Klopstock

Wie Öl ins Feuer so goss die Literatur von Zeit zu Zeit immer wieder neues wonniges Gift in die Herzen der Gefühlvollen. Klopstock riss durch den feurig leidenschaftlichen Schwung seiner Sprache, durch das Fremdartige seiner ungereimten Strophen die Seelen in die Höhe unbegreiflich erhabener Vorstellungen und füllte sie mit Idealen, weit ab von den ausgetretenen Pfaden der Alltäglichkeit.

Der Messias war das erste Werk der deutschen schönen Literatur, das ein lautes Echo in ganz Deutschland weckte. Es gab den Lesern etwas Höheres, als sie bis dahin je empfangen hatten. Er wirkte mit der Kraft eines Elementarereignisses, das alles mit sich fortreißt. So voll waren die Köpfe davon, dass die Synode in Magdeburg unter dem Vorsitz des Hofpredigers Sack einmütig beschloss, dass die eine Hauptfigur der Dichtung, der gefallene Engel Abbadonna unbedingt selig werden müsse, und in Wahrheit und Dichtung teilt Goethe etwas von der Wirkung des Buches in der Kinderstube mit, als er und Cornelia das verzweifelnde Gespräch zwischen Satan und Adramelech mit verteilten Rollen aufsagen und durch ihre Leidenschaft eine tragikomische Katastrophe herbeiführen.


Aus den Gebieten des Übersinnlichen führten dann Richardsons Romane, die in aller Hand waren, die Gemüter der Exaltierten wieder in die bürgerliche Sphäre sanften Empfindens zurück, wo sie mit Clarissa und Pamela, mit Grandison und Lovelace schwärmen durften, um sich bald darauf von Ossian mit der schmerzlichen Süßigkeit einer nebelhaften Schwermut durchschauern zu lassen, um schließlich durch den Werther vollends um Vernunft und Besinnung gebracht zu werden.