Moltke und Mühlbach zusammen unter dem Halbmonde 1837 — 1839.

Geschichte der Sendung Preußischer Offiziere nach der Türkei 1837, des Kurdenfeldzuges 1838 und des Syrischen Krieges 1839.
Autor: Wagner, Reinhold (?-?) Preußischer Oberstleutnant a. D., Erscheinungsjahr: 1893
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Vorpommern, Preußen, Vincke, Fischer, Offiziere, Türkei, Syrien, Konstantinopel, Krieg, Militärberater, Bosporus, Friedrich Wilhelm III., Kurden, Krieg, Opfer, Flüchtlinge, Zerstörung, Kriegsverbrechen, Moltke Helmuth Graf von (1800-1891), Mühlbach Wilhelm Heinrich (1795-1848)
      „Im wackern Argonautenkreise
      War Jeder brav nach seiner eignen Weise."
                                    (Goethe.)



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Moltkes türkische Lebensperiode hat, seit er berühmt geworden, besonderes Interesse erregt. Dennoch gibt es noch keine genügende Darstellung derselben. Denn Alles, was darüber geschrieben wurde, ist nur aus seinen „Briefen über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 — 1839 *) geschöpft, und diese lassen als historisch-biographische Quelle in mancher Hinsicht zu wünschen übrig.

Von vorn herein ersieht man aus der Vorrede des Geographen Ritter nur, dass Moltke auf einer ohne weitere Absichten unternommenen Reise nach Konstantinopel kam, erfährt aber nicht, wie sich daraus denn eigentlich die vierjährige Wirksamkeit des aktiven preußischen Offiziers in der Türkei entwickelt hat? Im Dunkeln bleibt nicht nur die Vorgeschichte seines Kommandos dahin, sondern auch der politische Hintergrund desselben, sowie der Sendung von noch drei andern Offizieren: von Vincke, Fischer und von Mühlbach.

Dass Moltke schon über seine eigene Wirksamkeit keinen näheren Aufschluss geben konnte, sagt er selbst in einem der letzten Briefe (vom 12. Juli 1839): „Ich habe Dir aus bekannten Gründen in meinen früheren Briefen nie etwas über meine dienstliche Stellung geschrieben." Noch weniger ist das natürlich in betreff der drei anderen Offiziere geschehen, deren Namen kaum genannt werden. Und doch hatten alle Vier eine gemeinsame Aufgabe zu erfüllen, so dass die Tätigkeit des Einzelnen nur im Rahmen des Ganzen recht zu würdigen ist.

*) Charakteristisch ist, dass die 1841 erschienene erste Auflage von der Kritik so vollständig ignoriert wurde, dass keine Besprechung aufzufinden gewesen ist. Erst der Ausbruch des russisch türkischen Krieges machte 1877 eine 2. und 3. Auflage nötig, denen 1882 die 4., und 1891 die 5. folgte.

Für das, was Moltke selbst zu leisten hatte, sind oft genug die eigentlichen Motive nicht zu erkennen, z. B. bei den verschiedenen Reisen. Er hat das Land doch nicht als Distanz-Reiter durchmessen, oder nur als Geograph kennen lernen wollen, sondern spezielle militärische Zwecke verfolgt. Dass dies sogar nach einem gewissen System, nach strategischen Gesichtspunkten geschehen ist, wird nicht einmal angedeutet. Von den Kriegshandlungen endlich gewinnt man, trotz der lebendigen Schilderungen einzelner Vorgänge, kein klares Gesamtbild, weder vom Kurdenfeldzug noch vom Syrischen Kriege.

Dazu kommt, dass wenn man die Briefe als Geschichtsquelle mit kritischem Auge liest, sich sowohl unrichtige Datierungen, als auch unzweifelhafte Merkmale nachträglicher Redaktion nachweisen lassen. Eine wertvolle Bereicherung schienen sie noch kurz vor Moltkes Tode in 5. Auflage durch eine Karte erfahren zu haben, in die er selbst seine Reisewege in der asiatischen Türkei eingetragen hatte. Gewiss war solche Übersichtskarte längst sehr wünschenswert. Nur hätte, nachdem man seit dem Erscheinen der 1. Auflage 50-Jahre ungenutzt hatte verstreichen lassen, dem greisen Feldmarschall nicht zugemutet werden sollen, die Eintragung der Reisewege persönlich zu besorgen. Es war weder zu erwarten, dass er nach mehr als einem halben Jahrhundert alles dazu Nötige noch im Gedächtnis haben würde, noch auch zu verlangen, dass er selbst seine Briefe ad hoc wieder genau durchlese. Die Folge war, dass die Reisewege teils unvollständig, teils unrichtig eingetragen, teils auch in der eigenhändigen Erklärung unter der Karte falsch datiert worden sind. Das Nähere wird an geeigneter Stelle zur Sprache kommen.

Gab es nun keine anderen Quellen, als diese Briefe? Freilich! Sogar verschiedene von Moltke selbst herstammende Arbeiten. Sie sind aber teils nicht recht beachtet worden, teils trotz der zahllosen Federn, die sich mit Moltke beschäftigt haben, ganz im Dunkeln geblieben.

Erwähnt finden sich am ehesten noch die Karten von Konstantinopel und vom Bosporus; nicht recht beachtet wurde dagegen, dass die Schilderungen der Örtlichkeiten in der „Geschichte des russisch-türkischen Feldzuges 1828 — 29" und die meisten der dazugehörigen Pläne Ergebnisse der Reisen Moltkes in Bulgarien und Rumelien gewesen sind. Noch weniger berücksichtigt wurde der von ihm in Gemeinschaft mit Fischer und Vincke herausgegebene „Plan-Atlas von Klein-Asien", den kaum Einer seiner Biographen erwähnt hat. Obwohl ferner sein Anteil an der von Kiepert herausgegebenen Karte von Klein-Asien bekannt war, ist das zugehörige „Memoir" ignoriert worden, und mit ihm der darin befindliche Aufsatz Moltkes: „Das nördliche Vorland und das Hochland von Klein-Asien, der Taurus, Euphrat und Tigris, die mesopotamische Wüste und Kurdistan." Ganz im Dunkeln blieb endlich nicht nur der Bericht Moltkes über die Auffindung des syrischen Codex des neuen Testaments in den Akten der Königlichen Bibliothek zu Berlin, sondern auch die allerdings anonyme „Darstellung des türkisch-ägyptischen Feldzuges im Sommer 1839." Die Autorschaft Moltkes unterliegt trotz der Anonymität schon aus inneren Gründen keinem Zweifel. Auch ist der zugehörige Plan von Nisib und Biredschik identisch mit dem entsprechenden Blatt im Plan-Atlas von Klein-Asien. Außerdem gibt es eine englische Übersetzung , in deren Vorrede Moltke als Verfasser genannt ist. Aber nicht einmal die eigene Erwähnung dieser Übersetzung in seinen „Gesammelten Schriften" (Bd. VI, S. 262) hat die Aufmerksamkeit auf das deutsche Original hinzulenken vermocht.

Das ist noch nicht Alles . . . . — doch man soll sein Pulver nicht vor der Zeit verschießen.

Die nach dem Tode des Feldmarschalls besonders nahe liegende Erwartung, dass durch die Herausgabe der „Gesammelten Schriften" unsere Kenntnis seiner türkischen Lebensperiode bedeutende Vervollständigung erfahren würde, hat sich auch nicht erfüllt. Es fanden, sich da, abgesehen von dem Tagebuche der Reise nach Konstantinopel vor dem Betreten der Türkei, nur einige Urkunden zur Anerkennung seiner dortigen Dienste, sowie mehrere Briefe — auch an Fischer und von Vincke — welche die von Moltke selbst veröffentlichten in einzelnen Punkten ergänzen. Hierdurch war nicht viel gewonnen, und bei der Herausgabe noch eine Anzahl von Fehlern gemacht, die füglich zu vermeiden gewesen wären.

Es musste also nach weiterem Material gesucht werden. Einiges fand sich in den unten angegebenen gedruckten Quellen. Wichtiger war es, noch ungedruckte zu ermitteln, die am ehesten im Kriegs-Archiv des Generalstabes und im Nachlass der drei mit Moltke in der Türkei gewesenen Offiziere zu vermuten waren. Auf Ersteres für meine Arbeit zu rechnen, wäre wenigstens eine Erschwerung derselben gewesen. Jedenfalls war es bequemer, abzuwarten, ob Andere von selbst darauf kommen würden, dass die Akten des Generalstabes auch über die türkische Lebenszeit Moltkes gar Manches enthalten müssten. Da aber aus Vinckes und Fischers Nachlass, wie gesagt, schon für die „Gesammelten Schriften" Moltkes, nichts als die wenigen oben erwähnten Briefe erlangt worden war, so blieben nur noch die Mühlbach'schen Papiere zu berücksichtigen, diese jedoch um so mehr, als sie bei der Herausgabe der „Gesammelten Schriften" allem Anschein nach ganz unbeachtet gelassen waren — was sich denn auch bestätigt hat.

Meinerseits glaube ich nun so ziemlich Alles aufgespürt zu haben, was von Mühlbach'schen Papieren aus der Zeit seines Kommandos nach der Türkei überhaupt noch existieren mag: Amtliches und Privates, Korrespondenzen und Berichte, Reinschriften und Konzepte, tagebuchartige Aufzeichnungen bis zu kleinen, mit Bleistift geschriebenen, nur mit dem Vergrößerungsglase noch lesbaren Zetteln herab; landschaftliche Skizzen, Croquis, Pläne und Karten.

Dies war um so erwünschter, als Moltke mit allen Drei preußischen Kameraden nur während der ersten 6 Monate ihres zweijährigen Kommandos, und zwar in der europäischen Türkei, zusammen gewesen, Mühlbach dagegen mit ihm dann auch nach Asien zur Taurus-Armee geschickt worden ist, und Beide dort während der ganzen übrigen Zeit bis zur Rückkehr nach Konstantinopel und Berlin geblieben sind. Zusammen sind sie bis Mossul gekommen, zusammen haben sie den Kurdenfeldzug und den syrischen Krieg mitgemacht. Grade über die wichtigste — zweite — Hälfte von Moltkes Aufenthalt in der Türkei geben daher die Mühlbach'schen Papiere vorzüglich Aufschluss — derartig, dass es mit Benutzung aller übrigen Quellen möglich wurde, besonders den Kurdenfeldzug und den syrischen Krieg vollständiger zu beschreiben, als es bisher irgendwo geschehen ist. Da ferner aus den vorhandenen Papieren schon die Vorgeschichte der preußischen Militär-Mission zu ersehen war, so wurde auch diese auf politischem Hintergrunde dargestellt, und hiernach dem Buche sein Titel gegeben.

Die in den Text eingedruckten Landschaftsskizzen sind Verkleinerungen Mühlbach'scher Aufnahmen. Der Plan des Schlosses Sayd Bey Kalessi von Moltke ist mit Bewilligung der Verlagshandlung dem Plan-Atlas von Klein-Asien entnommen und gleichfalls verkleinert; die Karte der von Moltke und Mühlbach durchzogenen asiatischen Lande wurde nach dem von Mühlbach selbst zu Malatia im Februar 1839 in Farben ausgeführten Original hergestellt — selbst mit den geographischen Fehlern, die sie enthält, da sie trotz derselben zum Verständnis des Textes besser geeignet ist, als irgend eine neuere. Der Plan des verschanzten Lagers von Biredschik ist die etwas verkleinerte Reproduktion eines Mühlbach'schen Originals.

Der Plan der Stellungen bei Nisib wurde auf Grund aller darüber vorliegenden Materialien entworfen, weil Moltkes Croquis allein — im Plan-Atlas von Klein-Asien — nicht genügte. Im Speziellen sind die türkischen Truppenstellungen nach den auf dem Kriegsschauplatze selbst gemachten Aufzeichnungen Mühlbachs, die ägyptischen nach den Angaben Soliman Paschas, des ägyptischen Generalstabs-Chefs, eingetragen.

Dank sage ich allen Denen, die mir zu den Quellen meiner Arbeit verhelfen haben, namentlich den Hinterbliebenen des Majors von Mühlbach und seiner Freunde.

      Berlin, den 12. März 1893.
                  Der Verfasser.


                        Quellennachweis

Außer Moltkes verschiedenen Schriften und den die neuere Geschichte der Türkei behandelnden historischen Werken sind als gedruckte Quellen hauptsächlich folgende zu nennen.

1. The battle of Nisib, by T. M. Rüssel, late of the Kurdistan expedition: im United Service Journal and Naval and Military Magazine, London 1840. Part. III. Dec. 1840.

2. Travels and Researches in Asia Minor, Mesopotamia, Chaldea and Armenia, by W. F. Ainsworth, besprochen im United Service Journal, London 1842. Part. III. Dec. 1842.

3. Relation de la bataille de Nisib, par Soliman Pacha (Sève, ancien officier francais, actuellement major-général de l'armée égyptienne) im Spectateur militaire. Paris. Vol. XXVIII, 1839.

4. Relation de la bataille de Nisib, livrée le 24 Juin 1839, par Thomas, capitaine au corps royal d'Etat-major, Constantinople le 27 février 1840, im Spectateur militaire. Paris. Vol. XXIX, 1840.

5. Soliman Pacha — colonel Sève — generahssime des armees egyptiennes ou histoire des guerre de l'Egypte de 1840 — 1860, par Aimé Vingtrinier, Paris 1886.



                        Übersicht des Inhaltes.

Proszenium
I. Abschnitt. Ursprung und Entwicklung der preußischen Militär Mission von 1837 nach der Türkei und ihre Tätigkeit auf europäischem Boden bis Ende Februar 1838.
01. Der politische Hintergrund
02. Geschichte der Kommandierung preußischer Offiziere von Moltkes Ankunft in Konstantinopel bis zum Eintreffen der Übrigen daselbst. Ende November 1835 bis Ende August 1837
03. Gemeinsamer Aufenthalt in Konstantinopel, Reise durch Bulgarien und nach den Dardanellen. Anfang September 1837 bis Ende Februar 1838
II. Abschnitt. Moltke und Mühlbach in der asiatischen Türkei bis zum Beginn des Kurdenfeldzuges. März — April 1838.
04. Moltkes und Mühlbachs Reise nach Klein-Asien zum Hauptquartier der Taurus-Armee unter Hafiz Pascha in Karput. 2.— 17. März 1838
05. Erster Aufenthalt in Karput und erste Reisen Moltkes und Mühlbachs auf verschiedenen Wegen über den Taurus und nach Diarbekir, gemeinsame Tigrisfahrt nach Mossul und Rückreise durch die Wüste: Moltke nach Djesireh zu Kurd Mehemed Pascha, und Mühlbach nach Diarbekir zu Hafiz Pascha. Ende März bis Anfang Mai 1838 69
III. Abschnitt. Der Kurdenfeldzug. Mai— Juni 1838.
06. Die Vorbereitungen zum Feldzuge und die Einnahme Sayd-Bey-Kalessi's unter Kurd Mehemed Pascha und Moltke von Djesireh aus. Versammlung der Streitkräfte gegen den Karsann-Dagh. Erste Hälfte des Mai 1838
07. Hafiz Pascha mit Mühlbach und den Truppen aus Diarbekir nach dem Lager bei Batman-Köpri und dem Lager unter Messreh-Chan. 19. Mai bis 1. Juni 1838
08. Unterwerfung der Täler von Hargemo und Papur. Vereinigung Hafiz Paschas und Mühlbachs mit Kurd Mehemed Pascha und Moltke. Erstürmung von Papur und Lager daselbst. 2.-4. Juni 1838
09. Unterwerfung des Tales von Goh und Lager daselbst. 5.— 13. Juni 1838
10. Vereinzelte Unternehmungen gegen nicht unterworfene Kurdenstämme, namentlich diejenigen am Bischery-Bache. Abbruch des Feldzuges und Rückkehr über Siwan Maaden nach Karput. 14. Juni bis 3. Juli 1838
IV. Abschnitt. Der syrische Krieg in Sieht. Juli 1838 bis April 1839.
11. Anlauf zum Kriege gegen Mehemed Ali. Verlegung des Hauptquartiers von Karput nach Malatia und dortige Versammlung der Taurus-Armee. Juli — September 1838
12. Strategische Verhältnisse. Moltkes Sendung nach Koniah zu Hadji Ali Pascha und nach den cilicischen Pässen. Befestigung derselben durch Hauptmann Fischer. Die Taurus-Armee im Zeltlager um Malatia. Oktober 1838
13. Winterquartiere in Malatia selbst. Organisation der Taurus-Armee. November — Dezember 1838
14. Erhöhte Spannung der Situation. Gesteigerte Rüstungen. Nochmaliges Zaudern des Sultans. Januar bis März 1839 193
V. Abschnitt. Der syrische Krieg. April — Juli 1839.
15. Übergang über den Taurus und Versammlung des Heeres bei Biredschik. Anfang April bis Mitte Mai 1839
16. Die Taurus-Armee im Lager vor Biredschik. Scharmützel an der Grenze als Kriegsvorwand. Strategische Verhältnisse. Avantgardenstellung bei Nisib. Lagerleben und Pulverexplosion. Syrische Nachrichten. Offensichtliche Grenzverletzung durch Besetzung von Orul und Rekognoszierung von Tilbacher. Vorrücken der ganzen Taurus-Armee nach Nisib. Mitte Mai bis Anfang Juni 1839
17. Die Taums-Armee im Lager bei Nisib. Vorstöße über die Grenze und Einnahme von Aintab. Des Sultans geheime Entschließung zum Kriege. Von Anfang des Juni bis zum 20.
18. Ankunft Ibrahim Paschas bei Misar am 20. Juni, seine Rekognoszierung der türkischen Stellung und Untätigkeit Hafiz Paschas am 21. Flankenmarsch Ibrahim Paschas nach Kersun-Köpri am 22. und vergebliche Bemühungen Moltkes und Mühlbachs, Hafiz Pascha zur Rückkehr nach Biredschik zu bewegen. Neue Stellung der Taurus Armee mit verkehrter Front gegen Kersun-Köpri in der Nacht zum 23. und Lager Ibrahim Paschas vor Kersun-Köpri am 23., so wie dessen Beschießung in der Nacht zum 24. Juni. Vom 20. bis 24. Juni 1839
19. Die Schlacht bei Nisib am 24. Juni 1839
20. Rückkehr der Trümmer der Taurus-Armee nach Malatia. Anmarsch und Selbstauflösung der Corps Izzet Mehemed und Osman Paschas. Französische Intervention und Stillstand Ibrahim Paschas. Thronwechsel in Konstantinopel und Absetzung Hafiz Paschas. Rückkehr der preußischen Offiziere nach Konstantinopel. Vom 24. Juni bis Anfang August 1839
VI. Abschnitt. Das Ende der preußischen Militär-Mission.
21. Letzter Aufenthalt Moltkes und Mühlbachs in Konstantinopel und Hafiz Paschas Urteil
22. Heimkehr und Nachklänge
XIV. Beilagen.
A. Lebensskizzen der mit Moltke zusammen nach der Türkei kommandierten Offiziere.
      1. von Mühlbach
      2. von Vincke
      3. Fischer
B. Schriftstücke, meist türkischen Ursprungs.
01. Brief von Hafiz Pascha an Moltke aus Diarbekir, den 15. Mai 1838
02. Kollektivschreiben des Seraskiers Said Pascha an Moltke und Mühlbach aus Konstantinopel, den 16. Juli 1838
03. Kollektivschreiben des Seraskiers Said Pascha an Moltke und Mühlbach aus Konstantinopel, den 11. September 1838
04. Zeugnis für Moltke von Hafiz Pascha, ausgestellt zu Siwas, den 29. Juli 1839
05. Zeugnis für Mühlbach von Hafiz Pascha, ausgestellt zu Siwas, den 30. Juli 1839
06. Empfehlungsschreiben für Moltke von Hafiz Pascha an den Seraskier Said Pascha, Siwas, den 30. Juli 1839
07. Desgleichen für Mühlbach
08. Berat über die Verleihung des Nischan-Iftichar in Brillanten an Mühlbach
09. Mühlbachs Patent als Miralay
10. Schreiben des Grafen von Königsmarck bei Übersendung des Miralay-Patents an Mühlbach

            Verzeichnis der graphischen Beilagen.

a) Skizzen im Text.
1. Die Dardanellen
2. Plan des Schlosses Sayd Bey Kalessi
3. Batman-Köpri
4. Ansicht des Karsann-Dagh vom Lager bei Batman-Köpri
5. Blick vom Höhenzuge über Messreh-Chan auf das Kurdenlager in der Einsattelung jenseits des Tales von Hargemo
6. Querschnitt durch das Tal von Papur
7. Blick auf Papur und den Harkiss-Dagh
8. Kampfplatz im Bischery-Tale
9. Aintab
b) Kartenbeilagen.
10. Karte der von Moltke und Mühlbach 1838 und 1839 durchzogenen Asiatischen Lande Blatt I
11. Plan des verschanzten Lagers von Biredschik Blatt II
12. Plan der Stellungen bei Nisib Blatt III


                              Proszenium.

Am 27. August 1837 stand ein Franke auf dem Turme von Galata zu Konstantinopel.

Rings um ihn dehnte sich das herrlichste Panorama der Welt aus. Im Osten Skutari, an einer von schwarzem Zypressen-Walde gekrönten Höhe amphitheatralisch emporsteigend. Nordwärts der Bosporus, der wie ein mächtiger Strom sich zwischen lauter zusammenhängenden Ortschaften mit prächtigen Palästen, Kiosken und Moscheen hindurchwindet: zwei Meere verbindend und zwei Weltteile trennend. Von gewaltigen Kriegsschiffen und Kauffahrern bedeckt, von vielen Tausend Kaiks durchkreuzt, bildet er einen lebendigen Gegensatz gegen die menschenleere Einöde im Nordwesten, baumlose, nur mit Gestrüpp und Heidekraut bedeckte Hügel.

Im Westen endlich und im Süden von Pera und Galata der Hafen des goldenen Horns. Jenseits aber Konstantinopel mit seiner bunten Häusermasse, überragt von den kühnen Bogen der Wasserleitung des Kaisers Valens, von zahllosen Kuppeln und himmelhohen Minaretts der großen Moscheen, namentlich auch der Hagia Sophia unweit des Serails auf der Landspitze, an der sich die Fluten des Bosporus fort und fort brechen.

Inmitten dieser unvergleichlichen Umgebung spähte der Franke indessen über das Gewimmel des Hafens und über Konstantinopel hinaus in das flimmernde Marmara-Meer, aus dessen lichter Fläche die Principos-Inseln und der Fels von Proti emportauchen.

Jenseits dehnt sich das Felsgebirge von Mudania aus, und dahinter erhebt der asiatische Olymp sein beschneites Haupt, während am fernsten Horizont, in kaum erkennbarer Nebelgestalt, die Insel Katolymnia und die Berge von Cycikus erscheinen.

Nichts aber fesselt den Blick des Franken so sehr, wie eine kleine schwarze Rauchwolke am blendenden Horizont des Meeres, die immer näher kommt und sich zuletzt in ein breites Dampfschiff verwandelt.

Schäumend steigen die Wellen an seinem dunkeln Bug empor, und schneeweiß fließen sie zu beiden Seiten ab, weithin einen Silberstreif auf die blaue Fläche zeichnend. Jetzt kämpft es mit der starken Strömung an der Spitze des Serails, aber siegreich schießt es hinter den alten Mauern hervor, wendet im Hafen um — und mit lang anhaltendem Gerassel sinkt der Anker in den tiefen Grund.

Hauptmann von Moltke war es, der das Schiff sehnsüchtig erwartet hatte. Schon lange fand er, dass einem Franken auch die reizendste Gegend und selbst die Pfeife nicht den Umgang und geistige Mitteilung ersetzen könnten. Damit aber sah es am schönen Bosporus schlecht aus. Froh empfing er daher die drei Kameraden, die der Großherr Mahmud II. vom Könige Friedrich Wilhelm III. erbeten, und die ihm nun das Schiff gebracht hatte: die Hauptleute von Vincke, Fischer und von Mühlbach.

000. Plan Konstantinopels des Giovanni Andrea Vavassore, Venedig, um 1520. (Aus Eugen Oberhummer: Konstantinopel unter Suleiman d. Gr., R. Oldenbourg, München 1902)

000. Plan Konstantinopels des Giovanni Andrea Vavassore, Venedig, um 1520. (Aus Eugen Oberhummer: Konstantinopel unter Suleiman d. Gr., R. Oldenbourg, München 1902)

001. Moschee Suleimansi (Suleimanie) 1550-1566 Nordwestfassade des Hofes.

001. Moschee Suleimansi (Suleimanie) 1550-1566 Nordwestfassade des Hofes.

002. Goldenes Horn mit Suleimanije von der neuen Brücke aus.

002. Goldenes Horn mit Suleimanije von der neuen Brücke aus.

003. Goldenes Horn vom Friedhofe von Ejub aus

003. Goldenes Horn vom Friedhofe von Ejub aus

004. Leanderturm, Altes Serai (rechts), Aja Sophia und Achmedmoschee (Mitte) und Seemauern

004. Leanderturm, Altes Serai (rechts), Aja Sophia und Achmedmoschee (Mitte) und Seemauern

005. Suleimanije mit den umgebenden Wohlfahrtsanlagen im Vordergrund Türkisches Viertel

005. Suleimanije mit den umgebenden Wohlfahrtsanlagen im Vordergrund Türkisches Viertel

006. Atmeidan mit Achimedmoschee im Hintergrund die Aja Sophia

006. Atmeidan mit Achimedmoschee im Hintergrund die Aja Sophia

007. Galaturm mit Resten der alten Stadtmauer

007. Galaturm mit Resten der alten Stadtmauer

009. Sockel des Theodosiusobellisken mit Darstellung der Wettkämpfe

009. Sockel des Theodosiusobellisken mit Darstellung der Wettkämpfe

010. Goldenes Tor von innen mit den vermauerten Bögen

010. Goldenes Tor von innen mit den vermauerten Bögen

012. Vortor des Goldenen Tors

012. Vortor des Goldenen Tors

014. Goldenes Tor und Jedi Kule (Die Burg der sieben Türme)

014. Goldenes Tor und Jedi Kule (Die Burg der sieben Türme)

015. Mewlewi Hane-Tor (Porta Rheggii)

015. Mewlewi Hane-Tor (Porta Rheggii)

016. Die Landmauer Theodosius II (413). Im Hintergrund die Zypressenfriedhöfe

016. Die Landmauer Theodosius II (413). Im Hintergrund die Zypressenfriedhöfe

017. Landmauer, Teilansicht

017. Landmauer, Teilansicht

018. Jedicule Innenhof mit Moscheeruine

018. Jedicule Innenhof mit Moscheeruine

019. Straßenbild längs der Landmauern

019. Straßenbild längs der Landmauern

020. Silivri Kapu (Tor)

020. Silivri Kapu (Tor)

021. Der Marmorturm (Mermer Kule) 975-1025

021. Der Marmorturm (Mermer Kule) 975-1025

022. Der sogenannte Justinianpalast am Marmarameer

022. Der sogenannte Justinianpalast am Marmarameer

023. Aquädukt des Valens

023. Aquädukt des Valens

024. Tekfur Serai, Hoffassade

024. Tekfur Serai, Hoffassade

025. Tekfur Serai, Außenansicht

025. Tekfur Serai, Außenansicht

026. Aja Sophia 532-537 Außenansicht

026. Aja Sophia 532-537 Außenansicht

027. Aja Sophia. Vorhof mit Waschbrunnen

027. Aja Sophia. Vorhof mit Waschbrunnen

028. Aja Sophia Innenansicht gegen Osten

028. Aja Sophia Innenansicht gegen Osten

029. Aja Sophia, Blick aus dem rechten Seitenschiff.

029. Aja Sophia, Blick aus dem rechten Seitenschiff.

030. Aja Sophia, Westansicht mit Vorhallen

030. Aja Sophia, Westansicht mit Vorhallen

031. Aja Sophia, Südemphore

031. Aja Sophia, Südemphore

032. Aja Sophia, südöstliche Exedra mit Mimbar (Kanzel)

032. Aja Sophia, südöstliche Exedra mit Mimbar (Kanzel)

033. Irenenkirche von Norost, im Hintergrund Aja Sophia

033. Irenenkirche von Norost, im Hintergrund Aja Sophia

034. Irenenkirche, Inneres, jetzt Waffenmuseum

034. Irenenkirche, Inneres, jetzt Waffenmuseum

035. Sergius und Bacchus (Kütschük „Kleine“ Aja Sophia), Inneres

035. Sergius und Bacchus (Kütschük „Kleine“ Aja Sophia), Inneres

036. Kirche des Klosters Myrilaion (Bodrum Mesdschid) 10. Jahrh.

036. Kirche des Klosters Myrilaion (Bodrum Mesdschid) 10. Jahrh.

037. Kirche Pammakaristos (Fethie Dschami) Ostansicht

037. Kirche Pammakaristos (Fethie Dschami) Ostansicht

038. Kapitelle aus Sergius und Bacchus

038. Kapitelle aus Sergius und Bacchus

039. Zisterne Tausend und eine Säule (Bin Bir Direk)

039. Zisterne Tausend und eine Säule (Bin Bir Direk)

040. Kirche des Klosters Chora (Kahrie Dschami) Außenansicht

040. Kirche des Klosters Chora (Kahrie Dschami) Außenansicht

041. Kahrie Dschami, Christusmosaik im Narthex

041. Kahrie Dschami, Christusmosaik im Narthex

042. Kahrie Dschami Mosaik Christi Geburt

042. Kahrie Dschami Mosaik Christi Geburt

043. Kahrie Dschami, Mosaizierte Rippenkuppel des Narthex

043. Kahrie Dschami, Mosaizierte Rippenkuppel des Narthex

044. Kahrie Dschami, ornamentierte Archivolte und Fresken der Seitenkapelle

044. Kahrie Dschami, ornamentierte Archivolte und Fresken der Seitenkapelle

045. Moschee Mohammed II. des Eroberers (Mehmedie) 1463-1469

045. Moschee Mohammed II. des Eroberers (Mehmedie) 1463-1469

046. Mehmedie, Hof mit Waschbrunnen

046. Mehmedie, Hof mit Waschbrunnen

047. Mehmedie, Inneres

047. Mehmedie, Inneres

048. Ahmedie Blick in die Kuppel

048. Ahmedie Blick in die Kuppel