Nach der Schlacht bei Großbeeren 23. August 1813

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1933
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Befreiungskriege, Preußen, Franzosen, Napoleon, Friede zu Tilsit, Russen, Russland, Preußen, Freiherr v. Stein, Landwehr, v. Bülow, Berlin, Vaterland,
So demütigend für Preußen auch der Friede zu Tilsit [7. und 9. Juli 1807] war, der das einst so stolze Königreich ganz der Willkür Napoleons auslieferte und nach Ansicht des siegreichen Eroberers bewirkte, dass es nur noch ein trauriges Scheinleben führen konnte — etwas Gutes brachte auch dieser Tag der Schmach mit sich. Die Erkenntnis der Lage und der Wege, die zur Befreiung vom französischen Joch führen konnten.

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Die einschneidenden Reformen des Freiherrn v. Stein, die freie Bürger schufen, und vor allen Dingen die Reorganisation des Heeres unter Scharnhorst, die Heranziehung des ganzen Volkes zum Heeresdienst, Bildung der Landwehr und des Landsturmes, machten es möglich, dass dem Frieden von Tilsit schon nach kurzen Jahren die Tage der Wiedervergeltung und der Befreiung folgten. Ideale Begeisterung ergriff Jung und Alt, auch die deutschen Frauen opferten Schmuck und Gut, um die Kämpfer auszurüsten. Zwar waren die ersten Gefechte des beginnenden Befreiungskrieges noch nicht siegreich für die preußischen Waffen infolge schlechter Führung; bald aber folgte ein Sieg dem anderen. Der erste größere wurde in der Nähe von Berlin, des ersten Angriffspunktes des napoleonischen Heeres, errungen. Mit 70.000 Mann war General Oudinot in Brandenburg eingebrochen, um des Reiches Hauptstadt zu besetzen, nachdem er „das Lumpengesindel von Landwehr“ zu Paaren getrieben hätte.

Doch es kam anders. Diese verachtete Landwehr warf sich unter General v. Bülow am 23. August der feindlichen Übermacht entgegen. Bei Großbeeren kam es zur Schlacht, die bis gegen Abend unentschieden blieb. Da rückten noch einmal die Scharen der Landwehr gegen die Hauptstellung des Feindes heran. Regen hatte die Gewehre zum Teil zum Schuss unbrauchbar gemacht, so schlugen sie mit dem Kolben drein und trieben die Feinde zurück. Berlin war gerettet. Hatten schon während des Kampfes Bürger Berlins sich der Verwundeten angenommen, nach der Schlacht strömten sie in dichten Scharen, zu Fuß und zu Wagen, herbei mit Lebensmitteln und Verbandzeug, um zu helfen und zu retten, wo ein Tapferer mit dem Tode rang. Ergreifende Szenen spielten sich auf dem Schlachtfelde ab. Hier sank mit einem Schmerzenslaut die Braut neben ihrem zu Tode getroffenen Verlobten nieder, dort suchten vergebens trostlose Eltern den einzigen Sohn, und wo sich ein Mitglied des Frauenvereins zum Wohle des Vaterlandes zeigte, da streckten sich viele Hände Verwundeter aus nach einem erfrischenden Trunk. Still und bleich lagen andere daneben — gefallen für das Vaterland. Packend hat uns der Künstler diese Vorgänge nach der Schlacht von Großbeeren veranschaulicht.

Nach der Schlacht bei Großbeeren 23.08.1813

Nach der Schlacht bei Großbeeren 23.08.1813