Moderne Kaffeeverfälschungen.

Nicht nur für Hausfrauen von großem Interesse.
Autor: Kröner, Adolf von (1836-1911) deutscher Verleger und Vorsitzender des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Erscheinungsjahr: 1875
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Herr Dr. Franz spricht sich im polytechnischen Notizblatt 1874, Seite 43 über Kaffeeverfälschungen in neuerer Zeit aus, und wir glauben, daß es für unsere Hausfrauen von Interesse sein dürfte, wenn wir das, was er sagt, hier kurz mitteilen, sowie wir hoffen, daß es Herr Dr. Franz gestattet, seine für das Allgemeinwohl veröffentlichten Bemerkungen weiteren Kreisen zugänglich zu machen.

Man hat nicht mit Unrecht die grüne Farbe der Kaffeebohnen als ein Merkmal der Güte betrachtet, aber in neuester Zeit hat dieses Zeichen seinen Werth verloren, weil man häufig die schlechteren Sorten grün färbt, und leider geschieht dieses mit einer Kupfer enthaltenden Farbe, die unbedingt der Gesundheit nachtheilig ist. Dr. Franz rät daher die rohen Bohnen mit heißem Wasser zu übergießen, sie zu trocknen und dann erst zu rösten. Die Kaffeebohne verliert durch dieses Verfahren nicht an Werth, da die wirksamen Bestandteile des Kaffees erst durch das Rösten zur vollen Entwicklung gelangen. Unterlässt man dagegen das Waschen des Kaffees, so werden die etwaigen anhängenden Farbstoffe durch das Rösten erst recht dem Kaffee einverleibt. Um das Wasser, mit dem man die Kaffeebohnen gewaschen hat, auf Kupfergehalt zu prüfen, empfiehlt er die bekannte Probe: man setzt dem Wasser ein wenig Säure hinzu, taucht eine blankgeputzte Messerklinge hinein und lässt sie einige Minuten darin. Ist das Wasser kupferhaltig, so hat sich die Klinge mit einem dünnen roten Anfluge (Kupfer) bedeckt.

Das der geröstete, gemahlene Kaffee zuweilen mit Zichorie gefälscht wird, ist bekannt, da dieser Zusatz billiger als der Kaffee ist, und obwohl diese Fälschung sich, wenn man darauf achtet, schon durch den Geruch kundgibt, so führen wir doch eine einfache von Franz angegebene Methode zur Prüfung der Echtheit an. Man lasse durch den gemahlenen Kaffee kaltes Wasser laufen. Ist in demselben Zichorie vorhanden, so erhält man eine braune Brühe, der unverfälschte Kaffee aber giebt keine gefärbte Flüssigkeit, wenn man kaltes Wasser durchlaufen lässt.

Über den sogenannten homöopathischen Kaffee spricht sich Franz dahin aus, daß dieser die Benennung Kaffee nicht verdiene, da das Fabrikat nur aus gebranntem Roggen bestehe, welcher weder eine heilsame noch heilende Wirkung besitze, indessen doch unschädlicher sei, als der sogenannte deutsche Kaffee, das heißt gebrannte und gemahlene Zichorienwurzel. Die Zichorienwurzel enthält einen Bitterstoff, auch bildet sich beim Rösten eine geringe Menge brenzliges Öl, welches dem Aufgusse der reinen Zichorienwurzel ein wiewohl etwas widerliches Aroma erteilt. Jedenfalls fehlt diesem Getränke der wesentliche Bestandteil des echten Kaffees. Wir stimmen im Allgemeinen zwar diesem Ausspruche bei, bemerken jedoch, daß an und für sich die Zichorienwurzel keine nachteiligen Wirkungen herbeiführt, wenn sie zweckmäßig genossen wird, daß vielmehr die wilde Zichorie eine magenstärkende Kraft besitzt, wogegen die geröstete Wurzel, als Getränk genossen, Blutwallungen verursacht, auf die Dauer wohl von nachtheiligen Folgen ist und sich daher als Kaffee ersetzendes Getränk nicht eignet. Das Surrogat wurde anfänglich sehr billig hergestellt und veranlasste große Nachfrage und dem gemäß auch Steigerung des Preises, dies aber führte, wie gewöhnlich, zu Fälschungen des Fabrikats. Anfangs verwendete man hierzu Mohrrüben, weiße Rüben, Runkelrüben etc. und um dem Fabrikate das brenzlige Öl zuzufügen, röstete man diese Ersatzmittel mit Speck, indessen blieb man hierbei nicht stehen und trieb die Fälschung so weit, daß man selbst gepulverten Bolus, Sand, Ziegenmehl in demselben findet.