Die englische Schule

Abb. 23. Cosway, Lady Paget
Abb. 24. Cosway, Priscilla und Georgiana Bertie
Abb. 25. Cosway, Bildnis eines jungen Mannes


Unter den Ländern, in denen die Miniaturmalerei einen besonders hohen Grad der Vorzüglichkeit erreicht hat, behauptet England einen gewissen Vorrang, denn es hat diese Kunst nicht nur sehr früh gepflegt, sondern sie auch schon in ihren Anfangsstadien Vollendetes erreichen sehen. Hans Holbein ist es, dem die englische Kunst die Vermittlung dieser Kunstübung verdankt. Der große deutsche Maler ist als Miniaturmaler der Schüler des Geraert Lucas Horembout, eines Flamen, der als Buchmaler einen großen Ruf genoss und hervorragende Werke seines Pinsels hinterließ, hat er doch einen Teil der Miniaturen des berühmten Breviarium Grimani in Venedig angefertigt. Mit geringen Unterbrechungen hat Holbein von 1526 bis zu seinem Tode im Jahre 1513 in England geweilt und sich am Hofe Heinrich VIII. hoher Gunst erfreut. Er hat den König, die verschiedenen Königinnen und die Hofgesellschaft verewigt, in Ölbildern, in Zeichnungen und in Miniaturen. Er führte diese letzteren in Wasserfarben auf Papier aus und benutzte dazu, wie schon erwähnt wurde, mit Vorliebe die Rückseite von Spielkarten. Wenn alles, was in englischen und außerenglischen Sammlungen seiner Hand zugeschrieben wird, wirklich von ihm herrührte, so wäre der Meister von geradezu erstaunlicher Fruchtbarkeit gewesen. Indessen ist gerade in diesem Teil von Holbeins Werk, wie Paul Ganz, der jüngste Biograph des Malers, zugibt, eine genaue Ausscheidung von Originalen und Wiederholungen um so weniger möglich, als noch nicht einmal ein vollständiges Verzeichnis aller der Miniaturen existiert, die man ihm zuschreibt. Das vorzügliche Brustbild des Mannes mit der Nelke, welches das Datum 1533 trägt (Taf. 1), galt lange als Selbstporträt, mit Unrecht, wenn man die authentischen Bildnisse mit ihm vergleicht, in welchen Holbein sich abgeschildert hat. Das der Wallace Collection (S.9) gilt heute wohl unbestritten als dasjenige, welches den größten Anspruch auf Echtheit erheben kann. Ihm kommt das am nächsten, welches sich im Besitz des Duke of Buccleuch in Montagu House befindet und aus der berühmten Sammlung von Horace Walpole in Strawberry Hill stammt. Soweit in englischem Besitz Miniaturen Heinrich VIII. und seiner Königinnen anzutreffen sind, gelten sie ohne weiteres als Arbeiten Holbeins und dabei sind, wie Horace Walpole versichert, 1698 beim Brande des Schlosses Whitehall noch zahlreiche Werke dieser Art untergegangen. Wenn die Bildnisse des Königs und seiner vierten Gattin (S. 10 — 11) von Holbein herrühren, müssen sie wohl in den ersten Monaten des Jahres 1540 ausgeführt worden sein. Aus politischen Gründen wollte der Monarch nach dem Tode der Johanna Seymour sich mit einer Prinzessin aus einem protestantischen deutschen Fürstenhaus vermählen und die Wahl fiel auf Anna, die Tochter des Herzogs Johann III. von Jülich-Cleve-Berg. Holbein soll durch ein stark geschmeicheltes Porträt der damals 25 Jahre alten Dame zu der Wahl des Königs nicht unerheblich beigetragen haben. Die Hochzeit fand am 6. Januar 1540 statt, im Juli desselben Jahres war der königliche Blaubart bereits wieder geschieden, um einen Monat später Lady Catharina Howard zu ehelichen, die er zwei Jahre darauf um einen Kopf verkürzen ließ. Den Maler ließ Heinrich VIII. seine trügerische Kunst nicht entgelten, der Kanzler Thomas Cromwell aber, der den König zu dieser Ehe bewogen und stark gegen die Scheidung gewesen war, büßte das Vergehen, seinem Herrn eine reizlose Frau verschafft zu haben, auf dem Blutgerüst. Die verstoßene Königin lebte noch bis 1557 auf einem abgelegenen englischen Schloss und starb nur ein Jahr vor ihrer Stieftochter, der blutigen Maria. Die Miniaturen Holbeins werden in England hoch geschätzt, ein ihm zugeschriebenes Stück, die sogenannte Duchess of Norfolk, wurde 1904 bei Christie in London versteigert und von Duveen brothers mit £ 2750 (Mk. 55.000) bezahlt. Es gelangte wohl in die Sammlung Pierpont Morgans.


Nicht als Schüler, aber doch als unmittelbare Nachfolge Holbeins kann man Nicholas Hilliard (1517 — 1619) und Isaac Oliver (1556 — 1617) betrachten, welche sich in der Technik ihrer Miniaturen streng an sein Vorbild hielten. Am Hofe der Königin Elisabeth und Jakob I. nahm Hilliard die Stellung ein, welche Holbein unter Heinrich VIII. innegehabt hatte. Alle Miniaturporträts der jungfräulichen Königin schreibt man ihm zu. Er ist in der Wiedergabe der Details der damals so reichen Kostüme interessanter, als in der Charakteristik der Köpfe, diese haben leicht etwas Schwächliches und Flaues.

Abb. 26. Cosway, Zwei Unbekannte

Das Bildnis Maria Stuarts (S. 12) mit dem Datum 1581 gilt nach Holmes für authentisch, zeigt also die Züge der unglücklichen Herrscherin, nachdem sie schon dreizehn Jahre in englischer Gefangenschaft geschmachtet hatte. Die Befreiungsversuche, welche Graf Northumberland, Graf Westmoreland und der Herzog von Norfolk unternahmen, endlich die Verschwörung Babingtons ängstigten ihre Nebenbuhlerin auf dem englischen Throne so, daß Maria sechs Jahre, nachdem dies Bildnis entstanden war, in Fotheringhay ihr Haupt am 18. Februar 1587 auf den Block legen mußte. Wenn es möglich oder wahrscheinlich ist, daß Hilliard die Königin nach dem Leben malte, so geht die Miniatur der schönen Gabrielle d'Estrées (S. 12) nach den Ausführungen von Williamson jedenfalls auf den Kupferstich von Thomas de Leu zurück. Als Heinrich IV. die Dame seines Herzens während der französischen Bürgerkriege auf dem Schlosse ihres Vaters kennen lernte, war sie kaum zwanzig Jahr alt und flößte dem Monarchen eine solche Leidenschaft ein, daß er, um sie nur sehen zu können, die größte Lebensgefahr nicht scheute. Zur Herzogin von Beaufort erhoben, lebte sie am Hofe, nicht nur schön, sondern klug und bezaubernd liebenswürdig, so daß sie nach dem Zeugnisse von Agrippa d'Aubigné fast keine Feinde besaß. Zu diesen wenigen Feinden gehörte aber ein sehr mächtiger, der Herzog von Sully, und ihm schreibt man den frühen Tod der reizenden Frau zu. Trotz des Widerspruchs, den er von allen Seiten hörte, hatte Heinrich IV. beschlossen, Gabrielle zu heiraten und zur Königin zu machen, als sie wenige Tage vorher am 10. April 1599 ein plötzlicher und schrecklicher Tod ereilte. Unmittelbar nach dem Genuss einer Orange wurde sie von furchtbaren Krämpfen befallen, die Körper und Gesicht so entsetzlich verzogen und entstellten, daß niemand ohne Schauder die Leiche sehen konnte. Blin de Sainmore, Poinsinet, Sauvigny haben das Schicksal der durch Liebe und Schönheit gleich berühmten Gabrielle in Epen und Tragödien besungen.

Abb. 27. Cosway, Unbekannte
Abb. 28. Cosway, Unbekannte
Abb. 29. Cosway, Gräfin Elisabeth Aldeburgh
Abb. 30. Craft, J. Reynolds
Abb. 31. Shelley, Mutter mit Kindern
Abb. 32. Shelley, Unbekannte Dame
Abb. 33. Engleheart, Unbekannte
Engleheart, George IV.
Abb. 34. Die Augen der Königin Luise und ihrer 4 ältesten Kinder. Geburtstagsgeschenk für Friedrich Wilhelm III. am 3. August 1801. Hohenzollern-Museum, Schloss Monbijou


Isaac Oliver war ein Schüler Hilliards und des Italieners Federigo Zucchero, der seit 1574 in England weilte und sein Brot mit dem Malen von Miniaturen verdiente. Das Familienbild (S. 13) zeigt ihn auf den gleichen Bahnen wie seinen englischen Lehrer. Der Schmuck und zumal die breiten Spitzenkragen sind bis in die geringsten Feinheiten des Musters mit minutiöser Treue wiedergegeben, während die Gesichtszüge und der Ausdruck der Dargestellten ein wenig flau geraten sind. Das Bildnis der Dame mit dem Spaniel neben sich (S. 11) galt lange für ein Porträt der Lady Arabella Stuart, einer Tochter des Earl of Lennox. Weder die Königin Elisabeth noch Jakob I. waren ihr wohlgesinnt, so daß sie mehr als einmal im Tower über die Launen dieser hohen Personen nachdenken konnte. 1610 verheiratete sie sich mit William Seymour und schien am Hofe wieder so wohl gelitten, daß sie sich zur Hochzeit des Pfalzgrafen Friedrich mit der Prinzessin Elisabeth ein Kleid für £ 1.500 machen ließ. Sie kam aber nicht dazu, es anzulegen, denn der König schickte sie zum letzten Male in das düstere Staatsgefängnis an der Themse, das sie lebend nicht wieder verließ; sie starb im Tower 1615.

Der Sohn und Schüler Isaac Olivers, Peter Oliver (1601 bis 47), führt mitten in die Zeit van Dycks, der damals den Hof und die englische Aristokratie porträtierte. Die Anmut und Grazie, die der große Flame den Bildnissen seiner Damen und Herren mitzuteilen wusste, das Element einer vornehm nachlässigen Eleganz, das allem anhaftet, was er gemalt hat, zwang die Gesellschaft ebensogut in seinen Bann, wie die Künstler. Jeder wollte von van Dyck gemalt sein und jeder Maler wollte so malen wie er. Der Schönheitskultus, der schon bei van Dyck auf Kosten der Beseelung und der Charakteristik geht, wird bei Gottfried Kneller und Peter Lely zur Schablone, er stellt auch die Miniaturmaler unter seinen Einfluss. Peter Oliver hielt sich in seiner Art nahe an van Dyck, das von ihm ausgeführte Porträt der Lady Lucy Percy fand Walpole die vollkommenste Miniatur, die es in der Welt gäbe und zahlte £ 100 dafür, eine für das achtzehnte Jahrhundert enorme Summe. Oliver hat van Dyck vielfach direkt kopiert, das Bild der Familie Digby (S. 15) ist eine genaue Kopie des großen Gemäldes, das sich im Besitz des Herzogs von Portland in Welbeck Abbey befindet. Auch das Bild, das Lady Venetia Digby, die, kaum 32 Jahre alt, 1633 starb, auf dem Totenbette darstellt, hat Oliver nach van Dyck wiederholt. Ebenso steht der Zeitgenosse Olivers, John Hoskins (†1664), wie es gar nicht anders sein kann, im Zeichen van Dycks. Das Bild der Königin Henriette Maria (S. 16) geht auf ein Original des Künstlers zurück. Die Königin, Gemahlin Karls I. und jüngste Tochter Heinrichs IV., ist hier noch in den Tagen ihres Glanzes dargestellt. Nachdem ihr Sohn den Thron wiedererhalten hatte, den der Vater durch eigene Schuld verloren, lebte sie in Somerset House in London, reiste aber oft und gern nach Paris, wo sie 1669 starb und in der Königsgruft von St. Denis beigesetzt wurde. Van Dyck und Hoskins haben ihr geschmeichelt. Als die Königin ihre Nichte, die Pfalzgräfin Sophie, spätere Kurfürstin von Hannover, besuchte, erwartete diese, verführt durch die Bilder, die sie kannte, in ihrer Tante eine wunderschöne Frau zu finden und war arg enttäuscht, daß die Königin schief war, lange dünne Arme und vorstehende Zähne hatte. John Hoskins hat sich auch selbst gemalt, einer Zeitmode folgend im Hemd, das reich mit Besätzen und Zwischensätzen von Spitzen garniert ist.

Auf die Hofmaler folgt in Samuel Cooper (†1672), dem Neffen und Schüler von Hoskins, der Maler der Republik und der puritanischen Gesellschaft, die sich in Aussehen, Sprache und Betragen in einen so schneidenden Gegensatz zu der Hofgesellschaft des ersten Karl stellte. Samuel Cooper gilt den Engländern als einer ihrer bedeutendsten Künstler, er ist ohne Zweifel der erste englische Miniaturenmaler, der einen ganz persönlichen Stil besitzt und wenn er sich auch unter dem Einflüsse van Dycks gebildet hat, seinen Werken eine Note von Kraft und Energie mitteilt, die den großen Schöpfungen seines Vorbildes oft genug fehlt. Er ging zur Aquarellmalerei auf Karton über, die er breit und flüssig handhabte. Cooper hat von Cromwell, Milton und anderen Größen der Zeit Bildnisse hinterlassen, die den strengen und herben Geist jener Zeit atmen, das Bild des Lordprotektors (S. 17) fand von jeher die lebhafteste Bewunderung. Cromwell selbst soll geäußert haben, der Maler habe sich damit selbst übertroffen und Horace Walpole pflegte zu sagen, wenn man Coopers Miniaturen vergrößere, würden sie den Bildern van Dycks gleich sein, das Cromwells aber würde van Dyck in Schatten stellen. In dem Bildchen der Lady Walter (S. 18) haben wir vielleicht Lucy Walter vor uns, eine Geliebte Karls II., die Mutter des Herzogs von Monmouth.

Der Bruder Samuels, Alexander Cooper, war ebenfalls ein ausgezeichneter Miniaturmaler. Er hat fast ausschließlich im Ausland gearbeitet. So malte er im Haag 1632 die ganze Familie des Winterkönigs, zwölf kleine Bildchen in einem Medaillon. In den folgenden Jahrzehnten ging er nach Norden, arbeitete am Hofe der Königin Christine, des Königs Karl X. Gustav und in den fünfziger Jahren in Kopenhagen, wo er das ganze königliche Haus abkonterfeite.

Mit den Coopers war eine glänzende Epoche der englischen Miniaturkunst abgeschlossen, sie fanden keine unmittelbaren Nachfolger. Laurence Crosse (†1742) und Bernard Lens (†1755) zeichneten sich weniger in der Porträtminiatur aus, als in den Kopien von Bildern des Rubens und van Dycks, die sie in kleines Format brachten. Der einzige Künstler, der in diesem Zeitraum Ruf und Ansehen in der englischen Gesellschaft genoss, war Nathaniel Dixon, von dessen Lebensumständen nichts Näheres bekannt ist. Das Bildchen der Lady Chesterfield (S.19) stellt Elisabeth Savile vor, die Gattin von Philipp Stanhope, dritten Earl Chesterfield. Sie wurde 1694 Mutter von Philipp Dormer Stanhope, der als Lord Chesterfield die berühmten Briefe an seinen Sohn über Erziehung und Lebensklugheit schrieb und doch nicht verhindern konnte, daß dieser Sohn all der geistreichen Ratschläge ungeachtet ein Dummkopf blieb. Neben Dixon arbeitete der aus Deutschland gebürtige Christian Friedrich Zincke (1683—1767). Rührt das Bildchen der Herzogin von Buckingham und ihres Sohnes (S. 20) wirklich von ihm her, so begreift man allerdings die Beliebtheit nicht, deren er sich erfreute und die in Wirklichkeit sehr groß war, denn der Maler wurde so mit Aufträgen überhäuft, daß er den Preis eines Miniaturporträts von 20 auf 30 Guineen erhöhen mußte, weil er den Bestellungen nicht mehr gerecht werden konnte. In der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts wurden in England die Miniaturen in Emaille sehr beliebt, deren Kenntnis zuerst Petitot bei einem kurzen Auf enthalt in London verbreitet hatte. Eigentlich eingeführt wurden die Emaillen in England durch Charles Boit, der von französischen Eltern 1663 in Schweden geboren, 1683 nach London kam und hier lange Zeit als Juwelier und Emailleur tätig war. Seine Tätigkeit als Emaillemaler fand solche Anerkennung, daß er für einzelne Porträts £ 500 erhielt, eine enorme Summe für die Zeit.

Abb. 35. Smart, Maria Cosway
Abb. 36. Smart, Lord Rivers
Abb. 37. Smart. Unbekannte Dame
Abb. 38. Smart, Bildnis


Auf eine lange Zeit des Stillstandes und des Rückschritts beginnt mit Richard Cosway eine neue Glanzepoche der englischen Miniaturmalerei. 1740 geboren, stellte er 1760 zum ersten Male öffentlich aus und widmete sich seit 1761 so gut wie ausschließlich dem Miniaturporträt. Ein Bildnis der Mrs. Fitzherbert, der Geliebten und heimlich angetrauten Gemahlin des Prinzen von Wales, brachte ihn in Berührung mit dem Hof und lenkte die Aufmerksamkeit der vornehmen Gesellschaft auf ihn. Er wurde bald ihr Liebling, denn wie keiner seiner Vorgänger oder Zeitgenossen verstand Cosway die schmeichlerische Kunst der Schönmalerei. Er huldigte ihr sogar zu sehr, er kettete sich an sie wie an einen Fetisch, wie Dudley Heath sehr treffend sagt. Er stellte ein verführerisches Ideal auf, ein Gesicht von zarter Frische mit schwärmerisch oder melancholisch blickenden Augen, umwallt von einer Lockenfülle, wie sie natürlich auf keinem Kopf wachsen kann. So sehen die Romanideale aus, die Lovelace und Clarissa Harlowe, mit deren Schicksalen die empfindsamen Seelen so innig sympathisierten und denen man so gern gleichen wollte. Das Weichliche in Cosways Auffassung bezauberte um so mehr, als der Maler die technische Seite seiner Kunst souverän beherrschte und jedes seiner Werke zu einem kleinen Kunstwerk von exquisitem Geschmack stempelte. Er selbst war ein Mensch, der sich nur in der großen Welt wohl fühlte , dessen Element die vornehme Gesellschaft war. In einem Hause in Fall Mall, dem ehemaligen Palais Schomberg, richtete er sich auf dem größten Fuße ein, als er dann nach Oxford Street umzog, machte er sein neues Heim zu einem wahren Wunder von Eleganz und Komfort. Er gab glänzende Feste und Gesellschaften und empfing die beste Gesellschaft bei sich, denn wenn er auch persönlich eitel und putzsüchtig war, so daß er beständig die Zielscheibe guter und schlechter Witze bildete, so besaß er doch außer seiner Kunst in seiner Gattin Maria einen Magnet, der sein Haus niemals leer werden ließ. Maria Hadfield (S. 21) war als ganz junges Mädchen mit Angelika Kauffmann nach England gekommen, wo sie sehr jung den schon berühmten Cosway heiratete. Sie liebte Putz und Eleganz ebenso wie ihr Gatte, aber wenn sie sich phantastisch kleidete, so hatte sie doch vor ihrem grundhässlichen Manne die Schönheit voraus. Außerdem war sie liebenswürdig und geistreich, musikalisch und malte mindestens ebenso gut in Miniatur wie ihr Gatte Lange Jahre dauerte der Glanz des Coswayschen Hauses. Schatten begannen heraufzuziehen, als der Maler seine Sympathien mit der französischen Revolution so wenig verhehlte, daß der Prinzregent ihm seine Gunst entzog. Die Frau erkrankte, das einzige Kind starb, ein Schlaganfall lähmte Cosways rechte Hand, die Verhältnisse gingen zurück, denn der große, verschwenderisch geführte Haushalt hatte die großen Einnahmen verschlungen. Haus und Einrichtung mußten verkauft werden und der Künstler, dem das Schicksal so lange gelächelt hatte, starb, während er im Begriffe war, in Edgeware Road ein kleines bescheidenes Heim aufzuschlagen. Nach seinem Tode ging Maria Cosway in ihre italienische Heimat zurück, wo sie in Lodi ein Kloster englischer Fräulein gründete und sich der Erziehung der weiblichen Jugend widmete. Sie starb erst in den dreißiger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts, nachdem sie wenige Jahre vor ihrem Tode von ihrem Landesherrn Kaiser Franz I. von Österreich noch in den Freiherrnstand erhoben worden war.

Wenn das Werk Cosways durch die allen Bildern anhaftende Süße etwas Uniformes erhalten hat, so erklärt sich das auch durch die große Schnelligkeit, mit der er arbeiten mußte. Oft sollen ihm zwölf bis vierzehn verschiedene Personen an einem Tage gesessen sein, so daß er in einem Tempo zu schaffen hatte, das auf die Dauer auch die Qualität seiner Werke herabgedrückt hat. Zu den besten Werken gehört das Bildnis König Georg III. (Tafel 2), des Monarchen, dessen eigensinnige Starrheit England den Verlust der amerikanischen Kolonien kostete. Der Maler hat in den Zügen des Königs den gequälten Ausdruck nicht unterdrückt, der ein nicht normales Empfinden anzeigt. Georg III., der mit 22 Jahren den englischen Thron bestieg, so unwissend, daß er weder richtig Englisch noch Deutsch konnte, wurde nach wiederholten Anfällen von Trübsinn endlich unheilbar geisteskrank und starb nach langen Jahren erst 1820. Er hatte seine Vernunft nicht wieder er halten und war zuletzt auch noch erblindet. Das Bild der Marquise von Hertford (S. 22) stellt Isabella Anna Ingram Shepherd vor, die, mit Francis Seymour Marquess of Hertford vermählt, im Jahre 1800 die Mutter des berühmten Kunstsammlers gleichen Namens wurde. Thackeray hat ihn in Vanity Fair nicht gerade sympathisch geschildert. Die Wallace Collection geht in ihrem Ursprung auf ihn zurück.

Abb. 30. Unbekannt, Dose aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
Abb. 40. Plimer, Ladies Rushout
Abb. 41. Plimer, Lady Caroline Rushout
Abb. 42. Plimer, Miss Guinneß (spätere Herzogin von Argyll)
Abb. 43. Plimer, Junge Unbekannte
Abb. 44. Plimer, Mrs. T. Somer Cocks
Abb. 45. Wilhelm IV. von Großbritannien
Abb. 46. Bone, Herzogin von Devonshire
Abb. 47. Unbekannt, Englischer Offizier
Abb. 48. Mansion, Damenbildnis


Lady Orde (S. 23) ist Margaret Stephens, die 1790 mit John Orde, dem ersten Baronet dieses Namens vermählt, noch im gleichen Jahre starb. Cosway gibt ihr die halbphantastische Tracht, in der auch in der gleichen Zeit Angelika Kauffmann eine Prinzessin von Kurland als Vestalin gemalt hat. Mrs. Stuart Wortley Mackenzie ist (S. 24) Margarete, Tochter von Sir David Cunningham Bart., die durch ihren Gatten die Mutter von James erstem Lord Wharncliffe wurde. Lady Harcourt (S. 25) war die Gattin des dritten Earls dieses Namens; die Gräfin Salisbury (S. 25) Maria Amelia war die Tochter von Wills erstem Marquis von Devonshire und heiratete 1773 James Earl und ersten Grafen von Salisbury. Die Unglückliche kam beim Brande ihres Schlosses Hatfield House am 27. November 1835 in den Flammen um. Das Knabenbild des späteren Herzogs von Devonshire (S. 26) stellt William Spencer Cavendish, sechsten Herzog von Devonshire vor. Er wurde 1790 geboren und starb 1858 unvermählt, allen Nachstellungen töchterreicher Mütter zum Trotz. Gräfin Boigne, die ihn 1818 in London kennen lernte, erzählt, wie boshaft er sich der heiratsfreudigen Töchter erwehrte. Er kam gerade vom Kontinent zurück und sprach sich mit Entzücken darüber aus, wie elegant und graziös die Französinnen Walzer tanzten. Der Walzer war damals in England so verpönt, wie hundert Jahre später der Tango, was aber tut man nicht für eine gute Partie und noch dazu für einen Herzog! Beim nächsten großen Ball tanzten alle jungen Damen Walzer, so hingebend, wie sie nur konnten, als der Herzog von Devonshire, nachdem er lange zugesehen, erklärte: Ein junges Mädchen, das einen so unanständigen Tanz tanze, werde er niemals heiraten. Das Bild der Lady Fester (S. 26) ist das der Stiefmutter dieses Herzogs. Als Mädchen Lady Elizabeth Hervey, Tochter des Earl of Bristol, heiratete sie John Thomas Fester. Sie war auf das innigste befreundet mit Georgiana, Herzogin von Devonshire und unternahm mit dieser, als sie jung Witwe geworden war, weite Reisen auf dem Festland. Wenn sie gewollt hätte, so hätte sie die Gattin des berühmten Geschichtsschreibers Gibbon werden können, aber sie zog es vor, mit ihrer Freundin und deren Gatten in einem dreieckigen Verhältnis zu leben, das alle Teile auf das innigste befriedigte. Nach dem Ableben Ihrer Freundin, das 1806 erfolgte, heiratete sie den Herzog von Devonshire, dem sie schon so lange teuer gewesen war und den sie 1814 durch den Tod verlor. Gräfin Lulu Thürheim, eine Dame, der man nicht vorwerfen kann, daß sie sich in ihren Denkwürdigkeiten mit zu großer Milde oder Nachsicht über ihre Mitmenschen ausgesprochen hätte, sagt einmal von den Angehörigen der englischen Gesellschaft in Rom: „Ihre Fehler zeigten sich äußerlich, die guten Eigenschaften blieben durch die Bescheidenheit der Besitzer verborgen.“ Der Herzogin von Devonshire hat sie dagegen ein geradezu enthusiastisches Zeugnis ausgestellt, indem sie schreibt: „Der Tod der Herzogin bedeutete einen unersetzlichen Verlust für Rom. Sie protegierte die Künste und die Altertumsforschungen mit Umsicht und Freigebigkeit, ihr Haus bildete den Sammelpunkt der Künstler und Fremden. Die Schriftsteller besangen dessen Pracht, die Armen segneten ihre hilfreiche Hand. Während ihres Lebens folgte sie immer den Eingebungen ihrer feurigen Seele, dies führte sie zu vielen Irrtümern, aber sie waren stets mit einer solchen Sanftmut des Charakters, mit einer derartigen Anteilnahme für die Schwächen und Kümmernisse der Mitwelt verbunden, daß niemand ein hartes Urteil zu fällen wagte.“ George Howard Earl und Graf von Carlisle (S. 27), geboren 1773, gestorben 1848, heiratete 1801 Georgiana Dorothea Cavendish, Tochter des fünften Herzogs von Devonshire, gehört also mit in diese Familie. Lady Paget (S. 29) hieß mit ihrem Mädchennamen Augusta Jane Fane und wurde 1786 als Tochter des Earl of Westmoreland geboren. Sie heiratete 1804 John Parker, ersten Earl Morley, von dem sie 14. Februar 1809 geschieden wurde, um sich noch am gleichen Tage mit Arthur Paget zu verehelichen. Bis zum Tode der Königin Charlotte, die 1761 mit Georg III. vermählt, erst 1818 starb, hatten die Damen mit interessanter Vergangenheit einen schweren Stand in der Gesellschaft, da die Königin niemals eine geschiedene Frau empfing und die Tatsache, daß sie bei Hofe nicht vorgestellt werden konnten, schwer auf ihnen lastete. Die Schwestern Bertie (S. 30) hat Cosway wiederholt gemalt. Sie waren die Töchter von Peregrine, drittem Herzog von Ancaster. Lady Priscilla heiratete den ersten Lord Gwydyr und wurde 1779 durch den Tod ihres Bruders Robert Baroness Willoughby de Eresby „in her own right“, ihre Schwester Lady Georgiana wurde durch ihre Vermählung marchioness of Cholmondeley. Die Zahl der Unbekannten im Werke Cosways ist außerordentlich groß. Wir müssen aus Mangel an Nachrichten auch Lady Elisabeth Aldebourgh (S. 34) unter sie rechnen. Sie sind um so schwerer zu identifizieren, als sie in ihrer etwas gleichmäßig ausgefallenen Schönheit eine fatale Ähnlichkeit miteinander haben. Cosway ist außerordentlich viel gefälscht worden, er pflegte seine Werke nur auf der Rückseite zu bezeichnen, Miniaturen also, die seinen Namen vorn tragen, dürfen mit Misstrauen betrachtet werden.

Der Stil Cosways war viel zu „hübsch“, als daß nicht alle seine malenden Zeitgenossen ihn hätten nacheifern sollen. Jeder suchte die Grazie und Anmut in der Haltung, die Weichheit der Formgebung, die geschickt und zart abgestufte Tönung in ebenso vollendeter Weise zu erreichen, wie der gefeierte Modemaler, das macht bei nicht bezeichneten Miniaturen die sichere Zuschreibung oft zur Unmöglichkeit. W. H. Craft war von Hause aus Porzellanmaler an der Manufaktur in Bow. Er hat in einer ausgezeichneten Emaille (S. 35), die sich im Universitätsmuseum in Oxford befindet, Sir Joshua Reynolds gemalt. Das Bild dürfte nicht nach dem Leben, sondern wahrscheinlich nach dem Selbstporträt des großen Künstlers geschaffen sein, welches er im Jahre 1786 ausgeführt und der Akademie hinterlassen hat. Er war der erste Präsident dieses 1768 gestifteten Instituts und der Maler, der ein so glänzendes und noch bei Lebzeiten so mit Ruhm gekröntes Dasein geführt hat, wie wohl keiner vor ihm oder nach ihm. Ein großer Künstler, ein schöner Mann, feingebildet, sind ihm Titel, Ehren und Einkommen förmlich zugeströmt. Alle, die während seiner Lebzeiten (1723 — 1792) in England Bedeutung und Ansehen besaßen, hat er porträtiert und einen Einfluss ausgeübt, der durch die Hunderte der nach seinen Gemälden angefertigten Stiche weit über die Grenzen Englands hinausreichte. Sein Name bezeichnet nicht nur eine bestimmte Phase der englischen Kunst, er ist auch für den Stil und die Mode der Zeit typisch geworden. Wenn man etwas an ihm tadelte, so war es die geringe Haltbarkeit seiner Bilder. Er liebte im Grundieren, im Mischen der Farben usw. zu experimentieren und mit so ungünstigem Erfolg, daß die Gemälde schon nach allerkürzester Zeit nachzudunkeln begannen und unansehnlich wurden. Die Käufer waren damit begreiflicherweise sehr unzufrieden, und einer derselben machte den Vorschlag, das Bild in Raten zu bezahlen, die er aber nur so lange entrichten wolle, als das Gemälde sich halten werde.

Samuel Shelley, auch ein Zeitgenosse und Nachahmer Cosways, hat sich besonders in Miniaturen ausgezeichnet, welche von einer Modeströmung begünstigt, Mütter mit Kindern darstellen (S. 36 — 37). Diese Verbindung ist durchaus nicht gewöhnlich, Bilder, wie das der Herzogin von Buckingham und ihres Sohnes (S. 20) sind Seltenheiten, in ihrer Auffassung auch noch weit entfernt von jenen der späteren Zeit. Hier posieren beide Personen nebeneinander, in einer nichts weniger als geschickten Verbindung, in den Bildern aus der zweiten Hälfte des Jahrhunderts sind die Mütter mit ihren Kindern in ein geradezu überquellendes Familiengefühl getaucht, eines geht im anderen völlig auf. Das war die große Mode, seit Rousseau die Hyperkultur der Gesellschaft seiner Zeit zur Natur zurückdrängen wollte und die englischen Familienromane, vor allem Richardson, diesen Geschmack unterstützten. Auf einmal wurde es guter Ton, seine Kinder selbst zu nähren, man konnte im Salon Mütter sehen, die vom Spieltisch aufstanden, um ihre Mutterpflichten zu erfüllen und den kleinen Schreihals corara publico zu stillen. Das älteste zärtlichere Bildchen dieses Genres ist wohl die Miniatur von Bernard Lens, Lady Harley mit Tochter aus dem Jahre 1717, am Ende des Jahrhunderts haben Cosway, Plimer, Shelley u. a. sehr zahlreiche Porträts dieser Art gemacht. George Engleheart rivalisierte mit Cosway darin, die schönen Köpfchen der mit gewaltigen Perücken und noch gewaltigeren Hüten (S. 38) geschmückten Ladies in ihrer ganzen Süße wiederzugeben. Das Bild Georg IV. (S. 3) zeigt ihn in jugendlichem Alter als Prinz von Wales, in der Zeit, da er noch in den Fesseln von Mrs. Fitzherbert schmachtete, mit der er sich 1785 heimlich vermählt hatte. Die Mitwelt nannte den Prinzen den ersten Gentleman Europas, die Nachwelt weiß nichts Rühmliches über ihn zu sagen, sein wüster Lebenswandel und das skandalöse Betragen gegen seine unglückliche Gattin Caroline von Braunschweig haben Flecken auf sein Bild geworfen, die nicht mehr zu entfernen sind. 49 Jahre alt wurde er 1811 Regent für seinen geisteskranken Vater, von 1820 — 1830 regierte er als Georg IV. Engleheart erfand ein neues Genre, das alsbald latest fashion wurde. Er malte nämlich das Auge von Mrs. Fitzherbert für den Prinzen von Wales, eine Affektation, die viel zu artig war, um nicht sofort nachgeahmt zu werden. Das Augenmalen für Armbänder und Medaillons kam sehr in Mode, Jahrzehnte später fristete die Malerin Caroline Bardua in den harten Zeiten, die in Deutschland den Freiheitskriegen folgten, damit ihr Leben. Unter den persönlichen Andenken aus dem Nachlass der Königin Louise findet sich solch ein kleines Bildchen mit den Augen ihrer Angehörigen (S. 39).

John Smart gehört zum Kreise Cosways, dessen anmutige Gattin er im Jahre 1784 gemalt hat (S. 40). Sie ist häufig gemalt worden, die schöne, meist ein wenig phantastisch gekleidete Frau und ebenso gern von den Kupferstechern der Zeit auf der Platte verewigt worden. Lord Rivers (S. 41) ist Horace Beckford, der dritte Lord seines Namens. Andrew Plimer, geboren 1764, ist ein Schüler Cosways, wie sein Bruder Nathaniel, beide waren ihrer Zeit beliebte Miniaturmaler. Das Hauptwerk Andrews ist das Bildchen der drei Schwestern Rushout (S. 44) allgemein wie die drei schönen Schwestern selbst, nur die drei Grazien genannt. Sie waren die Töchter von John Rushout, der 1797 der erste Lord Northwick wurde. Die Hon. Harriet Rushout heiratete 1808 Sir Charles Cockerell und starb 1851, ihre Schwester, die Hon. Anne, blieb unvermählt. Sie hatte das Unglück, daß ihr Bräutigam drei Tage vor der Hochzeit plötzlich starb, sie selbst starb 1849. Die dritte Schwester Elizabeth, welche für die schönste von ihnen galt, war zweimal vermählt, in erster Ehe mit Mr. Sydney Bewies, in zweiter mit Mr. John Wallis Greave. Plimer hat auch eine Verwandte, Lady Caroline Rushout (S. 45), gemalt, eio Bildchen, das er 1803 in der Royal Academy ausstellte und große Anerkennung dadurch erntete. Die Herzogin von Argyll (S. 46) ist eine der berühmt schönen Schwestern Gunning, die als Töchter eines ganz armen Landedelmannes zur Season nach London kamen, allen Männern die Köpfe verdrehten und glänzende Partien machten. Elizabeth heiratete den Herzog von Hamilton und, Witwe geworden, in zweiter Ehe den Herzog von Argyll, den fünften Träger dieses Titels. Sie starb 1790. Mrs. Thomas Somer Cocks (S. 47) gehört zu den Unbekannten, sie ließ keine andere Erinnerung ihres Lebens zurück, als ihr eigenes süßes Bild.

Von Cosway oder einem seiner Schüler scheint die hübsche Miniatur herzurühren, die den Herzog von Clarence (S. 48) darstellt. Ein Sohn König Georg III. und 1765 geboren, ist er der Held des abenteuerlichen Liebesromanes, den Caroline von Linsingen erlebte. In Pyrmont vermählte sich der englische Prinz 1790 mit dem deutschen Edelfräulein in heimlicher Ehe, verließ die junge und sehr schwärmerisch veranlagte Frau aber bald, um nach England zurückzukehren. Caroline fiel in eine schwere Krankheit, die anscheinend mit ihrem Tode endete. Sie sollte schon begraben werden und nur ein junger Arzt, Dr. Meinecke, rettete sie, indem er sich dem Begräbnis widersetzte. Sie erwachte wirklich vom Scheintod, der ihre Sinne umfangen hatte und heiratete ihren Retter, mit dem sie dann noch lange Jahre zusammenlebte. Der Herzog von Clarence tröstete sich in den Armen von Mrs. Jordans, die ihn nach und nach mit zehn Kindern beschenkte. Erst 1818 nahm er die Prinzessin Adelheid von Sachsen-Meiningen zur Frau und sukzedierte seinem Bruder Georg IV. 1830 als Wilhelm IV. auf dem Throne Großbritanniens. Ihm folgte 1837 Königin Viktoria.

Ein Zeitgenosse Cosways war Henry Bone, geboren in Truro 1755, gestorben in London 1834. Er war Hofmaler Georg III. und Georg IV. und ein Künstler, der als Emailleur großen Ruf genoss. Er liebte es, nach alten Porträts zu arbeiten, so entstand das Bild der Herzogin von Portsmouth (Tafel 4). Louise Renée de Keroualle, aus der Bretagne gebürtig, kam als Hofdame in Begleitung der Herzogin Henriette von Orleans an den Hof Karl II. von England, dessen Schwester die Herzogin war, Sie wurde Hofdame der Königin Catharina von Braganza und Maitresse des Königs, der sie 1673 zur Herzogin von Portsmouth erhob, ihr Sohn war Charles Lennox, Herzog von Richmond. Sie war von den zahlreichen Geliebten dieses Monarchen wohl die im Volk am meisten gehasste, einmal wurde ihrem Einfluss zugeschrieben, daß die englische Politik völlig ins Schlepptau der französischen geriet, dann aber war sie auch ungeheuer verschwenderisch und vergeudete mit vollen Händen. Als Karl II. im Sterben lag, sorgte sie dafür, daß der König im Glauben der katholischen Kirche starb. Nach seinem Tode zog sie sich nach Paris zurück, wo sie erst im Jahre 1734 gestorben ist. Eine Folge ähnlicher Emaillen Bonos wie diese, 85 Kopien nach Bildnissen berühmter Herren und Damen vom Hofe der Königin Elisabeth kamen 1856 in London zur Versteigerung und erzielten einen Preis von £ 5000 (mehr als 100.000 M.). Auch in Miniaturen war Bone ausgezeichnet. Die Herzogin von Devonshire (S. 49) ist Georgiana, Tochter des Earl Spencer, die 1757 geboren, sich 1774 mit dem Herzog vermählte. Sie war die intimste Freundin von Lady Elizabeth Foster, der Geliebten und zweiten Frau ihres Mannes, und tröstete sich über die eheliche Untreue in den Armen von Lord Grey. Sie soll eine der reizendsten Frauen ihrer Zeit gewesen sein und stand lange Jahre an der Spitze der Londoner Gesellschaft. Sie starb 1806.

Im neunzehnten Jahrhundert sind es drei Schotten, welche die große Tradition der englischen Miniaturmalerei fortsetzen: Andrew Robertson, Ross und Thorburn, Robertson, der 1777 in Aberdeen geboren war, kam 1801 nach London, um sich an der Royal Academy zu vervollkommnen, er konnte bald seine Preise von 4 und 5 £ für die Miniatur auf 11 £ heraufsetzen und starb 1845 als außerordentlich geschätzter Künstler. Thorburn erlebte das Aufkommen und die Verbreitung der Photographie, die alle künstlerischen Verfahren zurückdrängte, wenn sie ihnen nicht, wie der Lithographie, völlig den Garaus machte.

Abb. 49. De Largillicre, Nicolas Boileau-Despreaux
Abb. 50. Boucher, Venus und Kupido



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Miniaturen und Silhouetten
23. Cosway, Lady Paget

23. Cosway, Lady Paget

24. Cosway, Priscilla und Georgiana Bertie

24. Cosway, Priscilla und Georgiana Bertie

25. Cosway, Bildnis eines jungen Mannes

25. Cosway, Bildnis eines jungen Mannes

26. Cosway, Zwei Unbekannte

26. Cosway, Zwei Unbekannte

27. Cosway, Unbekannte

27. Cosway, Unbekannte

28. Cosway, Unbekannte

28. Cosway, Unbekannte

29. Cosway, Gräfin Elisabeth Aldeburgh

29. Cosway, Gräfin Elisabeth Aldeburgh

30. Craft, J. Reynolds

30. Craft, J. Reynolds

31. Shelley, Mutter mit Kindern

31. Shelley, Mutter mit Kindern

32. Shelley, Unbekannte Dame

32. Shelley, Unbekannte Dame

33. Engleheart, Unbekannte

33. Engleheart, Unbekannte

33. Engleheart, George IV.

33. Engleheart, George IV.

35. Smart, Maria Cosway

35. Smart, Maria Cosway

36. Smart, Lord Rivers

36. Smart, Lord Rivers

37. Smart. Unbekannte Dame

37. Smart. Unbekannte Dame

38. Smart, Bildnis

38. Smart, Bildnis

39. Unbekannt, Dose aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts

39. Unbekannt, Dose aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts

40. Plimer, Ladies Rushout

40. Plimer, Ladies Rushout

41. Plimer, Lady Caroline Rushout

41. Plimer, Lady Caroline Rushout

42. Plimer, Miss Guinneß (spätere Herzogin von Argyll)

42. Plimer, Miss Guinneß (spätere Herzogin von Argyll)

43. Plimer, Junge Unbekannte

43. Plimer, Junge Unbekannte

44. Plimer, Mrs. T. Somer Cocks

44. Plimer, Mrs. T. Somer Cocks

45. Wilhelm IV. von Großbritannien

45. Wilhelm IV. von Großbritannien

46. Bone, Herzogin von Devonshire

46. Bone, Herzogin von Devonshire

47. Unbekannt, Englischer Offizier

47. Unbekannt, Englischer Offizier

48. Mansion, Damenbildnis

48. Mansion, Damenbildnis

49. De Largillicre, Nicolas Boileau-Despreaux

49. De Largillicre, Nicolas Boileau-Despreaux

50. Boucher, Venus und Kupido

50. Boucher, Venus und Kupido

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