keimlinge des Samens liegen in einer Ebene spiralig ineinander gerollt. Besonders auffallend ist das eigentümliche Glasschmalz, Salicornia herbacea, dessen krautiger, blattloser Stengel mit gegenständigen Ästen und Ähren besetzt ist. Letztere sind stielrund, fleischig, saftig und gegliedert. In den Scheiden dieser Stengelglieder sitzen die Blüten (August bis Oktober), jedes Mal in Triangelform zusammengestellt. Die jungen Pflanzen des Glasschmalzes liefern einen sehr erfrischenden, wohlschmeckenden Salat. — Unter diesen Pflanzen findet sich ebenfalls die schöne Strandaster, Aster tripolium, deren Blumen mit gelber Scheibe und blauem Strahl im Juli bis September blühen. Unmittelbar am Ufer des Wattenmeeres sind die Blätter salzhaltiger und werden nach dem Trocknen gelblicher als die der Astern, welche an den Deichen oder Sümpfen wachsen.

Wenn nun auch die Pflanzenwelt der Inseln mit diesen Gewächsen am Strande aufhört, so beginnt wiederum eine neue, wunderbare und reiche Vegetation in den durchsichtigen Fluten des Meeres. Von Phanerogamen ist hier Zostera marina und Z. nana, das bekannte Seegras verbreitet, welches von den Wogen, oftmals in dichte Ballen zusammengerollt, an das Ufer getrieben wird. Weit zahlreicher sind jedoch die Kryptogamen durch die sogen. Algen vertreten, welche sich sowohl im salzigen als auch im süssen Wasser finden. Hauptsächlich unterscheiden sich die Algen von den bisher genannten Pflanzen dadurch, dass die oft scheinbaren Formen von Blättern und Stengeln nur aus gleichförmigen Zellgeweben bestehen; ferner, dass sie keine Wurzeln, sondern sogen. Haftorgane besitzen, mit welchen sie sich auf Steinen, Muscheln etc. festsaugen. Man hat die Pflanzen in drei grössere Abteilungen eingeteilt und nach der Farbe des Laubes, die auch mit der der Sporenfrüchte übereinstimmt, Grün-, Braun- und Rotalgen, resp. Grünsamige, Schwarzsamige und Rotsamige benannt. Sporenfrüchte heissen die Zellen, welche den Keim zu einer neuen Alge ausbilden. Während die Braun- und Rotalgen mit sehr wenigen Ausnahmen auf das Meer beschränkt sind, herrschen die Grünalgen dagegen im süssen Wasser vor. Hinsichtlich der Verbreitung nach der Tiefe ist ferner zu bemerken, dass die Grünalgen entweder an der Oberfläche oder nur in sehr geringer Tiefe (2 bis 4 Meter) wachsen, die Braunalgen etwas tiefer (die meisten auf 10 — 20 — 40 Meter) und die Rotalgen am tiefsten, was wohl darauf beruht, dass die verschiedenfarbigen. Strahlen, woraus das Sonnenlicht besteht, nicht alle in gleicher Weise von dem Meerwasser absorbiert werden.

Zu den Braunalgen, Melanophyceae, gehören die Fucus- oder Tang-Arten. Diese eigentümlich lederartigen Pflanzen sind mit grossen oder kleinen Blasen, sogen. Vesikeln besetzt, welche den Gewächsen zum Schwimmen dienen. Sehr deutliche, oft herzförmige Blasen, welche in zwei durch eine Mittelrippe getrennten Reihen stehen, hat der gelblich-braune Blasentang, Fucus vesiculosus,. dessen Thallus oder Laub in verschiedenen glattrandigen Formen vorkommt. Nicht minder häufig sieht man am Strande Fucus nodosus. Die grossen ovalen Vesikeln, welche, auf glühende Kohlen geworfen, mit lautem Knall zerplatzen, sind in dem Laub, dessen Mittelrippe fehlt, nur einreihig gestellt. Von obigen Arten unterscheidet sich der gesägte Tang, Fucus serratus, vorzüglich durch den Mangel an Vesikeln und durch den gesägten Rand. Zu den schwarzsamigcn Algen gehört ferner der bei Helgoland sehr verbreitete Zuckertang, Laminaria saccharina,. welcher einen zuckerartigen Stoff enthält. An dem Haftorgan und Stiel befindet sich ein sehr langer, bandartiger Thallus mit wellig gebogenem und gekräuselten Rande. Auch der gefiederte Tang, Laminaria digitata, mit grossem blattartigen, fingerig geteilten Thallus wird oftmals an den Strand gespült. Eine eigentümliche Alge, welche nur aus einem einfach runden, saftigen, oft 3 bis 6 Meter langen und 2 — 4 Millimeter dicken Bande besteht, ist der Fadentang, Chorda filium.

Auf einigen der genannten Fucus-Arten wachsen wieder andere Algen, z. B. Ectorcarpus littoralis, ein bräunlich, grünes, fein verzweigtes Gewächs. Diesem sehr ähnlich, doch gründlicher gefärbt, ist Ectocarpus siliculosus. Beide Arten kommen auch an den Buhnen von Norderney vor. Bei oberflächlicher Betrachtung erscheinen ihre feinen Zweige verworren, bei genauer Untersuchung jedoch als schön verästelte Fadenmassen.

Die zu den grünen Algen gehörenden Konferven-Arten, welche zum Teil im süssen Wasser vorkommen und dort gewöhnlich als Schlamm bezeichnet werden, sind auch mit verschiedenen Arten im Meer vertreten. Bei Helgoland und den übrigen Inseln finden sich ausserdem einige schöne Ulvaceen, z. B. Porphyra purpurea, welche in Form einer zarten, hellpurpurfarbenen Haut an verschiedenen Stellen die Felsblöcke der Ostküste bedeckt, oder wie auf Borkum u.s.w., in den See Wasserlachen des Wattstrandes von den spielenden Fluten auf die mannigfaltigste Weise gefaltet, mit seidigem Schimmer unter der Oberfläche erglänzt. Nicht minder selten ist die grasgrüne oft zwei Fuss lange und halb so breite Ulva latissima, während die bandartige hellgrüne Ulva Linza und U. lactuca, der Meersalat, sehr häufig sind. Bei den jüngeren Pflanzen dieser Spezies erheben sich am Haftorgan mehrere grüne fadenförmige Zweige, während dieselben später einen blattartig grünen Algenkörper und einen hohlen, oben aus zwei Zellenlagen bestehenden Stiel entwickeln. Auch die dunkelgrüne, verästelte, bandartig flache Enteromorpha compressa und die unverästelte, schlauchartig aufgeblasene L intestinalis werden vielfach angetroffen (Buhnen von Norderney etc.). Weniger häufig ist die hellfarbige E. clathrata.

Die schönsten Farben und Formen enthalten die rotsamigen Algen. Am häufigsten findet man von diesen die feinen, rötlichen, wiederholt gabelästigen Fäden von Geramium lubrum, oder das feinfädige, dunklere, fast purpurfarbige C. violaceum. Etwas seltener kommt C. diaphanum vor, welches an einzelnen Stellen gürtelartig berindet ist, so dass diese zarten Zweige abwechselnd rötlich und farblos erscheinen. Zu diesen hübschen Gewächsen gehört ebenfalls die kleine Ptilota plumosa, welche aus feinen, gegabelten Stielen besteht, die zweizeilig mit zarten Fiedern besetzt sind, wodurch sie mit den Farrenkrautblättern Ähnlichkeit hat. Auch die meist rosenroten Pflanzen der Gattung Caltithamnion, von denen einige Arten als Epiphyten auf anderen Algen wachsen, sowie die Polysiphonien sind durch schöne Farben und zarte Formen besonders ausgezeichnet. Ausserdem ist die zarte purpurfarbige Halymenia ligulata, deren breite hautartige Blätter an einem Punkte am Ende zusammengeheftet sind, sehr bemerkenswert. Eine andere eigentümliche Alge, welche den gestielten und mit Adern durchzogenen Blättern der phanerogamen Pflanzen sehr ähnlich scheint, ist die schöne rosenrote Delesseria sanguinea, an deren stengelförmigem Algenkörper mehrere ziemlich lange und grosse, lanzettartig geformte, prachtvoll rote Blattkörper sitzen, welche am Ende breiter und stumpfer werden und mit zarten Adern durchzogen sind, die von starken Mittelnerven ausgehen. Diese beiden letztgenannten schönen Algen finden sich jedoch nur im tiefen Wasser z. B. in der Nähe Helgolands. — Auch das bekannte Irländische oder Karraghen-Moos, Chondrus crispus, welches häufig auf Helgoland und auch bei Norderney und Borkum vorkommt, gehört zu den rotsamigen Algen.

Sehr viele Seegewächse lassen sich nur mit Hilfe des Mikroskops bestimmen und ist diese submarine Pflanzenwelt so reichhaltig, dass man bis jetzt schon viele hundert Arten entdeckt hat.

Um die feinen und zartfädigen Algen auf Papier kleben und mit in die Heimat nehmen zu können, wäscht man die Pflanzen in süssem Wasser aus. Sind dieselben von Seewasser, Sand etc. vollständig gereinigt, so legt man sie auf ein Blatt weissen Schreibpapiers, welches auf einem tiefen Teller liegt. Dann giesst man soviel süsses Wasser darauf, bis die Pflanze in demselben schwimmt. Breiten sich nun die feinen Äste der Alge ordentlich aus, so zieht man den Bogen mit der daran haftenden Pflanze aus dem Wasser und ordnet zugleich die zarten Fäden mit einem Pinsel oder einer Nadel in der Weise, dass die einzelnen Formen möglichst sichtbar werden. Diese Seegewächse kleben auf dem Papier durch ihren Gehalt an Karraghen meist von selbst fest. Nachdem dies geschehen ist, müssen die Pflanzen mit dem Papiere, welches man an den Rändern zu befestigen pflegt, vorsichtig getrocknet werden. Auch auf Glas oder dünnen Tafeln von Gipskristallen, sogen. Marienglas, kann man die Algen ausbreiten, welches Verfahren sich namentlich für Exemplare zu mikroskopischen Untersuchungen eignet.

Denjenigen, die sich spezieller für die anziehende Inselflora interessieren, sei die „Flora der Ostfries. Inseln“ von Prof. Dr. F. Buchenau (Norden, 1881, Herrn. Braams) aufs wärmste empfohlen; sie kostet hübsch gebunden nur 3 M. 50 Pf.