Menasse ben Israels Rettung der Juden

Autor: Menasseh ben Israel (1604 - 1657) portugiesischer Jude, Diplomat, Schriftsteller, Drucker, Erscheinungsjahr: 1919
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Manasse ben Israel, Mendelssohn, Rettung der Juden, Cromwell, Ansiedlung, Brittische Inseln, Mittelalter, Judenfeindschaft, Judentum, Verleumdung, Anklage, Verführung, Wahrheit
Aus dem Englischen übersetzt von
Moses Mendelssohn 1782
Vorwort.

In heutigen Tagen Mendelssohns Übertragung von des Manasse ben Israel „Rettung der Juden“ neu zu drucken, schien aus mehr als einem Grunde wünschenswert.

Manasse ben Israel war zu Cromwells Zeiten Rabbiner zweiten Grades in Amsterdam, dem eine besondere Tiefe des Geistes abgehen mochte, der aber mit außerordentlichem Temperament, unleugbarem Geschick und bewundernswerter Ausdauer sich der Arbeit für sein politisches Ideal hingab: den Juden die Erlaubnis zur Ansiedlung auf der britischen Insel zu erwirken. Als er trotz der überschwänglichen Verehrung, die von manchen puritanischen Kreisen von der Bibel auch auf das Volk der Bibel übertragen wurde, hartnäckigem Widerstand begegnete, der in mannigfachen Streitschriften zum Ausdruck kam, verfasste er dieses ursprünglich unter dem Namen „Vindiciae Judaeorum“ bekannte Sendschreiben. Es hatte damals den Erfolg, der mehr oder weniger allen Versuchen geworden ist, die darauf ausgingen, eine Ehrenrettung der Juden dem Vorurteil der Völker gegenüber durchzusetzen, man erkannte es in der Theorie an und verwarf es in der Praxis. Jedenfalls ist damals den Juden nur ein Hintertürchen nach England geöffnet worden.

Angesichts der neu erwachenden Judenfeindschaft diese Schrift des „Riessers des Mittelalters“ zu lesen, hat mehr als einen Reiz. Einmal dürfte sie in dem heutigen Geschlecht die Empfindung dafür wachrufen, wie früh der Kampf um Emanzipation bereits begonnen hat, und wie wenig er im Grunde bis heute fruchtete. Dann aber wird nicht wenigen jüdischen Lesern der Inhalt dieses Sendschreibens so neu und unbekannt sein, wie denen, an die es ursprünglich gerichtet war. Und da die Anklagen gegen das Judentum sich zwar in der Form teilweise geändert haben, in ihrem Wesen aber die gleichen geblieben sind, so wird die Verteidigung des Manasse ben Israel auch heute noch ein kleines apologetisches Arsenal abgeben für diejenigen, die vor sich selbst oder vor der Umwelt das Bedürfnis nach einer neuerlichen „Rettung der Juden“ empfinden.

Endlich aber sei daran erinnert, dass die Schrift des Manasse ben Israel sicherlich das Ihre dazu beigetragen hat, um im Puritanismus jene Grundstimmung der englischen Religiosität zu schaffen, aus der letzten Endes das Interesse Englands an Palästina und an der Verwirklichung des Zionismus zu großem Teile zu erklären sein dürfte. Cromwell selbst hat das Wort geprägt: „The Holy Land for the Holy People“, — das Heilige Land dem heiligen Volk! — und der Glaube des Engländers, ein Sohn der verschollenen zehn Stämme Israels zu sein, schafft noch heute jener englischen Politik einen Rückhalt im Volke, die von Uganda zur Deklaration Balfours geführt hat.

Im Lichte historischer Betrachtung gewinnt Manasse ben Israels „Rettung der Juden“ fast den Reiz der Aktuellität.

C. Z. Klötzel

Menasseh ben Israel (1604 - 1657) portugiesischer Jude, Diplomat, Schriftsteller, Drucker und Verleger.

Menasseh ben Israel (1604 - 1657) portugiesischer Jude, Diplomat, Schriftsteller, Drucker und Verleger.