Wechselnde Stellungen

Nach Moskau zurückgekehrt, reichte ich ein Abschiedsgesuch ein. Ein ganzes Jahr lang gab man mir keinen Abschied; schließlich suchte der Moskausche Postdirektor K. mich in meiner Privatwohnung auf; er diente im Ressort desselben Ministeriums und machte mir im Namen des Ministers den Vorschlag, beim Postamt einzutreten, wo ich dasselbe Gehalt beziehen würde, wie in der Apanagenverwaltung; auch würde letztere mir ein Jahresgehalt auszahlen; außerdem versprach er mir im Postamt Dienstwohnung und Beheizung, was ich übrigens nicht erhielt. Ohne einen Betrug zu ahnen, ging ich doch nicht darauf ein, erfuhr aber plötzlich, daß ich unter den im Postamt dienenden Beamten verzeichnet stünde. Zum Glück hörte ich, dank meiner Bekanntschaft mit dem Rektor der Moskauschen Universität T., davon, daß auf allerhöchsten Befehl ein Beamter ausfindig gemacht werden sollte, der öffentliche Vorlesungen über Taktik halten könnte, ein Major K. d' A. hätte sich gemeldet und der und der Tag sei für seine Probevorlesung angesetzt. Ich bat T., auch für mich eine Probevorlesung anzusetzen, nachdem der Major K. d' A. die seinige gehalten. Auf eine Benachrichtigung seitens des Rektors hin erschien ich an dem festgesetzten Tage. So waren alle Professoren anwesend; von sonstigen Zuhörern waren da J. J. Dimitrijew, N. M. Karamzin, Fürst A. J. Wjäzemski, Ober-Polizeimeister Balaschow, einige Militärpersonen, Stabs- und Ober-Offiziere, und einige Studenten.

Kurator der Moskauschen Universität war damals M. N. Nurawjew. Beide Vorlesungen wurden ihm zugeschickt. Die meinigen wurden der Annahme gewürdigt und befohlen, jede einzelne meiner Vorlesungen, sauber umgeschrieben, nach Petersburg einzusenden.


Einige Zeit darauf wurde ich auch selbst nach Petersburg berufen und dem General-Adjutanten Fürst P. M. Wolkonski beigegeben, welcher damals mit dem Grafen Lieven das Kriegsportefeuille teilte, denn einen Kriegsminister gab es noch nicht. Dies dauerte nicht lange, Graf Lieven kam als Gesandter nach London, der Fürst Peter Michailowitsch aber erhielt den Auftrag Westeuropa zu bereisen. Mir wurde der Befehl zu teil, ihn auf dieser Reise zu begleiten. Sehr unangenehm war es mir hierbei, daß überall, wo der Fürst sich nur vorstellte, allgemein angenommen wurde, ich sei ihm als Berater beigegeben. Dies hatte eine gewisse Kühle im Verhalten des Fürsten zur Folge. Schließlich trat in Berlin ein Fall ein, der den Fürsten geradezu gegen mich erbitterte.