Ein Abschied

Die Frau Admiralin empfing mich mit den Worten: ...Voilà. encore une jolie page dans la vie de notre Empereur. Il faut fair venir Nikolachka.“ Das war der Kammerdiener des Admirals. In aller Eile packten wir alles Notwendige in die Koffer und sogar einiges Unnütze, was uns die augenblickliche Laune eingab, und schickten Nikolaschka mit einer Privatequipage voraus, die auf jeder Station den Admiral mit bereit gehaltenen Pferden erwarten sollte. Spät abends erschien der Feldjäger. Wir waren mit allen Vorbereitungen fertig, ich ließ dem Feldjäger Tee mit Rum reichen, ein Abendessen und verschiedene Weine vorsetzen, und er schlief schließlich fest ein, während er vorher zum unverzüglichen Aufbruch gedrängt hatte. Unser Zweck, Zeit zu gewinnen, war erreicht, und wir setzten uns zum Nachtmahl hin. Der Admiral und seine Gemahlin aßen wie gewöhnlich, und ersterer war so heiter, daß man glauben konnte, er habe eine Vergnügungsreise vor. Nach dem Souper bewog der Admiral seine Frau dazu, zur Ruhe zu gehen, wobei er ihr die Versicherung gab, nicht vor dem Morgen aufbrechen zu wollen, da er noch einiges Geschäftliche zu erledigen habe. In der Tat saß er noch lange in seinem Kabinett bei der Arbeit und verließ dasselbe erst um Mitternacht mit Briefen in der Hand. Er trat auf mich zu und sagte: „Das ist alles, was ich im Augenblick für sie tun kann. Sagen Sie ihr, daß Sie mich gefaßt und voller Vertrauen auf die Gerechtigkeit meines Monarchen gesehen haben. Diesen Brief hier,“ fügte er hinzu, „werde ich in das Schlafzimmer meiner Frau legen, ich gebe allen meinen Segen ...“ Weiter konnte er nicht sprechen. Man horte es durch, wie ihm die Stimme versagte. Bald darauf verabschiedete er sich und sagte voll Rührung: „Ich habe von den Meinigen Abschied genommen, sagen Sie meiner Frau, sie soll auf Gott und die Gerechtigkeit des Kaisers hoffen, mein Gewissen ist rein und ich bin ruhig. Lassen Sie den Feldjäger rufen. Diesen konnte man nur mit Mühe wach bekommen. Als er ins Zimmer trat, sagte der Admiral zu ihm: ,,.Ich bin bereit.“ — „Es ist hohe Zeit, Eure Hohe Exzellenz, ich danke für die Bewirtung.“ Der Admiral ließ sich seinen Pelz reichen und umarmte mich; ich schluchzte. „Partez demain,“ sagte er, „pour Moscou et tachez d'y trouver du service, les miens vous aideront. Adieu, mon cher.“ Wir stiegen die Treppe hinunter, alle seine Leute erwarteten ihn daselbst und küssten ihm die Hände. „Lebt wohl. Freunde, behütet Jekaterina Fedorowna und meine Kinder, laßt mich, laßt, es ist Zeit.“ Ich half ihm in den Wagen. „Leben Sie wohl,“ sagte er, aber aus diesem „leben Sie wohl“ hörte man heraus, wie schwer ihm ums Herz war.

Auch mir stand zu Hause dieselbe Szene bevor; ich hatte aus Liebe ein Mädchen aus guter Familie geheiratet und hatte schon einen Sohn. Am Morgen teilte ich meiner Frau alles mit und ließ ihr gar keine Zeit, sich ihrem Schmerz zu überlassen.


„Packen Sie eiligst alles Notwendige zusammen,“ sagte ich zu meiner Frau, „ich selbst gehe zur Frau Admiralin, um Abschied zu nehmen und ihr das letzte Lebewohl vom Admiral zu überbringen.“ Um sieben Uhr abends saß ich schon im Reisewagen, verließ, wie mir befohlen war, Reval, und zwar auf Nimmerwiedersehen, und reiste über Pskow (Pleskau) nach Moskau.