Die Marienkirche, Lübecks schönstes Bauwerk

Das schönste Gebäude Lübecks ist die *Marienkirche (PI. 15). (10—1 U. geöffnet: der Küster, der Kirche gegenüber, Mengstr. 4, pflegt um Mittag herumzuführen), eines der vorzüglichsten Denkmäler des den baltischen Gegenden eigentümlichen ernsten got. Stils, aus Backsteinen aufgeführt, 1304 vollendet, mit drei Schiffen, das Mittelschiff von ungewöhnlicher (134 Fuß) Höhe. Zwei 430 Fuß hohe Glockentürme überragen das ansehnliche Gebäude.

Am westl. Portal die „Briefkapelle“ (so genannt, weil Ablassbriefe hier verkauft wurden), deren Fächergewölbe von 2 schlanken 30 Fuß hohen *Monoliten getragen wird.


Von der Briefkapelle 1. dem Chor gegenüber Taufstein von 1337. Dahinter Cap. der Bergenfahrer mit der Messe des h. Gregor (Leimfarbe). Altarschrein mit Darstellungen aus dem Leben Marias, Altarblatt mit Kreuzabnahme u. Heiligen. Der Todtentanz, in einer verschlossenen Kapelle 1., wird irrtümlich Holbein zugeschrieben. Die schonen alten niederdeutschen Unterschriften (O dot, wo sal ick dat verstahn? Ick sal danssen unde kan nich gahn, sagt z. B. das Wiegenkind zum Tod) haben zu Anfang des vorigen Jahrh. schlechtem Magister-Hochdeutsch weichen müssen. In der folgenden Cap. der *Abschied vom Leichnam des Herrn. 1845 gemalt von F. Overbeck in Rom (geb. zu Lübeck 1789). In der Sakristei schönes Schnitzwerk von früheren Altären. Weiter 1. hängt an einem Pfeiler ein vortreffliches älteres Bild, dreiteilig, außen Adam u. Eva, im Innern Christi Geburt, Anbetung der Könige und Flucht nach Ägypten, 1518 gemalt , angeblich von Jan Mostaert. Die Glasgemälde dahinter hat 1436 ein Florentiner verfertigt. Die Uhr hinter dem Hochaltar, aus dem J. 1405, aus welcher um Mittag der Kaiser und die Kurfürsten hervortreten, beim Heiland sich vorbei bewegen und an der andern Seite verschwinden, lockt um diese Zeit ein großes Publikum an; ein astronomisches Zifferblatt darunter, 1360 neu reguliert, gibt Daten, Sonnen- u. Mondfinsternisse u. s. w. bis 1999 an. In der Cap. dahinter Overbeck-s Einzug Christi in Jerusalem,1824 gemalt, mit Porträts. In den Reliefs neben der Uhr das Wahrzeichen der Stadt, eine schwarze Maus an den Wurzeln eines Eichengeästes nagend. Hochaltar von 1697, daneben das schlanke got.*Sacramentshäuslein von 1479. Große neue Orgel (mit 80 Registern und 5.000 Pfeifen). Die Holzschnitzereien sowie einige eherne Grabplatten aus dem 15. und 16. Jahrh. werden von Kunstkennern nicht unbeachtet bleiben.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mittel- und Nord-Deutschland