dc) Fischerei der Dänen.

Die dänische und norwegische Fischerei war in älteren Zeiten von größerem Umfang und Wert, als jetzt. In der norwegischen Wieke, die sich von dem Fluss Gotha-Elbe bis Swiensund erstreckt, war die Heringsfischerei so ausgebreitet, dass einige tausend Schiffe, Schüten, Jagden und Boote dahin zum Fischfang gingen, diejenigen Fischer nicht mitgerechnet, welche schon daselbst wohnten. Einige tausend Familien zogen in die zunächst liegenden Landschaften, und erbauten sich am Strande Häuser, um die Fischerei desto besser treiben zu können. Jährlich kamen einige tausend Schiffe von Dänemark, Deutschland, Friesland, Holland, England, Schottland und Frankreich dorthin, um daselbst den Hering zu kaufen. Dieser große Handel hat nach der Zeit, besonders von 1587 an, sehr abgenommen.

Der erste und größte, aber nicht der fetteste Hering, welcher zwischen Weihnachten und Lichtmess an der nordischen Küste gejagt wird, heißt der große Hering, der Walfisch-Hering, der Hering mit grauen Gräten. Dieser hat nahe am Lande seinen gewöhnlichen Grund, Stiev genannt, worauf er laichet. Bei rauem Wetter und unruhiger See laichet er in der Tiefe, wodurch er der norwegischen Fischerei großen Schaden verursacht. Um diese Zeit versammeln sich die Einwohner zu Tausenden am Ufer, an den vielen Bayen, bis an die äußersten Vorbuchten und Spitzen des Landes, so dass man in der Weite von einer Meile zwei bis dreihundert Fischerboote zählen kann, die sich einen Monat, und noch länger, daselbst aufhalten, ihre ausgestellten Netze wahrzunehmen, davon jedes zwölf Klaftern lang ist, und wovon allemal zwei und zwei beisammen stehen. Die Menge der Heringe ist hier so groß, dass, obgleich an 100 bis 150 solcher Netze nur in einiger Entfernung ausgestellt sind, diese doch in wenigen Stunden so sehr mit Heringen angefüllt werden, dass sie untersinken, und nur mit Mühe aufgezogen werden können. Bei Annäherung des Frühlings, oder in der Fastenzeit, erscheint eine kleinere Art, die man Frühlings-Heringe (Straale Sild) nennet, und die auf die vorige Weise gefangen werden, nur dass die Netze engere Maschen haben. Diese kleineren Heringe gehen weiter an das Land und in die Bayen, und werden auch mit Wurf- und Zugnetzen gefangen, wobei oft ein Mann so glücklich ist, dass er mit einem Wurfe viele hundert Tonnen mehr bekommt, als er bestreiten kann. Mit einem einzigen Auswurfnetze hat man in Sundford so viele Heringe gefangen, dass man wenigstens hundert Jagden, jede zu hundert Tonnen gerechnet, damit anfüllen könnte. Im Ausgange des Sommers und gegen den Herbst stellt sich eine andere Art, Sommer-Heringe genannt, ein, welche von den Stören, Meerschweinen und kleinen Wallfischen an das Land getrieben, und in Dünn- oder Baurengut, und fette, größere, oder Kaufmannsgut, geteilt werden. Wenn diese letzteren, die, der Menge wegen, einen Tag lang liegen bleiben müssen, gleich eingesalzen und in Tonnen von Eichenholz gepackt würden, so dürften sie den flämischen Heringen der Holländer nichts nachgeben. In den nordländischen Voigteien wird dieser fette Sommer-Hering um Michaeli, nach holländischer Art, mit dem Treibnetze gefangen, welches von zwei Booten geführt wird, die aus den Buchten ganz langsam und stille gegen die höhere See fortrudern. Zu diesem Fange werden viele hundert Boote gebraucht; und diese Heringe würden an gutem Geschmacke und Fettigkeit den holländischen nichts nachgeben, wenn gehörig damit verfahren würde. Bisweilen wartet man bis dieser Hering in eine enge Bucht kommt, wo er dann von der offenen Seite derselben mit Netzen umzingelt und so enge eingeschlossen wird, bis er nach und nach heraufgezogen werden kann. Manchmal ist die Menge so groß, dass nicht Menschen genug vorhanden sind, die Heringe zuzubereiten; da sie dann abstehen, in Fäulnis geraten, und selbst dem Wasser in der Bucht diese, durch einen üblen Geruch erkennbare, Fäulnis mitteilen.


*). England und Italien.
**). Man rechnet dass 400 Heringe erforderlich sind, ein Fass (baril) zu füllen. (HILDTS Handl. Zeitung, 4ter B. S. 38.)

Die norwegischen Heringe werden mit eben der Sorgfalt, wie die holländischen, eingesalzen und in Tonnen gepackt; weil man aber fichtene Tonnen dazu nimmt, so bekommen die Heringe dadurch einen Geschmack, welcher den Zungen der meisten Europäer zuwider ist. Die Polen aber lieben diesen Geschmack. Als daher die Regierung vor einigen Jahren den Gebrauch der eichenen Tonnen einführen wollte, musste man diese Verbesserung bald aufgeben, um den Absatz an Polen nicht ganz zu verlieren.

Die Dänen fangen im Frühjahre und Herbste bei Aalburg und Nibe, in dem nordischen Teile von Jüttland, ebenfalls viele Heringe, aber auch nur mit Booten, die alle Tage zurückkommen, und ihre gefangenen Heringe in die an dem Strande befindlichen Salzhäuser liefern, wo sie ihre Zurichtung erhalten.

Zu Altona wurde im Jahre 1767 eine Heringsgesellschaft errichtet, welche jährlich verschiedene Buysen auf den Heringsfang an den schottischen Küsten auslaufen, und den Hering nach holländischer Art zubereiten lässt. Sie wurde anfänglich durch einige Partikularen in Altona und Kopenhagen veranstaltet. Bald darauf wurde diese Gesellschaft eine königliche octroyente Compagnie, die seit einiger Zeit für Rechnung des Königs diesen Fang treibt. Man darf sich unter altonaischen Heringen nicht solche vorstellen, welche längs den Küsten von Norwegen und Dänemark in ungeheurer Menge, sowohl im Sommer als auch im Winter, gefangen werden, und deren Ausführung Aalburg, Bergen, Drammen, und andere dänische und norwegische Handelsstädte, unter sich teilen. Der Fang der altonaischen Heringe ist eben da, wo die Holländer so viele Jahre in dem ganzen Alleinbesitz der Fischerei waren, und an eben den Orten, wo England aus einer gerechten Eifersucht die großen Vorteile derselben, wenigstens zum Teil, sich vindizieren wollte, unter Hittland. Dort fischt Altona mit Holland und Embden, und nennt die gefangenen Heringe flämische Heringe. Den fünften Teil seiner Buysen schickt es aber nach der Insel Farröe, wo die größten und schönsten aller bis jetzt bekannten Heringe gefangen werden, welche daselbst nicht die hohe See halten, sondern nur allein in die verschiedenen Häfen fallen, und dem Könige eine wichtige Privatfischerei verschaffen, die bis in den späten Herbst dauert. Das Comptoir gebraucht 25 Buysen von 360 bis 400 Tonnen Größe, und drei kleine, schnell segelnde Schiffe. Jede Buyse ist gemeiniglich mit 50 Netzen ausgerüstet, welche von dem besten und stärksten Hanf, grau oder schwarzbraun gefärbt, gemacht sind, und zusammen auf 4.000 Mark lübisch zu stehen kommen. Jede Heringstonne hat das Zeichen der Compagnie, und unten auf dem Boden den Anfangsbuchstaben des Namens der Buyse, auf welcher die Heringe gepökelt wurden. Auf 16 Tonnen oder eine Last Seestücke wurden 3 ½ bis 4; auf 14 Tonnen oder auf eine Last Seepack, 4 ½ bis 5 Tonnen Salz genommen. Dieses Salz bestehet aus zwei, zu gleichen Teilen zusammen gemengten, Arten eines schön raffinierten weißen See- oder Baysalzes. Steinsalze und die aus Quellen gesottenen Salze sind zu unkräftig, und entweder zu schwer oder zu leicht flüssig; die bloß von der Sonnenhitze an den Meerufern kristallisierten Salze aber, zu unrein. Das kleine lissabonische und das grob kristallisierte von S. Ubes (Setuval) hingegen haben beide jene Mängel nicht, und werden daher allein gebraucht. Das erste schmilzt leichter als das andere, durchdringt die Heringe geschwind, und presst durch seine zusammenziehende Kraft aus dem Fleische derselben Blut und Feuchtigkeit, als den ersten Stoff der Fäulnis, heraus; indem letzteres wegen seiner größeren Härte langsamer nachschmilzt, und der noch zu schwachen Sohle seine stärkere Kraft nach und nach mitteilt. Von diesen beiden Arten Seesalz kostet die Last, oder achtzehn Tonnen, wie diese auf dem Packraume liegen, hundert Mark lübisch; und diese Last füllet zwei und zwanzig Heringstonnen, welche bei dem Einsalzen der Heringe das gebräuchliche Maß sind, nach welchen die Zuteilung des Salzes zu einer Last Seestück oder Seepack geschieht. Die übrigen Verrichtungen, als das Kaken, Sortieren, Einsalzen und Einpacken der Heringe, kommen mit dem Verfahren der Holländer überein, von welchem weiterhin Nachricht gegeben wird. Aus Bergen werden jährlich allein einige hundert Schiffsladungen Heringe ausgeführt. Im Jahre 1752, in welchem der Fang nur mittelmäßig war, sind, vom Januar bis Oktober, aus dieser Stadt 11.013 Lasten, oder 132.156 Tonnen, verschickt worden; diejenigen nicht mitgerechnet, welche noch gegen Ende des Jahres ausgeführt wurden, und welche, mit den im Lande verbrauchten, auf 396.468 Tonnen geschätzt werden konnten. Im Jahre 1748 wurden in dem Kirchspiel Svanoe aus einer einzigen Bucht so viel Heringe gefangen, dass achtzig Jagden, jede zu hundert Tonnen, damit angefüllt werden konnten. Der Heringsfang in Norwegen ist derselben Unbeständigkeit, als der Fang anderer Fische, unterworfen. Manches Jahr sind aus Bergen wohl 100 bis 120.000 Tonnen Heringe ausgeführt worden, und in andern Jahren nur 50.000 bis 80.000 Tonnen. Überhaupt nimmt der Heringsfang in Norwegen von Jahr zu Jahr ab, weil die Schweden diesen Fang stärker treiben und die Heringe wohlfeiler geben können. Andere setzen den abnehmenden Wert dieser Fischerei darein, dass es an bestimmten Regeln für die Zubereitung der Fische als Handelsware und an den Begünstigungen fehlt, welche andere Nationen bei dieser Fischerei finden. Die Ausfuhr dieser Fische geht durch die Ostsee nach Russland, Polen, Ungarn, und zum Teil auch nach Deutschland. –
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Natur- und Handelsgeschichte des Herings.