Architektur
Die damalige Zeit kannte an Monumentalbauten nur Kirchen und Schlösser, die Richtungen, nach denen sich ihr Leben in der Öffentlichkeit dokumentierte, bedurften keines weiteren Ausdrucks, höchstens, dass katholische Gegenden noch den Klosterbau forderten. Kasernen, Bahnhöfe und Fabriken sind erst im nächsten Jahrhundert hinzugekommen.
Wenn wir uns aber heute in den Ländern deutscher Zunge umsehen, ob wir den Rhein entlang wandern oder die Donau, ob wir die alte Kaiserstadt Wien besuchen oder die still gewordenen Residenzen der Kleinen und Allerkleinsten, ob wir die von Bergeshöhen herab herrschenden Gotteshäuser und Abteien oder die in grünender Wildnis verborgenen Schlösschen aufsuchen, welche Fülle der Gesichte offenbart sich da, wie viel Schönheit, wie viel Mannigfaltigkeit, wie viel Zweckmäßigkeit! Weiträumige Kirchen für den Schöpfer der Welt und herrliche Paläste für ihre Herren, schimmernde Hallen für lauten Prunk und lauschige Winkel für stille Freuden, wie mannigfaltig alles und wie zweckmäßig immer, geordnet von einem Geschmack, der das größte wie das kleinste mit gleicher Lust behandelt, um im ganzen wie im einzelnen stets das höchste künstlerische Wohlgefühl auszulösen.
Die ganze Zeit ist in diesen Bauten! Den spanischen Pomp des Kaiserhofes verkündet der großzügige Stil der Hildebrand und der Fischer von Erlach, aus dem Zwinger Pöppelmanns quillt förmlich die unverwüstliche Lebenslust seines königlichen Bauherrn, aus der heiteren Anmut von Knobelsdorffs Sanssouci lächelt der souveräne Geist seines philosophischen Königs. Wie vieles auch zerstört ist, und durch die Restauratoren täglich weiter beschädigt wird, selbst in ihrer Degradation zu Ministerien oder Schulen haben diese Bauwerke einen Charakter künstlerischen Adels bewahrt, den die Folgezeit, selbst wenn sie es wollte, ihren Schöpfungen nicht hat geben können.
Der Stil, der in der Ausführung von Schlössern und Kirchen den ganzen verschwenderischen Reichtum seines Könnens an den Tag legt, offenbart, wenn er kleineren Objekten gegenüber zum Maßhalten gezwungen ist, erst recht die originale Kraft seiner ganz neuen schöpferischen Möglichkeiten. München erfreut sich z. B. in Haus und Kirche der Brüder Asam eines solchen Bauwerks, dessen persönliche Eigenart und hohe künstlerische Bedeutung ihm einen ersten Platz unter den Baudenkmalen Deutschlands sichern. Freilich ist dies ein Grund, der heutzutage so bedeutungslos erscheint, dass man für den Fortbestand von Haus und Kirchlein fürchten muss. Vielleicht machen beide bald einem jener Protzenkästen Platz, wie sie so bösartig in die feingestimmten Straßenbilder der Promenaden-, Pranner- oder Theatinerstraße hineingespuckt haben? Das Haus zum Falken in Würzburg, die Böttingerschen Häuser in Bamberg, das Wespiensche Haus in Aachen und viele, viele andere zeigen das Rokoko in glücklichster Anwendung auf Privatbauten. Gurlitt hat mit schöner Wärme nachgewiesen, dass es ferner gerade diesem Stil vorbehalten war, die offene Frage der protestantischen Predigtkirche in Bährs Dresdener Frauenkirche meisterhaft zu lösen.
Wenn wir uns aber heute in den Ländern deutscher Zunge umsehen, ob wir den Rhein entlang wandern oder die Donau, ob wir die alte Kaiserstadt Wien besuchen oder die still gewordenen Residenzen der Kleinen und Allerkleinsten, ob wir die von Bergeshöhen herab herrschenden Gotteshäuser und Abteien oder die in grünender Wildnis verborgenen Schlösschen aufsuchen, welche Fülle der Gesichte offenbart sich da, wie viel Schönheit, wie viel Mannigfaltigkeit, wie viel Zweckmäßigkeit! Weiträumige Kirchen für den Schöpfer der Welt und herrliche Paläste für ihre Herren, schimmernde Hallen für lauten Prunk und lauschige Winkel für stille Freuden, wie mannigfaltig alles und wie zweckmäßig immer, geordnet von einem Geschmack, der das größte wie das kleinste mit gleicher Lust behandelt, um im ganzen wie im einzelnen stets das höchste künstlerische Wohlgefühl auszulösen.
Die ganze Zeit ist in diesen Bauten! Den spanischen Pomp des Kaiserhofes verkündet der großzügige Stil der Hildebrand und der Fischer von Erlach, aus dem Zwinger Pöppelmanns quillt förmlich die unverwüstliche Lebenslust seines königlichen Bauherrn, aus der heiteren Anmut von Knobelsdorffs Sanssouci lächelt der souveräne Geist seines philosophischen Königs. Wie vieles auch zerstört ist, und durch die Restauratoren täglich weiter beschädigt wird, selbst in ihrer Degradation zu Ministerien oder Schulen haben diese Bauwerke einen Charakter künstlerischen Adels bewahrt, den die Folgezeit, selbst wenn sie es wollte, ihren Schöpfungen nicht hat geben können.
Der Stil, der in der Ausführung von Schlössern und Kirchen den ganzen verschwenderischen Reichtum seines Könnens an den Tag legt, offenbart, wenn er kleineren Objekten gegenüber zum Maßhalten gezwungen ist, erst recht die originale Kraft seiner ganz neuen schöpferischen Möglichkeiten. München erfreut sich z. B. in Haus und Kirche der Brüder Asam eines solchen Bauwerks, dessen persönliche Eigenart und hohe künstlerische Bedeutung ihm einen ersten Platz unter den Baudenkmalen Deutschlands sichern. Freilich ist dies ein Grund, der heutzutage so bedeutungslos erscheint, dass man für den Fortbestand von Haus und Kirchlein fürchten muss. Vielleicht machen beide bald einem jener Protzenkästen Platz, wie sie so bösartig in die feingestimmten Straßenbilder der Promenaden-, Pranner- oder Theatinerstraße hineingespuckt haben? Das Haus zum Falken in Würzburg, die Böttingerschen Häuser in Bamberg, das Wespiensche Haus in Aachen und viele, viele andere zeigen das Rokoko in glücklichster Anwendung auf Privatbauten. Gurlitt hat mit schöner Wärme nachgewiesen, dass es ferner gerade diesem Stil vorbehalten war, die offene Frage der protestantischen Predigtkirche in Bährs Dresdener Frauenkirche meisterhaft zu lösen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Mode - Menschen und Moden im achtzehnten Jahrhundert
079. Daniel Chodowiecki, Gesellschaftsbild, 1754
080. Nattier, Mme. Anne Henriette de France, Tochter Ludwig XV., 1754
alle Kapitel sehen