Wer soll nicht auswandern?

Wer schwächlich ist oder krank. Er wird von den amerikanischen Behörden doch wieder in die Heimat zurückgeschickt, ohne Amerika auch nur mit einem Fuß betreten zu haben. Er würde sich nur überflüssige Kosten machen. Nicht einmal seine Neugierde würde befriedigt, denn er bekommt von Amerika nichts zu sehen als Ellis Island, die kleine Insel im Neuyorker Hafen mit den vielen Krankenhäusern und Baracken, wo alle Auswanderer ohne Ausnahme sehr genau untersucht und ausgefragt werden. Ellis Island aber zu sehen, die Träneninsel, wie die amerikanischen Zeitungen sie nennen, weil auf ihr schon so viele Tränen vergossen worden sind, das lohnt die lange Reise und das viele Geld nicht, wie man sich schon bei dem Namen „Träneninsel“ denken kann.

Wer daheim nur einigermaßen sein Auskommen hat. Der Sperling in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach. Und ein Schlaraffenland, wo mir die gebratenen Tauben in den Mund fliegen, ist Amerika längst nicht mehr, war es auch nur in Büchern. Wer älter als dreißig Jahre ist, soll es sich dreißigmal überlegen. Amerika ist, wenn es ums verdienen geht, das Land der Jugend. „Wer aber dreißig Jahre zählt, ist in Amerika nicht mehr jung, sondern ein Pap‘, das heißt: ein alter Papa.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mit 100 Mark nach Amerika