Abschnitt 5

Michael Kopmann’s
Chronik St. Nicolai zu Wismar.


Wenn Kopmann in § 23 berichtet, daß 1486 ein Seiger- oder Schlagglocken-Thurm erbaut worden ist, so ist anzunehmen, daß gleichzeitig auch das Uhrwerk eingerichtet wurde, dessen Scheibe - die Täfelung unterhalb derselben wird jünger sein - hinter dem Hochaltare noch vorhanden ist. Das würde denn auch erklären, weshalb er von Erbauung des Thurmes in der Kirche spricht. Die Punktationen mit Hinrik Never bezüglich des letzteren vom 2. Januar 1486 sind noch erhalten 35). In denselben ist von dem Vikar Johann Mund keine Rede, und da überhaupt sonst nirgend eine officielle Theilnahme von Geistlichen am Bauwesen wahrzunehmen ist, so wird man sich vorstellen müssen, daß dieser häufig genannte Priester etwa durch technischen Beirath um die Anlage sich verdient gemacht habe. Daß St. Jürgens Ziegelhof vor dem Lübischen Thore lag, ist auch anderweitig bezeugt. Da derselbe aber nach Kopmann neben einem alten Kirchhofe sich befand, so wird er dicht an der Stadt und Ausgangs links neben dem ehemaligen Thore zu suchen sein, indem man dort beim Baue der Kunststraße neben der Reiferbahn unzweideutige Spuren eines Begräbnißplatzes, und zwar ohne Zweifel des vom alten St. Jürgen 36), zu Tage förderte.


Die Versammlung in Wismar im August 1489, § 24, ist auch sonst bezeugt 37), vielleicht aber nicht die Theilnahme der vier Bischöfe an derselben.

Die in der Nachricht von Peter Schippmanns Schenkung an St. Nicolai, § 25, erwähnte Urkunde hat sich in Abschrift in unserem Copiarius erhalten.

Der Todestag Herzog Heinrichs mit dem Bauche, § 26, war früher nicht bekannt. Dr. Lisch hat als solchen den 9. März ermittelt 38), so daß Kopmanns Datum nur als allgemeine Zeitangabe zu nehmen ist. Für die ausgezahlten Summen hatten der Ritter Hinrik v. Stralendorf 1437 die Bede aus Schmakentin und Bralstorf, der Herzog 1445 diejenige aus Lübow, Krassow und Redentin verpfändet.

Die drei Buden auf der Neustadt, welche nach Kopmann, § 27, 1493, Juli 10, St. Nicolai-Kirche zugeschrieben sind, werden die untersten auf der Westseite sein. Nach dem alten Stadtbuche datirt die Inscription aber von Bartholomäi oder dem 24. August, und stehen dort St. Nicolai vier Buden geschrieben.

Die Aufzeichnung über Wiperts v. Plessen zum Großenhof und dessen Familie Untergang, § 29, schließt sich an die Copie eines von ihm 1494 ausgestellten Rentenbriefes auf 6 Mk. aus Tressow.

Das von Hinrik Möleke geschenkte Haus, § 30, ist nicht mehr zu ermitteln; aber wahrscheinlich lag es an der Nordseite der frischen Grube nahe der kleinen Grützmacher- oder Königs-Straße, in der die Kirche an der Ostseite ehemals drei Buden besaß. (Geistl. Renten-R. f. 70.)

Die Stelle auf dem Kirchhofe, wo 1496 die Kapelle erbaut wurde, § 32, scheint Schröder ebenso wenig bekannt gewesen zu sein, wie die einer älteren Kapelle, die gemäß dem Testamente des Rathmanns Goslik Witte dort errichtet wurde 39), da er sich nicht weiter über dieselbe ausläßt. Auch gegenwärtig kann weder eine Auskunft über ihre Lage, noch über die Zeit ihres Unterganges gegeben werden.

Da Hans Mertens 1497 in Tempzin verstorben ist, § 33, und in jener Zeit dort bedeutend an Kirche und Kloster gebaut wurde 40), so darf man muthmaßen, daß er in seinem Berufe daselbst thätig war.

Der Thurm vor dem Pöler Thore, § 36, wird ausdrücklich als vor der Fallbrücke stehend bezeichnet, so daß also nicht etwa an das vor einigen Jahren rasirte innere Thor, welches erheblich älter war, gedacht werden darf. Auf dem Zeiller-Merianschen Plane von Wismar findet er sich nicht mehr.

Die Altargeräthe von 1499 und 1500, §§ 37 und 38, existiren ohne Zweifel längst nicht mehr, da die Stadt aus Anlaß des Krieges für Herzog Albrecht VII. um den dänischen Thron 1535 den größten Theil des Silbers der Kirchen und Klöster confiscirte, und der Rest gegen Ende des Jahrhunderts zu Gelde gemacht wurde.

Vielleicht hätte die folgende Aufzeichnung, § 39, nicht unter die chronistischen Nachrichten aufgenommen werden sollen, da sie gleich einem Protocolle auf einen - eingehefteten - Zettel geschrieben ist; doch ersieht man daraus, wie das Vermögen der Kirchen entstand, und gewinnt einen Einblick in die Wirthschaft auf den Werkhäusern, was freilich in dem Folgenden, § 40, noch mehr der Fall ist.

Der Tod des Herzogs Magnus, § 43, ist einen Tag zu früh angegeben, richtig dagegen derjenige der Herzogin Sophie. Nach Einrichtung des Chores der Kirche des Schwarzen Klosters zur Turnhalle (1880) sind die spärlichen Reste der Herzogin, und zwar mit mehr Achtung, als die Gebeine der dort begrabenen, zum großen Theile um die Stadt verdienten Männer erfahren haben, sammt der von Tile Bruit angefertigten metallenen Grabplatte nach St. Marien versetzt worden.




35) Siehe Anh. D.
36) Siehe Mekl. Urk.-Buch IV, O.-R. unter Wismar.
37) Vergl. u. a. Krause im Rost. Schulprogramm von 1880.
38) Jahrb. XIX, S. 360.
39) A. a. O. S. 1540.
40) Jahrb. III, S. 155.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Michael Kopmann's Chronik St. Nicolai zu Wismar