Gilets

Als die Mode einfacher wurde, behielt man Stickereien und Galons den Hofkleidern vor, besetzte aber dafür die Fräcke mit Knöpfen so groß wie ein Fünffrankentaler. Man fertigte sie aus kostbaren Stoffen oder trug darin Miniaturgemälde unter Glas, z. B. eine Folge der Medaillen der römischen Kaiser, die Metamorphosen Ovids, die berüchtigten Posturen Aretins, Rebusse u. a.

Der Herzog von Artois trug einst statt der Knöpfe eine ganze Garnitur von Uhren und wusste wie ein Witzbold sagte, doch nie, was die Glocke geschlagen hatte. Diese Knöpfe waren so teuer, dass ein damit besetzter ganz einfacher Frack ebenso viel kostete wie ein gestickter oder galonierter. Zur gleichen Zeit trieb man auch einen großen Luxus in Phantasiewesten.


Die Baronin Oberkirch schreibt, dass ein eleganter Herr sie dutzend- oder gar hundertweise besaß. 1786 war es Mode, immer ein Dutzend Westen mit Szenen aus den beliebtesten Theaterstücken: Figaros Hochzeit, Richard Löwenherz u. a. zu kaufen. 1787 trug man in Paris solche, worauf die Eröffnung der Notabelnversammlung durch Ludwig XVI. nach einem Kupferstich gestickt war. Man hatte die Westen auch in gewirkten Stoffen, was etwas billiger war. Da gab es z. B. violetten Moirée mit grünen Affen, die silberne Sonnenschirme trugen; rauchbraune mit weiß und grünen Bordüren, auf denen sich die Tiere der hohen oder niederen Jagd, Fischerei und Vogelfang u. dgl. befanden.
200. Moreau le Jeune, Ludwig XVI und Marie Antoinette auf dem Maskenball im Hôtel de Ville, 1782

200. Moreau le Jeune, Ludwig XVI und Marie Antoinette auf dem Maskenball im Hôtel de Ville, 1782

202. v. Göz, Supplément des Graces effannées, 1783

202. v. Göz, Supplément des Graces effannées, 1783

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