Der Hut

Erst seit der Perückenzeit hörte der Mann auf, beständig den Hut zu tragen. Alle Bilder des 17. Jahrhunderts, welche Gesellschaften, Mahlzeiten, Bälle, Unterhaltungen darstellen, zeigen die Herren mit bedecktem Haupt.

Seit die Perücke aufkommt, ist das nicht mehr angängig. Hat der Herr den Hut bis dahin nicht abgenommen, so setzt er ihn nun nicht mehr auf. Das ganze 18. Jahrhundert hindurch trug der Mann seinen Hut unterm Arm. Ob Perücke oder eigenes Haar, gleichviel, den Hut hätten beide nicht geduldet. Erst in der Zeit, als der einfachere Anzug über den Kanal zu uns kommt, als die jungen Männer ihr eigenes Haar offen und ungepudert zu tragen beginnen, kommt der große runde Filzhut auf, der Quäkerhut Franklins, welcher 1786 die Pariser so enthusiasmierte und den Ahnherrn unseres Zylinders darstellt.


Der Hut, dessen Platz stets unter dem Armwar, hatte aufgeschlagene Krempen, nach deren verschiedener Fassonierung sein Name wechselte, war mit Goldtressen und Federborte besetzt und meist aus Filz. Im 17. Jahrhundert kommt in Frankreich der Hut aus Filzimitation auf, wie Alfred Franklin recht witzig sagt, gleichsam wie eine Vorahnung des Ideals der Industrie des 19. Jahrhunderts „ein billiger Gegenstand von minderer Qualität, der alle Eigenschaften der besseren zu besitzen scheint“.

Diese Hüte von Halbfilz „demi castor“ wurden verboten, ohne dass dieses Verbot eine besondere Wirkung gehabt hätte. Wie man jetzt die Damen einer gewissen Klasse als demi-monde bezeichnet, so nannte man sie damals, als diese halbechten Hüte aufkamen, demi-castor. Die französische Mode dringt unaufhaltsam vor und beseitigt nicht nur die Reste sogenannter Volkstrachten, sondern auch die Amtstracht. Selbst an dem so konservativen Kaiserhof in Wien verdrängt die französische Mode die alte spanische schwarze Hoftracht mit ihren kurzen spitzenbesetzten Mänteln, roten Strümpfen und roten Schuhen. Maria Theresias lothringischer Gemahl, der nur Französisch sprach, trug sich auch am liebsten französisch.

1765 schaffte Kaiser Joseph zum Entsetzen der alten Hofherren das spanische Mantelkleid endgültig ab. Das Vordringen der Mode auch in die niederen Stände war ein Punkt, der von den Angehörigen der oberen Klassen so schmerzlich empfunden wurde, dass sie es nicht ertragen zu können glaubten, blieben als sichtbare Auszeichnung doch nicht einmal mehr die Orden ihnen allein!