Das Modejournal

Das 18. Jahrhundert hat auf dem Gebiet der Mode eine Erscheinung gezeitigt, welche die Vorwelt nicht kannte, das Modejournal.

Seit 1672 schon hatte zwar der Mercure galant, dem von 1717 bis 1792 der Mercure de France folgte, die schöne Welt regelmäßig darüber unterrichtet, was in Versailles oder in Paris elegant war, hatte erzählt, wie und womit man sich amüsierte, was man trug usw. Da aber beiden Zeitschriften die Bilder fehlten, kann man sie wohl nur als Vorläufer des eigentlichen Modejournals betrachten. Erst die „Galerie des Modes“ und der „Courrier des Modes“, welche in Paris seit den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts herausgegeben wurden, halfen diesem Übelstande ab und brachten allen Herren und Damen, welche sich für Mode und Eleganz interessierten, nicht nur Beschreibungen, sondern bis ins Detail getreue Abbildungen dessen, was in Paris getragen wurde.


Die künstlerisch vollendeten Abbildungen dieser Zeitschriften dienten dann den außer französischen Publikationen als Vorlagen. Die Taschenbücher und Almanache, welche damals in Deutschland erblühten und sich mit ihrem Inhalt vorwiegend an das schöne Geschlecht wandten, haben aus dieser französischen Quelle eifrig geschöpft, und ihre Leserinnen auf diesem kleinen Umwege mit den Pariser Dioden bekannt gemacht. Die reizenden kleinen Bilder, welche bei der Umwertung aus dem französischen Original in das deutsche durch die Meisterhand eines Chodowiecki, eines Riepenhausen u. a. an Charme entschieden gewannen, erschienen aber nur einmal im Jahr.

Da war es sicherlich ein äußerst glücklicher Gedanke des unternehmenden J. J. Bertuch in Weimar, eine Zeitung herauszugeben, die wenigstens jeden Monat einmal über die Veränderungen der Mode berichten wollte, und sein „Journal des Luxus und der Moden“, welches 1786 zu erscheinen begann, erwies sich denn auch als äußerst glückliche Spekulation. Die feinen und mit größter Delikatesse ausgemalten Modekupfer verschafften ihm ebenso viele Freunde wie die literarisch wertvollen Texte, an denen Gelehrte wie Hufeland, Böttiger, Hirt u. a. sich beteiligten.

Wie ein roter Faden zieht sich durch die Korrespondenz der Frau Rat mit ihrem Wolfgang die Sorge um diese roten Heftchen, die sie mit Ungeduld erwartet und schmerzlich vermisst, wenn sie mal ausbleiben. Gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts werden die Modejournale immer zahlreicher und erscheinen auch immer häufiger, schließlich sogar allwöchentlich. Als die Pariser Ereignisse das Erscheinen neuer Moden verhindern, da beginnt der Schwabe Heideloff 1794 in London seine Galery of Fashion herauszugeben und gibt für einige Jahre damit den Ton der Mode an, welche indessen bald genug wieder ihren Thron in Paris aufschlug.