Bergschlipfe und Bergstürze
Die speziellsten Erscheinungen der Abtragung im Hochgebirge sind die Bergstürze. Sie gehen nieder, wo die Bedingungen durch irgendeinen Zufall vorhanden sind. Von Ort zu Ort können diese verschieden sein; von Fall zu Fall muss die Untersuchung einsetzen, die Ursachen für diese furchtbarste aller Hochgebirgskatastrophen zu entdecken.
Wenige historische Berichte wissen von Bergstürzen zu erzählen. Wollte man sie allein als Quelle heranziehen, so müsste man denken, der Fels breche nur ganz selten in großen Massen zu Tal, die Bergstürze seien eine Ausnahmeerscheinung. Indes, wie lange ist es her, dass der Mensch unser Hochgebirge sehend durchstreift? Wie lange ist es her, dass uns die Forschung, die Beobachtung der Natur in die entferntesten Winkel des Gebirges treibt? Und der Alpenbewohner: er achtet nicht der Schönheit, die ihn umgibt; er achtet auch nicht der gigantischen Kräfte, die um ihn wirken — solange sein Besitz, seiner Hände Arbeit nicht zerstört wird. — Und doch, durchwandern wir ein Tal, betrachten wir mit Aufmerksamkeit die Hänge, die Felswände und Trümmerhaufen, die sie umsäumen, überall trifft das Auge Blöcke, die wie von Riesenhand getürmt, übereinander geschichtet worden zu sein scheinen. In jedem Tal, an jedem Berg liegen die Zeugen der Bergstürze. Und durchsteigen wir die schwer zugänglichen Kare, überklettern wir die Felsstufen und Grate, die nach den einsamsten Hochtälern, die in den Bereich ewigen Schnees leiten, nirgends vermissen wir diese Trümmer, nirgends die glatten Wände, von denen sie losgebrochen sind. Wie groß muss also die Bedeutung der Bergstürze sein, das Gebirge abzutragen, ihm bestimmte Linien ins Antlitz zu graben! — Und wie viele dieser Katastrophen haben die Menschen geschaut? Es sind verschwindend wenige. Der Gedanke, der uns bei der Betrachtung der Tätigkeit fließenden Wassers beschäftigt hat, taucht hier wieder auf. Seit die Gebirge stehen, seit Wasser von ihrem Scheitel niederfließt, seit Schnee ihre Hochzinnen deckt, seit Lawinen und Muren ihr Spiel begannen, donnern Bergstürze zu Tal. Ist die Erscheinung auch eine seltene, so sind doch unermessliche Zeiträume vergangen, während derer die Berge zerbröckelten und lose Felswände abschüttelten; unermesslich nach den Begriffen des Menschen! Ehe hier von einzelnen der Katastrophen erzählt werden soll, wollen wir einen Augenblick bei der Frage verweilen, wie die Gesteine entstanden sind. Sie setzen die Berge zusammen; ihre Trümmer liefern den Bestand der stürzenden Felsen.
Wenige historische Berichte wissen von Bergstürzen zu erzählen. Wollte man sie allein als Quelle heranziehen, so müsste man denken, der Fels breche nur ganz selten in großen Massen zu Tal, die Bergstürze seien eine Ausnahmeerscheinung. Indes, wie lange ist es her, dass der Mensch unser Hochgebirge sehend durchstreift? Wie lange ist es her, dass uns die Forschung, die Beobachtung der Natur in die entferntesten Winkel des Gebirges treibt? Und der Alpenbewohner: er achtet nicht der Schönheit, die ihn umgibt; er achtet auch nicht der gigantischen Kräfte, die um ihn wirken — solange sein Besitz, seiner Hände Arbeit nicht zerstört wird. — Und doch, durchwandern wir ein Tal, betrachten wir mit Aufmerksamkeit die Hänge, die Felswände und Trümmerhaufen, die sie umsäumen, überall trifft das Auge Blöcke, die wie von Riesenhand getürmt, übereinander geschichtet worden zu sein scheinen. In jedem Tal, an jedem Berg liegen die Zeugen der Bergstürze. Und durchsteigen wir die schwer zugänglichen Kare, überklettern wir die Felsstufen und Grate, die nach den einsamsten Hochtälern, die in den Bereich ewigen Schnees leiten, nirgends vermissen wir diese Trümmer, nirgends die glatten Wände, von denen sie losgebrochen sind. Wie groß muss also die Bedeutung der Bergstürze sein, das Gebirge abzutragen, ihm bestimmte Linien ins Antlitz zu graben! — Und wie viele dieser Katastrophen haben die Menschen geschaut? Es sind verschwindend wenige. Der Gedanke, der uns bei der Betrachtung der Tätigkeit fließenden Wassers beschäftigt hat, taucht hier wieder auf. Seit die Gebirge stehen, seit Wasser von ihrem Scheitel niederfließt, seit Schnee ihre Hochzinnen deckt, seit Lawinen und Muren ihr Spiel begannen, donnern Bergstürze zu Tal. Ist die Erscheinung auch eine seltene, so sind doch unermessliche Zeiträume vergangen, während derer die Berge zerbröckelten und lose Felswände abschüttelten; unermesslich nach den Begriffen des Menschen! Ehe hier von einzelnen der Katastrophen erzählt werden soll, wollen wir einen Augenblick bei der Frage verweilen, wie die Gesteine entstanden sind. Sie setzen die Berge zusammen; ihre Trümmer liefern den Bestand der stürzenden Felsen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Naturgewalten im Hochgebirge