Fru Gode. Mündlich aus der Gegend zwischen Wittstock und Mirow.

1.

In den Zwölften zieht Fru Gode herum und schon mancher ist ihr da begegnet. Mal ist auch ein Knecht bei seinen Pferden im Stall, da kömmt Fru Gode, reicht ihm einen Pfahl und sagt, an dem solle er ihr eine Spitze hauen. Erst will er zwar nicht, aber als sie ihm guten Lohn verspricht, thut er's. Als er fertig ist, sagt sie ihm, er solle sich nur die Späne, welche abgefallen seien, auflesen; das thut er, da sind sie am andern Morgen eitel Gold.


2.

Ehedem erzählte man auch viel von Fru Gode, wie sie mit ihren Hunden durch die Luft zöge. So ist sie auch einmal über einen Bauerhof fortgezogen, und als der Bauer vor die Thür hinaustritt, liegt ein kleiner Hund da; den nimmt er mit sich hinein und zieht ihn mit seiner Frau auf. Andern Jahres aber, gerade um dieselbe Zeit, ist der Hund auf einmal fort; an seiner Lagerstätte aber liegt ein großer Klumpen Gold. Das mußte dem Bauer doch wohl so von Fru Gode zugedacht gewesen sein, denn er war bisher nur ein armer Mann und wurde nun auf einmal sehr reich.

3.

Ein Bauer aus Wredenhagen fährt einmal Abends nach Hause, da kömmt Fru Gode angezogen und er steigt vom Wagen und stellt sich zu den Pferden, die ganz scheu wurden. So läßt er sie an sich vorüberziehen, aber wie sie fast vorbei ist, haut er mit seiner Peitsche nach einem von den kleinen Hunden. Das ist ihm aber übel bekommen, denn am andern Tag hat er einen ganz dicken Kopf gehabt, und hat wol vierzehn Tage gelegen, ehe er wieder gesund wurde.

4.

In Zirtow war mal einer, der stimmte, als Fru Gode über sein Haus fortzog, mit ein in das Gejuch, da flog plötzlich zum Fenster ein Bein herein, an dem sogar noch der Strumpf saß, und eine Stimme rief: „heste met jûcht, mütste ôk met frêten!“

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche