Baltrum
Baltrum
(Ohne Seebadeanstalt).
Reise. Einen nicht unwesentlichen Vorzug besitzt die Insel Baltrum in deren Nähe zum Festlande, gleichwohl wird diese kleine Insel bis jetzt nur sehr wenig von Fremden besucht. Durch die Eröffnung der ostfriesischen Küstenbahn ist die Gelegenheit, nach Baltrum zu kommen, bedeutend erleichtert, indem die Reisenden von der Eisenbahnstation Dornum auf einer vorzüglich gepflasterten Landstrasse nach dem am Deich gelegenen Küstenorte Nessmersiel gelangen und von hier jeden Dienstag und Freitag mit dem Baltrumer Fährschiff nach der Insel hinüberfahren können. Bei günstigem Winde geschieht letzteres in einer kleinen Stunde; doch kann diese Tour, welche von Ebbe und Flut sowie von Wind und Wetter abhängig ist, auch länger dauern. Ist das Fährschiff am südlichen Strande der Insel angelangt, so ist nur in dem Falle ein Wagen zur Beförderung an das Land vorhanden, wenn derselbe vorher besonders dazu bestellt wurde.
Gasthof und Wohnungen: Einrichtungen zur Aufnahme von Fremden sowie Badeanstalten sind nicht in der Weise vorhanden, wie solche auf den übrigen Inseln existieren. Wer in Baltrum baden will, kann sich am Strande eine passend erscheinende Stelle aussuchen und ein Seebad nehmen. Auch das Dorf Baltrum ist so einfach, wie dies vor etwa 100 Jahren auf der jetzt weltberühmten Nachbarinsel Norderney der-Fall gewesen sein wird. Für Liebhaber solcher Zustände ist daher Baltrum einzig in seiner Art; doch finden sich schon einige Wohnungen, welche von Fremden während der Sommermonate bei bescheidenen Ansprüchen gern benutzt worden sind, so dass sogar auf eine stärkere Frequenz in den nächsten. Jahren gerechnet wird. In dem Evers'schen Gasthause erhält man für mittelmässige Preise ein kräftiges, einfaches Mittagessen und ein gutes Unterkommen.
Ortsbeschreibung. Die Insel zählt etwa 156 Einwohner, von welchen 120 in 29 Häusern auf dem Westende und 30 in 10 Häusern auf dem Ostende wohnen. Eine kleine Kirche und Schule mit Lehrerwohnung befinden sich im Dorfe auf dem Westende. Der Haupterwerbszweig der Insulaner besteht in Ausübung desSchiffergewerbes, indem hier 6 Kuffe und 1 Tjalkschiff, sowie eine Schaluppe heimatberechtigt sind. Die Kuffschiffe fahren in der Regel nach England, Schweden, Norwegen und den preussischen Ostseehäfen, während das Tjalkschiff und die Schaluppe zu Wattfahrten benutzt werden.
Baltrum wird durch Dünenketten, vor welchen sich ein flacher, schöner Strand hinzieht, nach der Seeseite geschützt, während das Innere der Insel nach dem Watt, von Wiesenländereien bedeckt ist. Die Aussenweide wird durch lange Reihen der am Ufer aufgepflanzten Zäune von trocknem Buschwerk vergrössert, indem dieselben zum Auffangen der im Wattwasser abgesetzten Schlickmassen dienen. Auf der Ostseite der Insel dehnt sich eine weite Strecke Sandland aus, auf welcher sich an einigen Stellen kleine Dünen zusammengehäuft haben. In den ausgegrabenen Gärten, die durch kleine Erdwälle geschützt sind, wird auf Baltrum eine ganz vorzügliche Kartoffelart gebaut, wie solche am Festlande kaum so gut, geschweige denn besser anzutreffen sein dürfte.
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hat auf dieser Insel das früher dort stationiert gewesene Rettungsboot durch das neue Normalboot „Georg Breusing“, von 7,5 m Länge aus kanneliertem, galvanisiertem Eisenblech in einem geräumigen, wohl ausgerüsteten massiven Schuppen ergänzt. Ausserdem hat die Gesellschaft hier sowohl wie auf denjenigen ostfriesischen Inseln, auf welchen sich weder ein Arzt noch ein Apotheker findet, eine sorgsam ausgewählte Notapotheke mit ärztlichen Gebrauchsanweisungen aufgestellt, die unter Aufsicht des Predigers in Notfällen auch den Insulanern zu Gebote steht. Durch das Baltrumer Boot sind in den Jahren 1868 — 1884 schon 17 Schiffbrüchige gerettet.
Baltrum ist die kleinste der ostfriesischen Inseln, indem sie nur einen Umfang von 6,8 Quadratkilometer hat. Diese Insel liegt östlich von Norderney, durch das Seegat Wichter Ee davon getrennt. Im Norden dehnt sich das offene Meer aus, welches am Ostende Baltrums, durch das Seegat Accumer Ee von der Insel Langeoog getrennt, mit dem Watt in Verbindung steht, durch welches Baltrum im Süden begrenzt wird. Letzteres ist auf der Strecke bis zum Festlande von geringer Tiefe, mit Ausnahme des Fahrwassers, durch welches die Dampfschiffe von Geestemünde und von Wilhelmshaven nach Norderney fahren, so dass bei günstigem Wetter und Wasserstande die mit dem Terrain vertrauten Insulaner zu Fusse von der Insel nach dem Festlande gelangen können.
Nicht unerwähnt möge bei dieser Gelegenheit der Besuch des Herzogs von Cambridge bleiben, welcher die Insel nach der schrecklichen Sturmflut von Febr. 1285 besuchte, um sich von dem Zustande der schwer geschädigten Insel zu überzeugen. Der Herzog fuhr im Mai desselben Jahres zu Wagen vom Festlande in 48 Minuten nach der Insel und kehrte bei günstigerem Ebbestande sogar in 35 Minuten dorthin zurück.
Ländliche Erholung und reine Seeluft suchenden Fremden kann mit Recht Baltrum als ein passender und billiger Aufenthaltsort für die heissen Sommermonate empfohlen werden. Auskunft über Wohnung wird Gastwirt Evers gern erteilen, welcher auch ein solide gebautes Segelboot zu Lustfahrten und zur Abholung von Fremden bereit hält.
(Ohne Seebadeanstalt).
Reise. Einen nicht unwesentlichen Vorzug besitzt die Insel Baltrum in deren Nähe zum Festlande, gleichwohl wird diese kleine Insel bis jetzt nur sehr wenig von Fremden besucht. Durch die Eröffnung der ostfriesischen Küstenbahn ist die Gelegenheit, nach Baltrum zu kommen, bedeutend erleichtert, indem die Reisenden von der Eisenbahnstation Dornum auf einer vorzüglich gepflasterten Landstrasse nach dem am Deich gelegenen Küstenorte Nessmersiel gelangen und von hier jeden Dienstag und Freitag mit dem Baltrumer Fährschiff nach der Insel hinüberfahren können. Bei günstigem Winde geschieht letzteres in einer kleinen Stunde; doch kann diese Tour, welche von Ebbe und Flut sowie von Wind und Wetter abhängig ist, auch länger dauern. Ist das Fährschiff am südlichen Strande der Insel angelangt, so ist nur in dem Falle ein Wagen zur Beförderung an das Land vorhanden, wenn derselbe vorher besonders dazu bestellt wurde.
Gasthof und Wohnungen: Einrichtungen zur Aufnahme von Fremden sowie Badeanstalten sind nicht in der Weise vorhanden, wie solche auf den übrigen Inseln existieren. Wer in Baltrum baden will, kann sich am Strande eine passend erscheinende Stelle aussuchen und ein Seebad nehmen. Auch das Dorf Baltrum ist so einfach, wie dies vor etwa 100 Jahren auf der jetzt weltberühmten Nachbarinsel Norderney der-Fall gewesen sein wird. Für Liebhaber solcher Zustände ist daher Baltrum einzig in seiner Art; doch finden sich schon einige Wohnungen, welche von Fremden während der Sommermonate bei bescheidenen Ansprüchen gern benutzt worden sind, so dass sogar auf eine stärkere Frequenz in den nächsten. Jahren gerechnet wird. In dem Evers'schen Gasthause erhält man für mittelmässige Preise ein kräftiges, einfaches Mittagessen und ein gutes Unterkommen.
Ortsbeschreibung. Die Insel zählt etwa 156 Einwohner, von welchen 120 in 29 Häusern auf dem Westende und 30 in 10 Häusern auf dem Ostende wohnen. Eine kleine Kirche und Schule mit Lehrerwohnung befinden sich im Dorfe auf dem Westende. Der Haupterwerbszweig der Insulaner besteht in Ausübung desSchiffergewerbes, indem hier 6 Kuffe und 1 Tjalkschiff, sowie eine Schaluppe heimatberechtigt sind. Die Kuffschiffe fahren in der Regel nach England, Schweden, Norwegen und den preussischen Ostseehäfen, während das Tjalkschiff und die Schaluppe zu Wattfahrten benutzt werden.
Baltrum wird durch Dünenketten, vor welchen sich ein flacher, schöner Strand hinzieht, nach der Seeseite geschützt, während das Innere der Insel nach dem Watt, von Wiesenländereien bedeckt ist. Die Aussenweide wird durch lange Reihen der am Ufer aufgepflanzten Zäune von trocknem Buschwerk vergrössert, indem dieselben zum Auffangen der im Wattwasser abgesetzten Schlickmassen dienen. Auf der Ostseite der Insel dehnt sich eine weite Strecke Sandland aus, auf welcher sich an einigen Stellen kleine Dünen zusammengehäuft haben. In den ausgegrabenen Gärten, die durch kleine Erdwälle geschützt sind, wird auf Baltrum eine ganz vorzügliche Kartoffelart gebaut, wie solche am Festlande kaum so gut, geschweige denn besser anzutreffen sein dürfte.
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hat auf dieser Insel das früher dort stationiert gewesene Rettungsboot durch das neue Normalboot „Georg Breusing“, von 7,5 m Länge aus kanneliertem, galvanisiertem Eisenblech in einem geräumigen, wohl ausgerüsteten massiven Schuppen ergänzt. Ausserdem hat die Gesellschaft hier sowohl wie auf denjenigen ostfriesischen Inseln, auf welchen sich weder ein Arzt noch ein Apotheker findet, eine sorgsam ausgewählte Notapotheke mit ärztlichen Gebrauchsanweisungen aufgestellt, die unter Aufsicht des Predigers in Notfällen auch den Insulanern zu Gebote steht. Durch das Baltrumer Boot sind in den Jahren 1868 — 1884 schon 17 Schiffbrüchige gerettet.
Baltrum ist die kleinste der ostfriesischen Inseln, indem sie nur einen Umfang von 6,8 Quadratkilometer hat. Diese Insel liegt östlich von Norderney, durch das Seegat Wichter Ee davon getrennt. Im Norden dehnt sich das offene Meer aus, welches am Ostende Baltrums, durch das Seegat Accumer Ee von der Insel Langeoog getrennt, mit dem Watt in Verbindung steht, durch welches Baltrum im Süden begrenzt wird. Letzteres ist auf der Strecke bis zum Festlande von geringer Tiefe, mit Ausnahme des Fahrwassers, durch welches die Dampfschiffe von Geestemünde und von Wilhelmshaven nach Norderney fahren, so dass bei günstigem Wetter und Wasserstande die mit dem Terrain vertrauten Insulaner zu Fusse von der Insel nach dem Festlande gelangen können.
Nicht unerwähnt möge bei dieser Gelegenheit der Besuch des Herzogs von Cambridge bleiben, welcher die Insel nach der schrecklichen Sturmflut von Febr. 1285 besuchte, um sich von dem Zustande der schwer geschädigten Insel zu überzeugen. Der Herzog fuhr im Mai desselben Jahres zu Wagen vom Festlande in 48 Minuten nach der Insel und kehrte bei günstigerem Ebbestande sogar in 35 Minuten dorthin zurück.
Ländliche Erholung und reine Seeluft suchenden Fremden kann mit Recht Baltrum als ein passender und billiger Aufenthaltsort für die heissen Sommermonate empfohlen werden. Auskunft über Wohnung wird Gastwirt Evers gern erteilen, welcher auch ein solide gebautes Segelboot zu Lustfahrten und zur Abholung von Fremden bereit hält.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Nordsee-Inseln an der deutschen Küste nebst ihren Seebade-Anstalten