Plawnik
Der Glawk-Textil war früher eine Nebenabteilung der Chemischen Abteilung des Obersten Volkswirtschaftsrates. Er ist jetzt eine selbständige Abteilung. Denn die Textilindustrie ist eine der größten Industrien Russlands.
Plawnik ist Präsidialmitglied des Glawk-Textil. Er leitet das Finanzbureau, die Buchhaltung, die Kasse dieses Riesentrustes. Er ist ein Mann von 34 Jahren, lang, schmalbackig, mit sehr raschen Bewegungen. An Festtagen trägt er ein weißes Russenhemd mit roter Stickerei.
4 Wochen lang habe ich mit ihm täglich gearbeitet. Oder 4 Wochen lang hat er mir täglich Vortrag über die Organisation der russischen Textilindustrie gehalten. Es wird daher eines der Hauptkapitel meines Buches über die Wirtschaftsorganisation Sowjetrusslands.
Er zeigte mir die Anfangsverwaltung der Sowjettextilindustrie, ihre Weiterentwicklung. Er zeigte mir die Gegensätzlichkeiten, die Schwierigkeiten und ihre Überwindung, den Zwang und seine Anwendung.
Er klärte das Wesen der Vertrustung auf, der sozialistischen Vertrustung. Ich lernte von ihm das Produktionsbudget begreifen, das ganz neue Budget, das sozialistische Budget, das kein Geldwirtschaftsbudget, kein geldwirtschaftliches Rentabilitätsbudget mehr ist. Ich lernte bei ihm die durchgeführte Bargeldlosigkeit begreifen, den Umlauf ohne Umlaufmittel, die Zahlung ohne Zahlungsmittel, die durchgeführte Buchung. Die sozialistische Buchung, die eine andere Buchung ist als die Buchung in der Privatwirtschaft.
Er ließ Trustillustrierungen für mich zeichnen, Produktionsstatistiken anfertigen. Er erklärte mir die Kassenformulare, die Prüfungsformulare. Er führte mich durch alle Sektionen und Abteilungen, auch durch die Bureaus der Textilgewerkschaft.
Plawnik ist in Deutschland nicht unbekannt. Er war bis 1918 in Deutschland. Er war Adlatus der sowjetrussischen Botschaft in Berlin, und vorher stand er auf wichtigen Verwaltungsstellen der deutschen Textilindustrie.
Plawnik ist ein geschätzter, klarer Kopf. Es ist ein energischer Mann, ein rascher Verhandler, ein Vielbeschäftigter. Er hat noch andere Mandate. Denn die Menschen, die Leitungsmenschen sind knapp in Moskau und die einzelnen leiden unter Ämterhäufung.
Er sehnt sich nach Deutschland, er möchte als Wirtschaftsverbindungsmann in Deutschland arbeiten. Die Fähigkeiten dazu hat er. Das ist nicht zu bestreiten.
In seinem Bureau lernte ich das ganze Trustgetriebe kennen. Fabrikleiter, Trustleiter aus der Provinz kamen und brachten ihre Wünsche vor. Angestelltenanordnungen wurden getroffen, Disziplinarbefehle wurden gegeben, Kartothekstichproben wurden gemacht, Prüfungen wurden veranstaltet.
Oft war es ein Ansturm auf dieses Bureau in dem weiten Trustgebäude. Ein Ansturm von Beschwerdeführern, von Anregern, von Budgeterklärern und Budgetforderern. Sie wurden schnell abgefertigt. Eine kleine elektrische rotumglaste Lampe war hinter ihm. Brannte sie, so hieß das: ich bin beschäftigt. Aber nicht immer schreckte das Beschäftigtsein die Andrängenden. Ich sprach schon von der russischen Unsitte des Fadenzerreißens.
Das Telephon ruhte nicht. Oft arbeitete Plawnik mit zwei Telephonen auf einmal, mit dem Ferntelephon und dem Haustelephon. Man sah: hier war, hier wurde Organisation. Die russische Textilindustrie ist fast durchnationalisiert, fast durchtrustet. Sie ist von der Organisation eingeklammert, sie kann nicht mehr heraus. Das ist erreicht, und das ist nicht mehr zu ändern.
Plawnik beherrscht die deutsche Sprache. Er beherrscht auch die hebräische Schriftsprache. Er ist einer der besten hebräischen Schriftsteller Russlands. Wenn ich nicht irre, redigiert er eine hebräische Zeitschrift. Ich hatte ihm für diese Zeitschrift einen Artikel versprochen. Aber ich hatte keine Zeit mehr, das Versprechen einzulösen.
Er ist ein gewitzter Geschäftsmann. Mir etwas zu gewitzt. Ich liebe die Übergewitztheit nicht. Aber er ist ein tüchtiger Geschäftsmann, ein neuer Zielgeschäftsmann, ein Geschäftsmann mit Ideen. Auch die sozialistische Wirtschaft braucht Geschäftsleute. Keine Rentabilitätsgeschäftsleute, keine Auftragshascher, keine Rekordläufer, keine Wettbewerbsschnüffler, keine Kaufleute oder Verkaufleute, sondern Geschäftsleute in einem anderen Sinne. Plawnik ist ein solcher Geschäftsmann, das kann nicht bestritten werden.
Plawnik ist Präsidialmitglied des Glawk-Textil. Er leitet das Finanzbureau, die Buchhaltung, die Kasse dieses Riesentrustes. Er ist ein Mann von 34 Jahren, lang, schmalbackig, mit sehr raschen Bewegungen. An Festtagen trägt er ein weißes Russenhemd mit roter Stickerei.
4 Wochen lang habe ich mit ihm täglich gearbeitet. Oder 4 Wochen lang hat er mir täglich Vortrag über die Organisation der russischen Textilindustrie gehalten. Es wird daher eines der Hauptkapitel meines Buches über die Wirtschaftsorganisation Sowjetrusslands.
Er zeigte mir die Anfangsverwaltung der Sowjettextilindustrie, ihre Weiterentwicklung. Er zeigte mir die Gegensätzlichkeiten, die Schwierigkeiten und ihre Überwindung, den Zwang und seine Anwendung.
Er klärte das Wesen der Vertrustung auf, der sozialistischen Vertrustung. Ich lernte von ihm das Produktionsbudget begreifen, das ganz neue Budget, das sozialistische Budget, das kein Geldwirtschaftsbudget, kein geldwirtschaftliches Rentabilitätsbudget mehr ist. Ich lernte bei ihm die durchgeführte Bargeldlosigkeit begreifen, den Umlauf ohne Umlaufmittel, die Zahlung ohne Zahlungsmittel, die durchgeführte Buchung. Die sozialistische Buchung, die eine andere Buchung ist als die Buchung in der Privatwirtschaft.
Er ließ Trustillustrierungen für mich zeichnen, Produktionsstatistiken anfertigen. Er erklärte mir die Kassenformulare, die Prüfungsformulare. Er führte mich durch alle Sektionen und Abteilungen, auch durch die Bureaus der Textilgewerkschaft.
Plawnik ist in Deutschland nicht unbekannt. Er war bis 1918 in Deutschland. Er war Adlatus der sowjetrussischen Botschaft in Berlin, und vorher stand er auf wichtigen Verwaltungsstellen der deutschen Textilindustrie.
Plawnik ist ein geschätzter, klarer Kopf. Es ist ein energischer Mann, ein rascher Verhandler, ein Vielbeschäftigter. Er hat noch andere Mandate. Denn die Menschen, die Leitungsmenschen sind knapp in Moskau und die einzelnen leiden unter Ämterhäufung.
Er sehnt sich nach Deutschland, er möchte als Wirtschaftsverbindungsmann in Deutschland arbeiten. Die Fähigkeiten dazu hat er. Das ist nicht zu bestreiten.
In seinem Bureau lernte ich das ganze Trustgetriebe kennen. Fabrikleiter, Trustleiter aus der Provinz kamen und brachten ihre Wünsche vor. Angestelltenanordnungen wurden getroffen, Disziplinarbefehle wurden gegeben, Kartothekstichproben wurden gemacht, Prüfungen wurden veranstaltet.
Oft war es ein Ansturm auf dieses Bureau in dem weiten Trustgebäude. Ein Ansturm von Beschwerdeführern, von Anregern, von Budgeterklärern und Budgetforderern. Sie wurden schnell abgefertigt. Eine kleine elektrische rotumglaste Lampe war hinter ihm. Brannte sie, so hieß das: ich bin beschäftigt. Aber nicht immer schreckte das Beschäftigtsein die Andrängenden. Ich sprach schon von der russischen Unsitte des Fadenzerreißens.
Das Telephon ruhte nicht. Oft arbeitete Plawnik mit zwei Telephonen auf einmal, mit dem Ferntelephon und dem Haustelephon. Man sah: hier war, hier wurde Organisation. Die russische Textilindustrie ist fast durchnationalisiert, fast durchtrustet. Sie ist von der Organisation eingeklammert, sie kann nicht mehr heraus. Das ist erreicht, und das ist nicht mehr zu ändern.
Plawnik beherrscht die deutsche Sprache. Er beherrscht auch die hebräische Schriftsprache. Er ist einer der besten hebräischen Schriftsteller Russlands. Wenn ich nicht irre, redigiert er eine hebräische Zeitschrift. Ich hatte ihm für diese Zeitschrift einen Artikel versprochen. Aber ich hatte keine Zeit mehr, das Versprechen einzulösen.
Er ist ein gewitzter Geschäftsmann. Mir etwas zu gewitzt. Ich liebe die Übergewitztheit nicht. Aber er ist ein tüchtiger Geschäftsmann, ein neuer Zielgeschäftsmann, ein Geschäftsmann mit Ideen. Auch die sozialistische Wirtschaft braucht Geschäftsleute. Keine Rentabilitätsgeschäftsleute, keine Auftragshascher, keine Rekordläufer, keine Wettbewerbsschnüffler, keine Kaufleute oder Verkaufleute, sondern Geschäftsleute in einem anderen Sinne. Plawnik ist ein solcher Geschäftsmann, das kann nicht bestritten werden.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Moskau 1920 - Tagebuchblätter