Westerland auf Sylt

Westerland auf Sylt

Seebad, auch Warmbadeanstalt. Eigentümer: F. A. Haberhauffe.
Badearzt: Dr. Lahusen. Frequenz im
Jahre 1883: 2570 Badegäste und Passanten.


Literatur: Brück, W., Das Nordseebad Westerland -Sylt Dresden 1877. Weiske. 50 Pf. - Hansen, C. P., Der Badeort Westerland-Sylt und Bewohner, Altona 1868. Sorge. 3 Mk., Karte a part 75 Pf. — Hansen, C. P., Die nordfries. Insel Sylt, wie sie war und wie sie ist, Leipzig 1859. Weber. 2 Mk. — Hansen, C. P., Der Fremdenführer auf der Insel Sylt. Mögeltondern 1859. Hess, W., Erinnerungen an Sylt, Hannover 1876. Feesche. 2 Mk.
— Hepp , Wegweiser auf der Insel Sylt, Tondern, Dröhse. 150 Mk. Kunkel, C, Der Kurort Sylt und seine Heilwirkung, Kiel 1878. Schwers. 80 Pf. — Markus, M., Das Nordseebad Westerland-Sylt. 2. Aufl., Tondern 1878. Dröhse. 1 Mk. 20 Pf. — Sylt u. Föhr, Wegweiser für Touristen. Mit Karte. Hamburg 1880. Seelig. 1 Mk. 80 Pf.
— Weigelt, G., Die nordfries. Inseln, sonst u. jetzt, Hamburg 1873. Meissner. 3 Mk. — Karte: Meyn, Geogr. Beschreibung der Insel Sylt, Berlin 1877. Schropp. 8 Mk. (Ein vollständigeres Verzeichnis der reichen Literatur über die nordfries. Inseln ist in der Dröhseschen Buchhandlung in Tondern und Westerland zu haben).

Reise. Nach der schleswigschen Insel Sylt, welche nördlich von Föhr liegt, gelangen die Reisenden auf der Eisenbahn von Hamburg über Neumünster nach Tinglef, wo sich die Bahn nach Tondern abzweigt. Diese Strecke misst 216 Kilometer und kann in 6½ Stunden zurückgelegt werden. Für Landwirte sind die reichen Marschdistrikte in Schleswig-Holstein besonders interessant und werden häufig Abstecher dorthin gemacht.

Gasthöfe in Tondern: Bahnhofs-Hotel am Bahnhofe, Stadt Hamburg in der Stadt.

Von Tondern besteht Wagenverbindung nach dem westlich gelegenen, etwa 14 Kilometer entfernten Küstenorte Hoyer. Die Wagenbeförderung der mit direkten Billets versehenen Passagiere ist dem Eigentümer des Hotels „Stadt Hamburg“ in Tondern, H. Andresen von der Königl. Eisenbahn-Direktion übertragen.

Die Landstrasse nach Hoyer führt über grosse Wiesen, auf denen Viehherden fett geweidet werden. Bei Mögeltondern geht die Strasse am Schlosse des Grafen Schack vorüber. In etwa 1¼ Stunde ist Hoyer erreicht (Gasthof zur Stadt Tondern), doch müssen die Passagiere beinahe eine Viertelstunde bis zur Schleuse fahren, um nach dem Anlegeplatze der Dampfschiffe zu kommen. An den meisten Tagen der Saison kann man Sylt von Hamburg-Altona in einem Tage erreichen, wenn man mit dem Frühzuge von dort abgefahren ist.

Von Hoyer fahren die Badegäste, welche nach der nördlich von Sylt gelegenen Insel Romöe reisen wollen, mit der Post nach B a 1 1 u m und von dort mit dem Fährschiff nach der Insel. Es wird hier wie in Föhr nur im Watt gebadet.

Nach der Insel Sylt fahren die recht komfortabeln Post- und Passagierdampfer „Germania“, „Sylt“ und „Vorwärts“ in 2 Stunden über das Watt nach der Insel. Anfangs geht die Fahrt in etwas nördlicher Richtung im Hoyer Kanal und der Hoyer Tiefe nach dem nördlichen Ende der Insel Sylt, doch richtet das Schiff etwa auf der Hälfte zwischen dem Festlande und der Insel, wo die grossen Austernbänke unter der Oberfläche des Wassers auf dem Meeresgrunde sich befinden, den Kurs nach Südwest, wo bei der Landungsbrücke in Munkmarsch Wagen bereit stehen, um die Passagiere weiter zu befördern. Die Fahrt mit den Dampfschiffen, welche täglich hin- und zurückfahren, dauert ungefähr 2 Stunden. Die Fahrpläne, welche selbstverständlich auch hier auf Ebbe und Flut eingerichtet werden müssen, werden jährlich bekannt gemacht und können von der Badeverwaltung in Westerland bezogen werden. In Munkmarsch besteigen die Reisenden die dort haltenden Wagen und gelangen in ½—¾ Stunde nach dem in westlicher Richtung gelegenen Badeorte Westerland.

Direkte Billets werden ausgegeben in Berlin, Braunschweig, Dresden, Halle, Hamburg, Leipzig, Lübeck, Magdeburg und auf den Schleswig holsteinschen Hauptstationen. Ein Billet von Berlin (Hamburger Bahnhof) bis Westerland auf Sylt kostet in der ersten Wagenklasse 58 Mk. 20 Pf., in der zweiten Klasse 41 Mk. 90 Pf. für den Schnellzug. Von Dresden (Neustadt) bis Westerland 70 Mk. 40 Pf., bzw. 55 Mk. 10 Pf. Von Magdeburg 50 Mk. 10 Pf. und 39 Mk. 60 Pf. Von Hamburg nach Westerland 24 Mk. 30 Pf. in erster Klasse; 19 Mk. 90 Pf. in zweiter Klasse, und 15 Mk. 40 Pf. in dritter Klasse des Personenzuges. Für die Rückreise sind in der Expedition der Bahnverwaltung in Westerland direkte Billets für die genannten Stationen und für Tondern zu haben.

Wie in den Artikeln Helgoland und Wyk bereits erwähnt wurde, wird von 1884 ab von Altona aus der Seedampfer „Vorwärts“ (nicht der zwischen Hoyer und Sylt fahrende gleichen Namens) Helgoland anlaufend nach Föhr fahren, von wo ein kleiner Dampfer Passagiere für Sylt weiter befördern wird. Ob, wie vielfach gewünscht wird, für diesen Sommer auch die frühere Dampferverbindung von Husum über Föhr nach der östlichen Spitze der Insel Sylt, die Nösse genannt, wieder eingerichtet werden wird, ist noch zweifelhaft.

Hotels und Restaurationen in Westerland: Das Konversationshaus mit grossen Speisesälen für 3 bis 400 Personen, Spiel- und Lesezimmern und 24 Logierzimmern, im Jahre 1878 eröffnet; Hotelroyal mit 22 Zimmern und Speisesälen für 2 bis 300 Personen. In beiden, dem Strande nahe liegenden Hotels kostet ein Zimmer 15 bis 25 Mk. wöchentlich und volle Pension 45 bis 60 Mk. Diese Hotels, dem Eigentümer der Seebadeanstalt gehörend, sind an Herrn Bühring verpachtet. — Hotel zum deutschen Kaiser, in der Nähe des Konversationshauses, mit 30 Logierzimmem und Speisesaal für 2 bis 300 Personen. Strandhotel, dem vorigen gegenüber, eines der ältesten Gasthäuser in Westerland, 1859 erbaut, mit 10 mittelmässigen Zimmern und Speisesälen für 2 bis 800 Personen. In beiden Hotels kostet ein Zimmer 10 bis 20 Mk. wöchentlich; Pension 40 bis 54 Mk. Hotel Germania mit Gartenanlagen und 23 Logierzimmem; Christianenhöhe mit 12 Zimmern und Hotel Stadt Hamburg mit 34 Logierzimmern, sowie Westendhotel, jedes mit lO Zimmern. In den letztgenannten vier Hotels können etwa 300 Personen speisen: unter diesen liegt Christianenhöhe dem Strande am nächsten, Hotel Germania, sowie die Restauration zur Dünenhalle im alten Teile Westerlands, ferner die Restauration „zur Erholung“ und die Molkerei von Christiansen auf den Dünen; die Restaurationen von Bühring, Hast und Baeche am Strande.

Mittagstafel: In den grösseren Gasthöfen wird um 2 und um 4 Uhr gespeist. Preis im Abonnement 2 Mk. 50 Pf.; für Nichtabonnenten 3 Mk., für Kinder zu halben Preisen.

Wohnungen: Sämtliche Hotels und die meisten Privatlogierhäuser sind gut und massiv gebaut und hübsch eingerichtet, besonders die vielen neu erbauten Häuser. Die Wohnungen im westlichen Teile des Ortes, welche dem Strande am nächsten liegen, sind die gesuchtesten. In den Hotels können etwa 200 Personen und in den Privathäusem ca. 1.200 Personen zu gleicher Zeit logieren. — Für die Beförderung des Gepäcks von der Expedition in den Arkaden zu den Wohnungen der Badegäste und umgekehrt wird für Gepäckstücke von mindestens 60 Pfd. 60 Pf., unter diesem Gewicht 40 Pf. und für Handgepäck 10 Pf. bezahlt. Wird die Beförderung durch Gepäckträger gewünscht, so muss dies von den angekommenen Badegästen unter schriftlicher Angabe von Namen, Wohnung und Nummer des Gepäckscheins in der Expedition bestellt werden. Bei der Abreise ist diese Bestellung so früh zu machen, dass das Gepäck rechtzeitig in der Expedition eintreffen kann. Geht das Dampfschiff vor 8 Uhr morgens von Munkmarsch, ist dies am Abend vorher bis 6 Uhr zu bewirken.

Preise der Wohnungen. Ungefähre Normen. 1) Beste. 1 Zimmer mit Schlafzimmer und 1 Bett, pro Woche von 20 Mk. an. 2) Mittlere, desgl. von 15 Mk. an, 3) Einfachste, desgl. von 10 Mk. an. 4) Einfaches Zimmer mit Bett pro Woche von 6 Mk. an. — Ein ganzes Haus, enthaltend 4—5 Wohnzimmer, 6—8 Kammern, kostet ungefähr 100—150 Mk. wöchentlich. Die Klassifizierung ist mit Rücksicht auf Lage, Mobiliar (Betten) und Grösse gesehenen. Im Monat Juni und Septbr. sind die Wohnungen etwa ein Drittel billiger. Quartiere mit Pension sind nur in den Hotels zum täglichen Preise von 4 bis 8 Mk. zu haben.

Verwaltung der Badeanstalt. Eigentümer der Badeanstalt, des Konversationshauses, des Hotel Royal, des Strandhotels, der Strandhallen und des Warmbadehauses etc.: F. A. Haberhauffe. Büreauvorsteher: J. Groot

Bureau dem Badehause gegenüber, geöffnet von 6 Uhr morgens bis 1 Uhr mittags und von 4 bis 5 Uhr nachmittags. Verkauf der Legitimationskarten und sämtlicher Badebillets.

Kurzeit und Kurtaxe: Jeder Fremde, welcher während der Badesaison länger als 5 Tage in Westerland wohnt, wird als Kurgast angesehen und ist zur Lösung einer Legitimationskartc gegen Entrichtung der Kurtaxe verpflichtet.

Die Legitimationskarte gibt die Berechtigung zur Benutzung der Bäder am Westerlander Strande (in der Haupt- oder einer anderen Badeanstalt) und zur Benutzung sonstiger Einrichtungen des Seebades. Die Legitimationskarten werden in dem Bureau der Badeverwaltung ausgegeben, eventuell gegen Einziehung der Kurtaxe von einem Polizeibeamten dem Badegaste zugestellt. Die Kurtaxe beträgt: für einen einzelnen Badegast 10 Mk., für eine Familie 18 Mk. Für die Familienangehörigkeit ist der gemeinschaftliche Haushalt am Wohnsitze entscheidend. Kinder unter 10 Jahren und Dienstboten sind frei.

Der Beginn der Kurzeit wird durch die öffentlichen Blätter von der Badeverwaltung bekannt gemacht. Hinsichtlich der Beendigung derselben gilt Folgendes: Die Strandhalle darf erst geschlossen werden, wenn keine Badegäste mehr anwesend sind. Soll das Konversationshaus oder die Strandrestauration geschlossen oder die Badekapelle entlassen werden, so muss 10 Tage vorher der „Schluss der Kurzeit“ für einen bestimmten Tag von der Badeverwaltung durch Aushang am Strande, im Konversationshause, in den Gasthöfen etc. bekannt gemacht werden. Dieser Tag darf nicht vor Ende September sein. Mit dem Ablauf des Tages des Erlasses dieser Bekanntmachung wird die Kurtaxe auf die Hälfte herabgesetzt, so dass diejenige Kurtaxe, welche von später angekommenen Gästen zu erheben ist, nur die Hälfte der früher zu erlegenden beträgt.

Badearzt: Dr. med. Lahusen. Wohnung: Strandpassage.

Badebibliothek in der Buchhandluns von F. Dröhse aus Tondern, Strandpassage in der Nähe des Konversationshauses, der „Stadt Hamburg“ gegenüber.
Ein einzelnes Buch kostet für die ersten 2 Tage 10 Pf., für jeden Tag mehr 5 Pf., Abonnement für einen Monat 1 M. 20 Pf., für 14 Tage 75 Pf., Einlage 3 Mk., Katalog 10 Pf.
Die Arkaden liegen beim Hotel zum Deutschen Kaiser und dem Strandhotel, in demselben befinden sich Läden und eine Restauration.
Die Badekapelle unter Direktion von F. Zeitz gibt täglich Konzerte.
Das Post- und Telegraphen -Amt befindet sich bei Herrn Kapitän Friedr. Erichsen, unweit des Hotels zum Deutschen Kaiser.

Ortsbeschreibung. Der Badeort Westerland liegt fast unmittelbar hinter der hier einfachen Reihe hoher Sanddünen, welche sich von Süden nach Norden an der Westküste längs dem Meere hinziehen, und wurde von den Bewohnern des im Jahre 1436 durch eine Sturmflut untergegangenen Ortes Eidum erbaut. Letzteres lag ungefähr eine Viertelstunde südwestlich von dem jetzigen Westerland entfernt, welches in den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts anfing als Badeort besucht zu werden. Jetzt zählt Westerland in 180 Häusern ungefähr 900 Einwohner. Die älteren, meist einstöckigen, mit Giebelwohnungen versehenen Häuser sind noch mit Rohr bedeckt, doch ist die Bestimmung getroffen, dass die neu zu erbauenden Häuser, welche weniger als 30 Meter von einander entfernt sind, mit Ziegeldach versehen werden müssen. Die Fusswege zwischen den mit Gärten umgebenen Häusern bestehen aus weichem Rasen, während die Wege zum Strande in den Dünen mit Brettern bedeckt sind. Auf drei Pfaden gelangt man zum Strande, der mittelste führt bei der Restauration zur „Erholung“ über die Dünen auf einer Treppe hinab zu den am Strande gelegenen Restaurations- und Lesehallen. Der südliche Weg führt zum Damen- und der nördliche zum Herrenstrande. Kleine Stäbe mit daran befestigten Schildern dienen als Wegweiser. Die Entfernung vom Strande bis Westerland beträgt in nächster Richtung kaum 10 Minuten.

Die Warmbadeanstalt befindet sich in dem aus roten Backsteinen im Rohbaustile aufgeführten Hause gegenüber dem Badebüreau, wo der Billetverkauf stattfindet.

Für ein warmes Seewasserbad I. Klasse bezahlt man 8 Mk., n. Klasse l Mk. 50 Pf., für Kinder 1 Mk. Eine Abwaschung oder ein Sitzbad für Erwachsene kostet 60 Pf., f ür Kinder 50 Pf. Kosten für ein Handtuch 5 Pf., für ein Badelaken 15 Pf. An Trinkgeldern wird von jeder Person für die Woche 1 Mk. gezahlt. Wenn warme Bäder tags vorher bestellt werden, so wird dem Besteller die Stunde des Badens mitgeteilt.

Seebadeanstalt. Am Strande bei Westerland sind an dem nördlich gelegenen Herrenstrande 50 und am südlicher gelegenen Damenstrande 40 aus Holz gebaute, mit Asphaltpappe gedeckte Badekutschen aufgestellt, welche auf kleinen Rädern beweglich sind, jedoch wegen des an manchen Stellen recht losen Sandes nicht nach dem jedesmaligen Stande des Wassers vor- oder zurückgeschoben werden können. Am Herrenstrande sind 6 Wärter und am Damenstrande eben so viel Wärterinnen angestellt. Am Sylter Strande ist die Brandung bei den vorherrschenden Westwinden gewöhnlich recht kräftig, weil dieselbe durch keine vor dem Ufer liegenden Riffe und Sandbänke abgeschwächt wird; doch können sich die Badenden je nach der Höhe des Wassers den Wellenschlag auswählen, der namentlich bei kühlem Wetter sehr belebend wirkt.

Badeordnung. Die Badekarten sind am Strande an den Oberwärter, bezw. an die Oberwärterin abzugeben
und wird dagegen eine Marke ausgehändigt. Wird bei dem Freiwerden einer Badekarre die auf der Marke stehende Nummer aufgerufen, welches nach der Ordnung der Zahlen geschieht, so ist die Marke an den Badewärter oder die Badewärterin abzugeben und muss alsdann die Karre betreten und gebadet werden. Wird bei dem Aufrufen einer Nummer die Marke nicht abgegeben und die Badekarre nicht betreten, so wird die nächst höhere Nummer aufgerufen; die Marke mit der überschlagenen Nummer ist gegen eine andere umzutauschen.

Der Oberwärter, bzw. die Oberwärterin ist angewiesen, auf die Badenden acht zu geben, sie vor gefährlichen Stellen im Wasser zu warnen und ihnen im Notfall Hilfe zu leisten. Am Herrenstrande befindet sich ein Rettungsboot, mit dessen Führung die Badewärter vertraut sind. Am Damenstrande liegen verschiedene Badeleinen (Leitseile) aus und sind ausserdem Wurfstöcke mit Rettungstauen vorhanden.

Das Baden ist nur an den mit Tafeln als Herrenbad und Damenbad bezeichneten Plätzen und zwar unter Benutzung einer Badekutsche und nur von 6 Uhr morgens bis 1 Uhr nachmittags erlaubt. Sobald die Flaggen am Strande und auf den Dünen eingezogen sind, ist das Baden untersagt. Auch dürfen der Damenstrand und die in der Umgebung gelegenen Dünen von Herren nicht betreten werden, so lange die Flaggen dort aufgezogen sind. Knaben zwischen 5 und 8 Jahren dürfen am Damenstrande nur von 11 bis 1 Uhr, ältere nur am Herrenstrande baden. Am Herrenstrande darf nicht ohne Benutzung von Badehosen gebadet werden.

Gefahr für die Badenden ist am Sylter Strande eben so wenig bei der erforderlichen Vorsicht vorhanden, wie auf allen übrigen Nordseebädern, wo im offenen Meere gebadet wird, doch ist es auch hier geraten, während der Ebbezeit nicht zu weit zu gehen, weil die Wellen nach dem Meere hinaustreiben.

Preise der B?der. Erwachsene zahlen für ein Bad 75 Pf., Kinder unter 14 Jahren für ein Bad 40 Pf. Nachweisbar Unbemittelte erhalten Badekarten zu ermässigten Preisen. Für ein warmes Fussbad in der Badekarre nach genommenem Seebad ist an den Oberwärter bzw. die Oberwärterin 30 Pf. zu entrichten und solches Bad vor dem Betreten der Badekarren zu bestellen. Für den jedesmaligen Gebrauch eines Handtuches sind 5 Pf., eines Badelakens 15 Pf. zu bezahlen.

Die Badekarten sind im Bureau der Badeverwaltung zu entnehmen.

An Trinkgeldern ist für Oberwärter und Wärter (Oberwärterin und Wärterinnen) zusammen für die Woche für 1 Person 1 M., für 2 Personen derselben Familie 1 Mk. 50 Pf., für 3 und mehr Personen derselben Familie 5 Mk. zu zahlen. Diejenigen, welche

Die Miete für ein leinenes Zelt am Strande kostet pro Woche 6 Mk. Strandstühle, welche man beim Stuhlmacher Wünschmann erhält, werden nach Vereinbarung mit 1 bis 2 Mk. wöchentlich bezahlt.

Der Strand, welcher eben so schön, nur nicht überall so fest und gut zum Gehen ist, wie auf den übrigen Nordseeinseln, bietet durch die grosse Ausdehnung von 5 Stunden Länge Gelegenheit zu weiten Spaziergängen. Eigentümlich geformt sind die von den Wogen geschliffenen hellen Quarzstücke, welche in Menge mit anderen Steinchen am Ufer liegen. Die Insel Sylt zeigt den jetzt noch fortdauernden Übergang des festen Landes in eine vom Meere neu gebildete Sandinsel, welcher auf den ostfriesischen Eilanden seit langer Zeit vollendet ist. Infolge der durch die Sturmfluten an der Sylter Küste bewirkten Zerstörungen hat die Königlich Preussische Regierung auch hier eine Anzahl Buhnen erbauen lassen, um den Bestand dieser grössten deutschen Nordseeinsel, welche für das dahinter liegende Festland sehr wichtig ist, zu erhalten.

Beschreibung der Insel. Die Insel Sylt ist wie ein lateinisches grosses T geformt, dessen oberer Teil von Süden nach Norden aus Sandland und Dünen besteht, während der andere Teil sich in der Richtung von Westen nach Osten erstreckt und dieselbe Bodenbeschaffenheit hat wie das schleswigsche Festland. Auf diesem älteren Teile der Insel liegen 11 Ortschaften: Klein- und Gross-Morsum, Osterende, Archsum, Keitum, Tinnum, Westerland, Wenningstedt, Kampen, Braderup und Munkmarsch; dagegen auf dem Sandlande ziemlich im äussersten Norden der Insel das kleine Dorf List, und im Süden die Überreste des Dorfes Rantum.

Der Flächeninhalt der Insel beträgt etwa 1½ Quadratmeilen, davon sind 5/8 Quadratmeile Dünen, ¼ Quadratmeile Ackerländereien, ½ Quadratmeile Wiesen und Heideländereien; das übrige kommt auf den Strand.

Zum grössten Teil haben die Dünen eine von Südwesten nach Nordosten sich erstreckende Richtung genommen, in deren Schluchten der Seewind den losen Sand weiter treibt, so dass fortwährend Anpflanzungen erforderlich werden. Das Terrain zwischen Westerland und Kampen steigt in wellenförmigen schwachen Erhebungen, meist mit duftigen Heidekräutern bewachsen, bis zu einer Höhe von über 30 Metern beim Roten Kliff. Letzteres ist ein im Westen schroff nach dem Meere hin abfallender, hoher Hügelrücken, auf dem sich, vom Winde getürmt, kleine Dünen bilden, die jedoch oftmals rasch wieder zerstört werden. Der höchste Punkt des Roten Kliff liegt etwa 50 Meter bei Flut und 52 Meter bei Ebbe über dem Meere. In der Richtung nach dem Dorfe Kampen flacht sich dieser Höhenzug ab, während seine westliche, am Strande ½ Meile lange, hoch und steil sich erhebende Seite durch die mit Raseneisenstein und Geröll gemischte Erde eine rötlich ockerartige Färbung erhält, die zur Bezeichnung „Rotes Kliff“ Veranlassung gegeben hat. Zwischen dem Badestrande von Westerland und dem Roten Kliff befindet sich eine nach dem Strande hin führende Dünenschlucht, welche das Riesgap oder der Friesenhafen benannt ist. So wenig romantisch dieselbe aussieht, so hat die Sage dies kleine Tal dadurch ausgeschmückt, dass von hieraus der Weg zu dem seit langer Zeit vom Meere bedeckten Hafenplatze geführt haben soll, von dem sich Hengist und Horsa zu ihrem berühmten Zuge nach Britannien einschifften.

Auf dem Strande beim südlichen Ende des Roten Kliffs stehen ein paar Badekutschen, welche die in Wenningstedt wohnenden Fremden benutzen, indem auch dieser Ort, sowie das etwa ½ Stunde weiter nördlich gelegene Dorf Kampen von einzelnen Badegästen besucht wird. In Wenningstedt erhalten die Fremden im Gasthause Zum sächsischen Hof volle Pension für 24 bis 36 Mk. wöchentlich. Den Namen Wenningstedt soll der Ort von einer durch die Friesen hier gewonnenen Schlacht erhalten haben. Die Leichen der gefallenen Helden wurden verbrannt und darüber grosse Hügel errichtet, welche in ziemlicher Anzahl hier vorhanden sind. Eine Fahrt zu Wagen von Westerland nach Wenningstedt kostet für 1 — 4 Personen 3 Mk.

Am Fusse eines dieser alten Gräber, der grosse Brönshügel genannt, welcher zwischen Kampen und Wenningstedt liegt, ist im Jahre 1855 ein 38 Meter hoher Leuchtturm mit katadioptrischem Apparat aus gelblichen Ziegelsteinen erbaut. Das Feuer desselben, welches in einer Höhe von 62 Metern über der Meeresfläche sich befindet, ist 21 Seemeilen weit sichtbar und zwar nach der westlichen Richtung 4 Minuten lang, dann verschwindet es hinter einem durch Uhrwerk sich bewegenden, breiten Schirm auf eine halbe Minute, leuchtet eine halbe Minute, wird darauf eine halbe Minute dunkel und endlich wieder 4 Minuten sichtbar u s w. In der Richtung nach dem Lister Hafen an der Nordostspitze der Insel ist eine breite Fläche von farbigem Glase angebracht, wodurch ein rotes Licht als Zeichen für die Einfahrt her



lichen Sack fallen, welcher durch Ringe offen gehalten wird. Nachdem die gefangenen Austern an Bord gezogen sind, werden sie ausgesucht (wobei die noch nicht vollständig ausgewachsenen Tiere wieder hinabgeworfen werden) und später in Tonnen verpackt versendet. Die beiden Abteilungen der für den Austernfang angestellten Mannschaften, deren eine für Sylt, die andere für Amrum fährt, stehen unter sogen. Vorfischern und haben ihre bestimmten Bänke, auf welchen sie die Austern fangen. Die Sylter haben oftmals einen Ertrag von 12 — 1.300 Tonnen, jede zu 1.000 Stück, in einem Jahre erzielt.

Segelbootlustpartieen für 1 bis 4 Personen kosten für 1 Stunde 3 Mk., über 1 Stunde die Hälfte mehr; für eine Tour nach List 8 Mk, nach dem Ellenbogen und Königshafen 10 Mk., nacH Föhr oder Amrum 18 Mk., nach Romoe oder Hoyer 15 Mk. Für einen Tag auf die Seehundsjagd nach den bei Ebbe trocken liegenden Sandbänken 10 Mk., nach dem Süden der Insel (Hörnum Odde) 12 Mk., Platz für 18 Personen.

In geologischer Beziehung ist das östlich von Keitum gelegene Morsumkliff bemerkenswert, indem dessen übereinander gestürzte Erdschichten, welche sich von Südwest nach Nordost erstrecken, zerreibliches Kaolin (Porzellanerde), Glimmer, Braunkohle, limonithaltigen Sand, Sandstein, Ton und Alaunerde enthalten. Auch versteinerte Konchylien, welche der Tertiär-Periode angehören, sind im Morsumkliff gefunden.

Eine Fahrt von Westerland nach diesem Kliff kostet für 1—2 Personen 6 Mk. und für 3—4 Personen 7 Mk. 50 Pf.

Die südliche flache Küste auf diesem Teile der Insel besteht bei Archsum und Tinnum aus angeschwemmtem Marschboden, dessen niedrige, sehr fruchtbare Strecken jedoch am leichtesten von den Überschwemmungen aus Südwesten zu leiden haben. In der Nähe von Tinnum befindet sich am Ufer des kleinen Döplemsee's ein Erdwall, welcher in früheren Kriegszeiten als befestigter Platz gedient zu haben scheint und den Namen Tinnumburg oder Tinseburg führt.

Bis 1864 hatte der dänische Landvogt seinen Sitz in Tinnum, unter welchem früher der Sylter Rat und die Strandvögte standen. Der jetzige Königliche Landvogt, Herr Hübbe, wohnt in Keitum, von wo derselbe wöchentlich zweimal nach Westerland zu kommen pflegt, um etwaige Beschwerden entgegenzunehmen. Ausserdem steht die Insel Sylt unter der Königl. Preuss. Regierung in Schleswig.

Zu dem Westerlander Kirchspiele gehört auch das nur aus etwa einem halben Dutzend Häusern bestehende Dorf Rantum, welches an der östlichen Seite der Halbinsel Hörnum wieder angebaut ist, indem Altrantum teils von den Fluten in's Meer gerissen, teils von den nach Osten wandernden Sanddünen verschüttet wurde. Diese Halbinsel Hörnum erstreckt sich südlich von Westerland in einer Länge von etwa 2 geographischen Meilen und einer Breite von 1/8 bis 1/4 geogr. Meile. Auf einer hohen Düne der Hörnum Odde, wie die Südspitze genannt wird, erhebt sich eine Bake, deren oberer Teil eine kugelförmige Gestalt hat. Daneben ist ein kleines Bretterhäuschen, in welchem sich ein Behälter mit Trinkwasser, etwas Schiffszwieback und eine Büchse mit Schwefelhölzem nebst Lagerstroh befinden, damit die an dieser Küste Schiffbruch Leidenden etwas Speise und Trank und Obdach finden.

Die Hörnumer Dünen erheben sich zu wild geformten Hügeln, in deren Tälern zuweilen durch das angesammelte Regenwasser sich kleine Teiche bilden. An der Südspitze der Insel bei Hörnum Odde tobt eine gefährliche Brandung, die mit den schauerlich öden Dünenlandschaften und den Sagen aus dem Strandräuberleben der ehemaligen Bewohner Altrantums diesen Teil der Insel sehr romantisch erscheinen lässt.

Eine Fahrt von Westerland nach Gurtdaehl auf Hörnum mit 2 Stunden Aufenthalt kostet für 1 bis 2 Personen 12 Mk., für 3—4 Personen 15 Mk.

Eine solche Tour dauert fast einen ganzen Tag. Da man. in dieser öden Gegend weder Speise noch Trank erhalten kann, ist es erforderlich, sich für diese Tour mit Lebensmitteln zu versehen. Die Fahrt geht über das östlicheUfer der schmalen Halbinsel nach den Häusern von Rantum und von dort fast bis zur Hörnum Odde, wo der Wagen in einem weiten Tale, dem Kressenjakobsthale, zurückbleibt, während der übrige Teil des Weges bis zur Bake in westlicher Richtung über die Dünen zu Fusse gemacht wird. Nach dem Kressenjakobsthal waren die früheren Bewohner Hörnums geflüchtet, nachdem ihnen die See ihre Häuser und Ländereien zerstört und der wandernde Dünensand alles verschüttet hatte.

Eine sehr ähnliche Dünenhalbinsel erstreckt sich an der Nordseite der Insel vom Roten Kliff aus bis zum Ellenbogen. Mit diesem Namen wird die schmale Landzunge bezeichnet, welche sich in der Länge von einer halben Meile von Westen nach Osten an dem Fahrwasser der Lister Tiefe hinzieht und gegen Norden den Schutzwall für den Lister- oder Königshafen bildet, der zum grössten Teil versandet ist. Die Lister Tiefe wird durch ausgelegte Tonnen und durch zwei kleine Leuchttürme auf dem Westerland auf Ellenbogen bezeichnet, von denen der westliche 9½ Meter und der östliche 12½ Meter, oder inkl. der Dünen 19, bezw. 22 Meter hoch ist. Das Feuer derselben kann auf 10 und 12 Seemeilen Entfernung gesehen werden, während vom grossen Leuchtturm bei Wenningstedt, wie bereits erwähnt wurde, die Einfahrt durch ein rotes Glas angegeben wird. Von dem Verein für Rettung Schiffbrüchiger sind auf Sylt 4 Raketenstationen errichtet: die Stationen Rantum, Westerland, Kampen und Ellbogen. Die Schuppen sind aus Backsteinen erbaut und mit Patentdach gedeckt. Ausgerüstet sind dieselben mit einem vollständigen Raketenapparate auf zwei kleinen, vierräderigen Wagen. Ausserdem ist im Jahre 1882 auf List, der Nordspitze von Sylt, eine Bootsstation errichtet worden. Das in dem schönen, massiven Schuppen stationierte Rettungsboot ist aus kanelliertem Eisenblech gebaut, 8,40 m über Steven lang, 2,55 breit, 0,83 tief und steht auf einem breiten, aber niedrigen Wagen, mit dem es auf einer Helling direkt aus dem Schuppen zu Wasser gelassen werden kann.

Von Westerland ist das Dorf List etwa 2½ Meilen entfernt. Die Fahrt dahin nimmt einen Tag in Anspruch, indem man bei Ebbezeit am Strande hin- und bei der nächsten Ebbe zurückfährt. Die Ebbe tritt hier 2 Stunden später als an der Westküste der Insel ein. Die Fahrt geht beim Leuchtturm und dem Dorf Kampen vorüber und wendet sich beim Beginn der Lister Dünenhalbinsel nach dem östlichen Wattstrande, die dort angelegte Entenkoje passierend, deren Besuch nicht gestattet ist. Das Dorf List, dessen Einfahrt wie ein grosses Tor durch zwei mächtige Wallfischrippen gebildet wird, besteht aus etwa einem Dutzend Häusern und wird zum Teil von dänischen Einwanderern bewohnt, doch gehört der Grund und Boden zwei Sylter Landleuten. Auf dieser Tour ist eine Verproviantierung nicht notwendig, indem man, falls die Fremdenfrequenz nicht zu stark ist, in einem der dortigen Häuser ein einfaches Mahl erhalten kann.

Die seit dem Jahre 1857 bestehende Seebadeanstalt in Westerland wird wegen des ausgezeichneten Bades, des angenehmen, ländlichen Aufenthaltes auf dieser grossen interessanten Insel aller Wahrscheinlichkeit nach immer mehr besucht werden.