Misstrauen

Aber ich war schon in Hitze geraten und fügte hinzu: „Ich könnte Ssperanski dessen beschuldigen, daß er sich mit fremden Angelegenheiten befasst; denn die neu eingeführten Ministerien à la Française, à l'Anglaise, à la Suisse haben auf russischem Boden noch nicht Wurzel geschlagen und werden es auch noch lange nicht tun; ihn aber in eine Verleumdung zu verwickeln, finde ich unpassend, unedel, gemein.“

Der Kaiser nahm mich bei der Hand und antwortete: „Ihre Grundsätze gereichen Ihnen zur Ehre, und deshalb verzeihe ich Ihnen diese edle Zornesaufwallung. Aussi vous ai-je attaqué! Sie kennen aber die Menschen nicht; Sie wissen nicht, wie schwarz ihre Seelen sind, wie undankbar sie sind, und wie sie es verstehen, unser Vertrauen zu missbrauchen. Wozu brauchte Ssperanski mit dem Polizeiminister in Verbindung zu treten? Er besaß mein Vertrauen in so hohem Grade, wie es weder Balaschow, noch vielleicht sonst jemand gelingen wird, es zu besitzen. Der eine ist ein alberner Intrigant, wie ich jetzt sehe; der andre ist gescheit; aber Verstand sowohl wie Intrige können gefährlich werden.“


Ich schwieg. Der Kaiser ließ Tee geben und bewirtete mich. Er scherzte viel; von Armfeld sagte er: „Der plagt sich ab, sucht sich gefällig zu erweisen, um für die Mitgift seiner Stieftochter mir etwas abzuluchsen.“ Von Balaschow: „Dieser junge Mann hat einmal ein anrüchiges Haus besucht und aus der Straße vom Schutzmann Prügel bekommen.“ Von Vernigues: „C'est l'amant déclaré de Madame de comtesse T......“ Schließlich fügte er hinzu: »Il faut employer Bologowskoi pour les exterminer tous.“


Als der Kaiser mich entließ, befahl er mir, ihm in einem versiegelten Paket die von dem Berliner Oberpolizeimeister Gruner erhaltenen Statuten der Freimaurerlogen zu übersenden.