Vor der Leiche des Kaisers

Wir näherten uns dem Schlafgemach, vor dessen Tür zwei Schildwachen vom Ssemjonowschen Regiment standen. Wir traten ein ... die Leiche des Kaisers lag starr da. Ich konnte mich nicht der Tränen enthalten, sprach bei mir ein leises Gebet und drückte einen Kuss aus die Hand des entschlafenen Monarchen ... dann eilte ich aus dem Zimmer. Auf der Treppe begegnete ich Personen, welche die Weisung erhalten hatten, gemeinsam mit den Doktoren die Leiche des Kaisers aufzubahren. — um zehn Uhr morgens begab ich mich ins Winterpalais. Hier waren fast alle Säle voll von Militär- und Zivilbeamten. Im ersten Saal erblickte ich Arkadji Aleksejewitsch Sstolypin mit Ssperanski, Arm in Arm gehend, den ich hier zum erstenmal sah. Mitten im Saale hörte man einige Offiziere ihre Freude darüber äußern, daß man nach alter Art Fracks und runde Hüte tragen werde. Ich trat in den zweiten Saal. Hier saß Graf N. A. Zubow am Kamin, vor ihm stand Fürst Jaschwil. Sie waren von einigen der Persönlichkeiten umgeben, welche ich am Abend vorher beim Grafen Pahlen gesehen hatte. Laut sagte Zubow zu Jaschwil. . . aber ich wandte mich ab, begab mich in den ersten Saal zurück und erblickte den Großfürsten Konstantin Pawlowitsch, welcher, mit der Lorgnette [bügellose, an einem Stil vor die zu haltende Brille] in der Hand, in der Tür stand und unverwandt auf die um den Kamin Sitzenden blickte; scheinbar für sich, aber deutlich vernehmbar, sagte er: „Ich würde sie alle hängen lassen.“ Mit diesen Worten kehrte er in den ersten Saal zurück und ich folgte ihm. Hier hatte schon die Vereidigung begonnen und alle gaben, einer nach dem andern, ihre Unterschrift. Plötzlich verstummte der Lärm und das Gerede, General Uwarow erschien mit dem Thronfolger, ihm den Weg durch die Menge bahnend. Der neue Kaiser ging langsam, seine Kniee schienen einzusinken, sein Haupthaar war ausgelöst, seine Augen verweint; er blickte gerade vor sich hin, den Kopf von Zeit zu Zeit, wie zum Gruße, neigend; sein Gang, seine ganze Haltung ließen einen Menschen erkennen, der vom Schmerz gebeugt und von dem unerwarteten Schicksalsschlage schwer getroffen war. . . . Inmitten der freudigen Stimmung, welche unter allen Ständen herrichte, war Alexander der einzige Traurige ... der Anblick des betrübten Kaisersohnes gewann ihm aller Herzen. Als die Beerdigung beendet war, gingen alle auseinander.