Ergebnisse

Viele meinen, Katharina hätte nur deshalb mit gutem Erfolge regiert, weil sie dem Geist des Zeitalters, welchem sie angehörte, sich anzupassen verstand. Das ist eine Beleidigung, eine Nichtachtung der großen Talente, die man ihr nicht absprechen kann. Verstand, Milde, Herzensgüte werden zu allen Zeiten gleichen Nutzen bringen; wenn auch im Laufe der Zeiten der helle Ruhmesglanz, der sie einst umstrahlte, ganz erlöschen sollte, ja, wenn die Geschichte ihrer Regierung nicht mehr erwähnen und alle Denkmäler jener Zeit von dem Angesicht der Erde verschwinden würden, ihr „Nakas“ wird dennoch bleiben. Er wird von der Erhabenheit ihrer Gesinnung Zeugnis ablegen und für die späteste Nachwelt als Richtschnur dienen. Es ist keine leere Schmeichelei, wenn Dershawin sagt:

„Nicht in des Kaiserthrones Herrlichkeit,
Auch in der Armut Niedrigkeit
Wär' sie eine große Frau!“


Leider aber scheint gerade das Glück, das Katharina ihren Untertanen schenkte, ihr späteres Elend verschuldet zu haben. Der Reichtum der Großen, ihre Macht, ihre verlockenden Beziehungen zum Throne, das reiche Maß von Freiheit, dessen sich namentlich der Adel zu erfreuen hatte, die Vorliebe für den Staatsdienst, der Ehrgeiz — riefen ein gewisses Rittertum ins Leben, dessen Geist nicht in der inneren Überzeugung von dem eigenen Werte, sondern in bloßen Äußerlichkeiten wurzelte. Das ganze herrliche, von Katharina geschaffene Staatsgebäude geriet ins Schwanken, sobald dem Staatsrock seine Goldpracht genommen wurde, als der Dienst Fleiß und Mühe erforderte, als der Stand der „großen Herren“ von seiner Höhe gestürzt wurde, kurz, als man den ganzen Flitterstaat aus den Augen entfernte. Wo ist dieses falsche Rittertum geblieben? Et presque tous les grands devinrent d'illustres nullités. Russland steht und fällt mit der Größe und Tüchtigkeit seiner Monarchen. Das hat Katharina bewiesen.