Mendelssohn und Lessing als Begründer der Reformation im Judentum

Autor: Ritter, Immanuel Heinrich Dr. (1825-1890) deutscher Rabbiner, Historiker, Bauautor und Übersetzer, Erscheinungsjahr: 1858
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Geschichte der Reformation des Judentums, Mendelssohn, Lessing, Religion, Glauben, Christentum
Man hat in neuerer Zeit die unvergleichlichen Verdienste Lessings um die Selbsterhebung des deutschen Geistes und um die Förderung der deutschen Literatur genau und unparteiisch geschützt und nach ihrem wahren Werte angesetzt. Auch Mendelssohn, der halbvergessene, ist bei solchen Untersuchungen wieder ans Licht getreten und ihm das Accessit neben Lessing, welches er fast verloren hatte, aufs Neue bestätigt worden. Dabei hat man den Einfluss bestimmter nachgewiesen, welchen beide Männer auf gewisse Gestaltungen in unserer späteren Literatur geübt. Man wies es geschichtlich nach, wie der eine die große und schwere Arbeit übernommen den Boden des neuen Jahrhunderts für das nachkommende Geschlecht kämpfend zu erobern und zu ordnen, aber auch der andre, bei dem bescheideneren und leichtern Geschäfte eines Sämanns, bleibende Verdienste um die Früchte der Folgezeit sich erwarb; dass, wenn die Dichtung seit Goethe und Schiller nur auf dem von Lessing bereiteten Boden Fuß fassen konnte, die reiche Ernte der philosophischen Schule Kants zum Teil wenigstens auf die Samenlegung Mendelssohns zurückzuführen ist. [Aus dem Vorwort]

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Ebenso sind in Bezug auf das wichtigste menschliche Interesse, das religiöse, die Arbeiten beider näher angesehen und in mancherlei Hinsicht als die grundlegenden für das moderne Bewusstsein erkannt worden. Doch ist nach dieser Richtung hin eine Lücke geblieben. Das Judentum nämlich und seine inneren Bewegungen seit dem vorigen Jahrhundert haben bei dieser sonst eingänglicheren und nach Gerechtigkeit strebenden Weise keine Betrachtnahme gefunden. Mendelssohns Verdienste um das Judentum sind zwar in Bausch und Bogen betrachtet längst Gegenstand der allgemeinen Anerkennung und besonders der Geschichtsschreiber desselben; aber auf eine spezielle Erörterung ist man auch bei ihm nicht eingegangen. Lessing hingegen hat man sich gar nicht veranlasst gesehen in ein geschichtliches Verhältnis zu der inneren Entwickelung dieser Religion zu sehen. Und doch ist hier die Einwirkung beider noch weit ersichtlicher als auf den übrigen Gebieten des neuen deutschen Geisteslebens. Müssen auf den letzteren die Fäden des Zusammenhangs mit jenen Männern erst sorgfältig und mit Vorsicht bloßgelegt werden, so treten sie fast von selbst hervor, wenn man deren religiöse Grundsätze mit denen des reformierten Judentums vergleicht. [Aus dem Vorwort]

Mendelssohn, Moses (1729-1786) deutscher Philosoph der Aufklärung und Wegbereiter der Bildung der Juden

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Lessing, Gotthold Ephraim (1729-1781) bedeutender Dichter der deutschen Aufklärung

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Maimonides, Moses (1135-1204) juedischer Gelehrter, Philosoph und Arzt

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