Vor Napoleons Einrücken

Ich ging nach Hause und ließ einen Wagen anspannen; hier erwartete mich eine Stafette aus Kowno mit der Meldung, daß Napoleon dort mit seiner ganzen Armee überzusetzen begonnen hatte.

Ich kehrte zurück, um das dem Kaiser zu melden.


,,Ich habe das erwartet,“ erwiderte der Kaiser, „aber der Ball findet dennoch statt.“

Ich beeilte mich, diese Nachricht Benningsen zu überbringen. Und wirklich, wahrend alle tanzten, vollführte Napoleon den Übergang und hielt seinen Einzug in unser Land.

Es ist nicht meine Sache, den Krieg vom Jahre 1812 zu beschreiben; außerdem ist er schon von vielen beschrieben worden, auch auf kaiserlichen Befehl; das wäre nur eine Wiederholung. Ich werde mich darauf beschränken, was auf das Gebiet meiner speziellen Tätigkeit, der Kriegspolizei, Bezug hat. An dieser Stelle erachte ich es für nötig, mein Gespräch mit Barkley mitzuteilen. Noch vor dem Balle sagte er zu mir: „Der Kaiser hat Benningsen den Oberbefehl über die Armee angetragen; er hat aber abgelehnt. Der Kaiser verlangt von mir dringend, ich solle den Oberbefehl übernehmen; was meinen Sie dazu?“

„Mir scheint es, daß Benningsen sehr vernünftig gehandelt hat; die russischen Truppen in der Landessprache zu befehligen und einen ausländischen Namen zu führen, ist nicht vorteilhaft. Benningens hat das erfahren; ich möchte meinen, daß auch Eure hohe Exzellenz gut daran täten, seinem Beispiel zu folgen.“

„Aber der Kaiser verlangt es; wie kann ich es abschlagen?“ antwortete Barkley.

„Benningsen hat es getan, also kann Eure hohe Exzellenz es gleichfalls tun; übrigens hängt das ganz von Ihrem Ermessen ab.“

Ich weiß nicht, ob meine offene Sprache eine günstige Aufnahme fand; obgleich Barkley augenscheinlich schwankte, so ermunterten ihn doch alle klugen Leute aus seiner Umgebung zu dieser Heldentat, da sie von ihm große Vorteile erwarteten.