Merkwürdige Tierfreundschaften

Autor: Redaktion Ostmecklenburgische Heimat. J. König, Erscheinungsjahr: 1928
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Tiergeschichten, Tierfreundschaften, Haustiere, Wildtiere,
Aus: Ostmecklenburgische Heimat. Halbmonatszeitschrift der „Teterower Nachrichten“ für ostmecklenburgische Heimatwerte und Landeskunde. Verantwortlich für den gesamten Inhalt: Studienrat Dr. Gerhard Böhmer. — Druck und Verlag von Hermann Decker, Teterow, Malchiner Straße 15. — Erscheinungsort Teterow. (Mecklenburgische Schweiz) 1. Jahrgang. 1928. [im Bestand des Stadtarchivs der Stadt Teterow]

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Eine Heimatzeitschrift „Ostmecklenburgische Heimat“ gab der Verlag Hermann Decker, Inhaber Ernst Vick, in den Jahren 1928 bis 1945 regelmäßig heraus. Die Auflage betrug 3000, später 4000 Exemplare.(Aus: Kurt Bernhard, Die Zeitungs- und Zeitschriften –Verlage in Mecklenburg, 1982/83) F. Herholz

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Es war schon ganz selbstverständlich: Unser Djim, der kleine aristokratische Maltheserpudel, bildete wieder den Mittelpunkt der Unterhaltung. Erstaunlich, dass er so wenig blasiert war bei all der zärtlichen Bewunderung von jung und alt, von Damen und Herren, wo immer er sich mit seinem schneeweißen, flockig-weichen Seidenfell, mit seinen zierlichen Pfoten und seinen klugen, schwarzen Augen im Hotel, auf der Esplanade oder im Kaffeehaus blicken ließ. Man darf ohne Übertreibung sagen. Djim war einer der bekanntesten und beliebtesten Kurgäste, nach dessen Lebensgewohnheiten man sich immer wieder erkundigte, den man immer wieder zu photographieren wünschte, und der es sich mit angeborener Grandezza gefallen ließ, wenn schöne Frauen sich zu ihm niederbeugten, um ihn zu streicheln und ihn dabei mit den seltsamsten Kosenamen zu umschmeicheln. Das war im Sommer, als noch ein fröhliches Gewimmel den besonnten Kurort durchflatterte und blauer Himmel Strand und See überspannte. Jetzt aber lag eine tiefe, weiße Decke auf den stillen Parkwegen, da erzählte meine Frau von dem Getriebe ihrer gefiederten Gäste, die steh auf dem Balkon um das kleine, grüne Holzhäuschen versammelten, ihnen zur gewohnten Stunde Nahrung zu spenden, und es zeigte sich bald, dass fast jeder der Anwesenden Geschichten zu berichten wusste, die er mit seinen Freunden aus der Tierwelt erlebt hatte, wobei ausnahmsweise Hund und Katze einmal nicht die Hauptrolle spielten, wenngleich sie natürlich auch gebührend vertreten waren. So erinnerte sich meine Frau eines Vorfalls aus ihrer Kindheit. Sie ging mit ihrem Vater am alten Kölner Rheinhafen spazieren, als einen kleinen Hund, der von seinem Herrn zum Baden ins Wasser geschickt worden war, die Kräfte verließen; er war in die Strömung am Hafenausgang geraten und drohte unterzugehen. Am Ufer stand unter den Zuschauern ein Metzgerbursche mit seinem großen Ziehhund an der Ketten der ebenfalls mit sichtlichem Interesse den Vorgang beobachtete. Plötzlich riss sich der Hund los, sprang ins Wasser, schwamm auf den mit den Wellen kämpfenden kleinen Hund zu, schob ihn mit der Pfote behutsam vor sich her und brachte ihn so ans User, wo ihn laute Beifallsrufe empfingen.

Einer der Gäste hatte einen Hund und eine Katze, die sich so gut miteinander vertrugen, dass, wenn der Hund sein Lager aufsuchte und es schon von der schlafenden Katze besetzt fand, er sich ohne weiteres rücksichtsvoll auf den Steinboden niederlegte. Traf aber die Katze den Hund auf seinem Lager an, dann legte sie sich zu ihm und der Hund rückte sich so zurecht, dass beide Platz hatten. Zum Dank für seine ritterliche Gesinnung war die Katze jederzeit bereit, den Hund gründlich zu waschen und zu putzen. Stieß er sie nur mit der Nase an, wusste sie gleich Bescheid und gab sich eifrig an die Arbeit. Besonders schätzte er es, ihr sein Ohr hinzuhalten, das sie dann unermüdlich schleckte.

Ich kannte einen Förster, der hatte ein junges, hilfloses Reh aus dem Walde mitgebracht und es der Obhut seiner Wolfshündin anvertraut, die es mit ihren fünf Jungen großzog. Als ich das erste Mal den Förster besuchte, kam mir das schon tüchtig ausgewachsene Reh mit der Förstersfrau an der Haustür entgegen, und ich sah es dann mit den Wolfshunden durch die Räume laufen. Besonders merkwürdig war aber, dass es an jedem Abend im Walde verschwand, um pünktlich am folgenden Morgen wieder im Forsthaus zu erscheinen.

Der Stieglitz konnte den kleinen Zeisig nun einmal nicht leiden, und der war doch ein so lieber, lustiger Geselle. Seitdem der Zeisig ins Haus gekommen war, hatte der Stieglitz zu singen aufgehört, ja, er ärgerte sich offenbar schon darüber, dass der Zeisig so gern sang, und er suchte ihn auf jede Art und Weise daran zu hindern. Bis der Stieglitz eines Tages beim Umherfliegen im Zimmer ein Beinchen brach. Da zeigte sich so recht, wie gutmütig der Zeisig war. Er schien ganz vergessen zu haben, dass ihn der Stieglitz so unfreundlich behandelt hatte, denn er zeigte sofort die größte Besorgnis um den kranken Kameraden, der hilflos im Käfig auf seinem Wattebettchen lag, brachte ihm Hanfkörner und sogar Wassertropfen zu und putzte ihm sorgfältig die Federn. Einer solch rührenden Zuneigung konnte der Stieglitz nicht länger widerstehen. Als er wieder gesund geworden war, ließ er den Zeisig nicht nur nach Herzenslust darauf los singen, sondern er stimmte selbst jedesmal fröhlich mit ein.

Ein Storch als Haustier dürfte eine Rarität sein. Er stammte aus dem Ungarland, und gehörte drei Jahre lang zur Familie. Unternahm er auch kürzere und längere Ausflüge in die Umgegend, so hielt er sich doch meistens im Hof auf, wo er seinen genau umgrenzten Bezirk bewohnte, den die Hühner und Enten niemals überschreiten durften, ohne energisch von ihm zurückgetrieben zu werden. Weil die vorübergehenden bösen Buben wussten, dass er nur dann klapperte, wenn man seinen Zorn herausforderte, so bewarfen sie ihn mit Steinen. Aber er trug es ihnen nicht besonders nach. Nur einige wenige Leute gab es, denen er feindlich gesinnt war; so oft er sie sah, flog er ihnen auf die Schulter und jagte ihnen mit seinem lauten Geklapper großen Schrecken ein.

Weil er die Gewohnheit seiner Art, im Herbst nach dem Süden zu reisen, aufgegeben hatte, überzog man im Winter seine langen Beine mit regelrechten Wickelgamaschen, in denen er würdevoll durch den Schnee stapfte. Schließlich wurde er, da er wie gewohnt im benachbarten Orte zu Besuch, weilte, dort versehentlich erschossen und ausgestopft der Volksschule als hervorragendes Schaustück für das Naturalienkabinett überwiesen.

Besonders reizvoll ist folgendes Erlebnis mit Bienen. Ihr Haus stand auf einer Wiese nahe dem Flussufer. Da brach plötzlich so starkes Hochwasser herein, dass man in der allgemeinen Verwirrung die Bienen vergaß. Als die ärgste Gefahr vorüber war, ergab sich, dass die Bienen alle ertrunken waren, mit Ausnahme eines einzigen Stockes unmittelbar unter dem Dach des Bienenhauses. Kaum hatte malt die Überlebenden herausgeholt, als sie sich auch sofort drangaben, sich gegenseitig von Schlamm und Sand und anderem Unrat zu säubern, und das besorgten sie in der Weise, dass jedesmal genau der Reihe nach die Augen, dann die Flügel und schließlich die Füße in Ordnung gebracht wurden. Und wenn eine Biene auch dann noch nicht wieder flott werden konnte, so kroch eine andere unter sie und hob sie langsam in die Höhe.

Die Hauskatze

Die Hauskatze

Wildkater

Wildkater

Huski, Arbeitshund der Eskimo

Huski, Arbeitshund der Eskimo

Zaungrasmücke

Zaungrasmücke

Zaunkönig

Zaunkönig