Was nehme ich mit?

Briefe von Bekannten oder Verwandten, die schon in Amerika leben und mir behilflich sein wollen. Das ist sehr wichtig. Aber es muß die genaue Adresse angegeben sein. Wer keine solchen Briefe bei sich hat, wenn er nach Ellis Island kommt, kann einfach nach Europa zurückgeschickt werden.
So viel Geld, daß ich, wenn ich auf Ellis Island ankomme, wenigstens noch 100 Mark (25 Dollar) in bar habe. Sonst kann ich einfach nach Europa zurückgeschickt werden. Je mehr Geld ich außerdem noch habe, um so besser. Das ist in Amerika nicht anders als in Europa.

Bin ich nicht verheiratet, dann verkaufe ich, bevor ich auswandere, alles, was sich zu Geld machen läßt. Nur nicht: gute Kleider, gute Wäsche und Seife. Davon nehme ich mit, so viel ich habe. Saubere Kleider und reine Kragen sind in Amerika noch bessere Empfehlungen als in Europa. Das soll nicht heißen, daß ich mit sauberen Kleidern und reinen Kragen sofort eine Stellung finde. Es soll nur heißen, daß ich ohne beides viel schwerer Stellung finde. Sehr oft gar keine. Also nehme ich saubere Anzüge und reine Wäsche und Kragen mit, so viel ich habe. Davon wird nichts verkauft. Und die Seife nicht zu vergessen. Aber auch nicht vergessen, sie recht oft zu gebrauchen.


Und dann kaufe ich mir daheim noch Unterhemden, denn daheim sind sie billiger als in Amerika. Jeder Arbeiter in Amerika, vom Erdarbeiter bis zum Präsidenten, trägt unter dem Oberhemd ein Unterhemd, um das Oberhemd zu schonen, und damit man es dem Oberhemd nicht ansieht, wenn man schwitzt.

Bin ich verheiratet, so nehme ich nichts mit, was überflüssig ist. Nur das Notwendige: gute Kleider, gute Wäsche und Seife. Und das, wovon sich Frau und Kinder gar nicht trennen können. Alles andere mache ich zu Geld oder stelle es unter. Denn ich kann heute noch nicht wissen, ob ich nicht in ein, zwei Jahren wieder in der alten Heimat bin. Dann bin ich froh, wenn ich recht viel untergestellt habe. Zum Mitnehmen ist es überflüssig.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mit 100 Mark nach Amerika