Unterkleider

Wenn man sich vorstellt, dass der große und weite Reifrock den Unterkörper der Frauen zwar bedeckte, aber doch so gut wie gar nicht schützte, so würde man glauben müssen, die Trägerinnen desselben hätten aus Rücksichten der Gesundheit und des Anstandes gern zur Hose gegriffen, aber dem war durchaus nicht so.

Es galt sogar direkt für unschicklich, und nur von alten Damen, wie Liselotte, hört man, dass sie wollene Hosen tragen, sonst war es nur in gewissen Fällen als Ausnahme gestattet. Selbst die Mägde des Herrn Hope in Amsterdam zogen Hosen nur an, wenn sie Fenster putzten. Die Holländerinnen legten sonst nur zum Schlittschuhlaufen solche von schwarzem Sammet an.


Casanova, unzweifelhaft ein kompetenter Sachverständiger in allen Fragen, welche die Dessous des schönen Geschlechts betreffen, konstatiert mit Missbilligung, wenn eine Dame, der er den Hof macht, etwa Hosen von grünem Sammet trägt. Der liebenswürdige Schwerenöter geht sogar so weit, Damen, mit denen er im Postwagen zusammenfährt, Vorwürfe darüber zu machen, dass sie schwarze Beinkleider anhaben.

Eine Ausnahme von dieser Regel machten nur die Tänzerinnen auf dem Theater, welche Hosen tragen mussten und denen in Spanien z. B. bei Strafe verboten war, sie bei ihren Sprüngen sehen zu lassen. Casanova erzählt von der Prima Ballerina Nina in Barcelona eine famose Geschichte. Durch die Lebhaftigkeit ihres Temperamentes hingerissen, gab sie eines Abends bei der Rebaltade — einem Rückwärtssprung mit Pirouette — ihrem Reifrock einen solchen Schwung, dass das verpönte Kleidungsstück ganz und gar zu sehen war, und musste demgemäß eine Geldstrafe zahlen. Wütend darüber zog sie am nächsten Abend ihre Höschen erst gar nicht an und gab bei der Rebaltade auch dem ganzen Parterre Gelegenheit, sich davon zu überzeugen. Als sie darüber vom Gouverneur zu Rede gestellt wurde, erwiderte sie ganz kalt: „Es ist mir nur verboten, meine Hosen zu zeigen, und ich glaube, kein Mensch kann behaupten, dass er sie heute Abend gesehen hat.“

Unterröcke waren selbstverständlich unerlässlich. Auf den obersten derselben, der oft sichtbar wurde und in Deutschland auch den Namen „Appetitröckl“ führte, wendete man viel Sorgfalt. Er wurde aus Seide gefertigt, gestickt, mit Gold und Silber bordiert und wir hören, dass besonders die schottischen Damen ihre Jupons außerordentlich reich ausgestattet haben, da die engen Gänge und Treppen ihrer alten Häuser sie fortwährend nötigten, ihre Reifröcke aufzuklappen. Als die leichten Musselinkleider Mode wurden, kamen die Unterröcke aus dem gleichen Stoffe auf. Man benötigte dieselben stets in größerer Anzahl, so dass z. B. Sophie Arnould 1789 aus ihrem Landhause in Clichy gleich 17 weiße Unterröcke aus Battist und Baumwolle gestohlen werden konnten.

Zur Vervollständigung der Toilette gehörte noch das Fichu, das kreuzweise gebunden den Ausschnitt bedeckte und kurz vor der Revolution als „Trompeuse“ bis zum Kinn hinaufstieg, und die Schürze, die man auch außerhalb des Hauses trug. Ein kokettes Tändelschürzchen, das der Trägerin das Aussehen einer Soubrette gab, und deswegen, als die Mode aufkam, von den Müttern in Acht und Bann getan wurde. Die Marschallin von Luxemburg schenkte ihrer Enkelin, der Herzogin von Lauzun, um sie auf die Lächerlichkeit dieser Mode aufmerksam zu machen, eine Schürze aus Rupfen, über und über mit den kostbarsten Spitzen besetzt. In England wurde die Schürze aus Spitzen die Rage der schönen Welt, trotzdem sich einige Dandies gegen sie erklärten. In Bath ging einer derselben, Richard Nash — „le beau Nash“ — soweit, der Herzogin von Queensberry, als sie mit einer Schürze im Wert von £ 200 zu einer Réunion kam, dieselbe abzureißen und in die Ecke zu werfen.
166. Zoffany, Garrick und Mrs. Pritchard in „Macbeths“, 1776

166. Zoffany, Garrick und Mrs. Pritchard in „Macbeths“, 1776

167. J. M. Moreau le j., „La declaration de la Grossesse“, 1776

167. J. M. Moreau le j., „La declaration de la Grossesse“, 1776

168. J. M. Moreau le j., Dame du palais de la Reine, 1777

168. J. M. Moreau le j., Dame du palais de la Reine, 1777

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