Sanglen und Barklay

Trotz aller faschen Berichte ist Russland Barkley gegenüber zu Dank verpflichtet; die übrige Armee wurde durch ihn gerettet, und wenn wir keine völlige Niederlage erlitten, so ist es nur sein Verdienst.

Hier muß ich einen auf mich bezüglichen Umstand erwähnen. Am 25. August 1812, am Vorabend der Schlacht bei Borodino, ließ Kutuzow mich rufen und befahl mir, sämtliche Gepäckwagen der Offiziere zu verbrennen. Ich erlaubte mir darauf hinzuweisen, daß je sieben bis acht Offiziere sich zusammengetan und einen gemeinsamen Wagen nebst Pferd für den Transport von Proviant und Gepäck angeschafft hätten; ob Seine Durchlaucht nicht erlauben würde, diese Fuhrwerke mit der „Wagenburg“ nach Moshaisk zu schicken.


„Ich habe Sie nicht dazu rufen lassen, um mir von Ihnen einen Rat erteilen, sondern um meine Befehle ausführen zu lassen; ich werde jemand anders damit beauftragen!“

Ich verneigte mich zum Zeichen meiner Dankbarkeit und ging. Der Ulanenoberst Alexander Schuljgin wurde für diese rühmliche Aufgabe ausersehen und vollzog den Befehl. Nach der Schlacht bei Borodino wandten wir uns nach Moshaisk, wo sich bereits unsre „Wagenburg“ befand. Da ich dem Kriegsministerium zugezählt war, so bat ich Barkley, alle Ämter in der Armee niederlegen zu dürfen, was auch mit seiner Erlaubnis gleich geschah; denn die Intrigen gegen Barkley machten es auch mir unmöglich, in meiner Stellung zu verbleiben.

Diesen Entschluß hatte ich gerade im rechten Augenblick gefaßt, denn nach Erlassung des Ukases über die Ernennung des Fürsten Gortschakow zum Kriegsminister wäre ich damit zu spät gekommen.

In Moshaisk ließ Barklay mich zu sich rufen und sagte zu mir mit Tränen in den Augen: „Ich habe Zakrewski, Kamenski und noch andre, denen ich viel Gutes getan, gebeten, nach Petersburg zu reisen, um meine Depeschen dem Kaiser zu überbringen, aber alle haben es mir abgeschlagen; in meinem unverschuldeten Unglück haben mich alle im Stich gelassen.“

Mir tat der alte Mann leid und ich antwortete ihm: „Ich bin zwar Eurer Hohen Exzellenz in dienstlicher Beziehung zu keinem besonderen Dank verpflichtet, aber da ich sehe, wie sehr es Ihnen daran gelegen sein muß, daß Ihre Depeschen dem Kaiser eingehändigt werden, so bin ich bereit, Ihren Wunsch zu erfüllen.“

Barklay umarmte mich, indem er sagte: „Warum habe ich Sie nicht früher kennen gelernt!“