Weitere Intrigen

„Sie haben in der Meinung Seiner Majestät an Boden gewonnen, aber es ist noch nicht alles in Ordnung. Seine Majestät sagte zu mir, als wir von Ihnen sprachen: ,Ich kann bei ihm niemals meinen Willen durchsetzen.‘“

Ich: „Ich hoffe, daß dies ein einfacher Scherz von Seiten Seiner Majestät ist, denn er braucht mir doch nur in bestimmten Worten einen Befehl zu erteilen und ich muß ihn ausführen.“


Vernegues: „Ja, aber Sie sind ein wenig eigensinnig, haben immer Einwände zu machen.“

Ich: „Offenbar, weil man mir dieselben zu machen erlaubt und findet, daß sie auf Wahrheit beruhen.“

Armfeld: „Aber, mein Teurer, es handelt sich doch darum, sein Glück zu machen, und ich kann Ihnen im Voraus sagen, daß Sie nicht weit kommen werden. Sie haben ein Beispiel an Karazin, was hat er gewonnen? Er wollte auch den Moralisten spielen, allerdings unter andern Umständen; er wollte ändern, aber es war schon zu spät dazu. Sagen Sie mir doch, bitte, warum ergreifen Sie mit solcher Wärme für Ssperanski und Balaschow Partei?“

Ich: „Herr Graf! Heißt das für jemand Partei ergreifen, wenn man die törichtsten und unglaublichsten Verleumdungen zurückweist? Würde es nicht besser sein, offen anzugreifen? Was Balaschow anbetrifft, so ist er mein Vorgesetzter; was habe ich für eine Not, über einen Menschen herzufallen, der sich selbst durch die albernsten Denunziationen unmöglich macht? Was würden Sie sagen, wenn man Sie verleumdete und ich noch Öl ins Feuer gießen wollte.“

Armfeld: „Sie wollen jemand retten, ohne daran zu denken, daß das auf Sie zurückfällt. Sie werden keinen retten und sich Ihre Karriere verderben.“

Ich: ,,Ich wünsche nur eins, meinen Grundsätzen gemäß zu handeln. Die Folgen gehen mich nichts an, da sie nicht von mir abhängen.“

Armfeld zu Vernegues: „Sie sehen, daß da nichts zu machen ist.“

Vernegues: „Herr Graf! Er kann nicht mehr sein Benehmen ändern, sonst würde er sich in den Augen des Kaisers vergeben.“

Armfeld zu mir: „Ich glaube, daß Seine Majestät Sie heute abend oder morgen rufen lassen wird. Balaschow hat ihm einen unanfechtbaren Beweis für den Treubruch Ssperanskis geliefert und Sie werden nichts mehr dagegen zu sagen haben. Adieu!“

Verwegnes: „Merken Sie sich das gut, mein Teurer! Um bei den Monarchen sein Glück zu machen, muß man es ihnen nicht zeigen, daß man mehr Tugend besitzt, als sie selbst, und muß sogar eine schwache Seite hervorkehren, um sie glauben zu machen, daß sie uns übertreffen.“

Mein Gott! dachte ich, wenn diese pfiffigen Leute recht haben, so bewahrheitet sich das russische Sprichwort: „Nahe dem Kaiser heißt dem Feuer nahe sein.“