Die Reise nach Petersburg

Wir aßen zu Mittag und packten darauf meine Sachen ein; es war mir gelungen, meine ganze Familie zu beruhigen, außer meiner unvergeßlichen Tochter Barbara, die beim Abschied einen Ohnmachtsanfall bekam.

Wir machten uns im Schlitten des Feldjägers auf den Weg. Als wir bis zu meiner Mühle gekommen waren, sagte ich zu ihm: „Was tue ich? Ich bin hier der Gutsherr und fahre wie irgend ein Verbrecher. Wollen wir umkehren, ich werde meine Kibitke anspannen lassen und wir wollen darin ganz gemächlich bis zur ersten Station fahren. Weiter können Sie mich nach Ihrem Belieben befördern.“


Gesagt, getan, wir kehrten um. Ich wollte hiermit meiner Familie und den Landleuten, die sich versammelt hatten, zeigen, daß ich das Recht habe, nach meinem eigenen Ermessen zu verfahren. In Ssolnetschnaja Gora standen Pferde bereit und wir fuhren, nach Feldjägerart, im vollen Galopp ab.

Hier muß ich Herrn Wimmern volle Gerechtigkeit widerfahren lassen, er beruhigte mich wie seinen leiblichen Sohn; allen meinen launischen Wünschen, die ich mir absichtlich, um nicht den Mut zu verlieren, erlaubte, wußte er in liebenswürdiger Weise nachzukommen. Ich bin ihm für seine menschenfreundliche und nachsichtige Behandlung zu großem Danke verpflichtet. Wir wurden unterwegs gute Freunde. Er teilte mir mit, daß Graf Tschernyschew ihn zu sich habe rufen lassen und ihm im Namen des Kaisers den Befehl erteilt habe, mich mit der größten Höflichkeit zu behandeln, wobei er hinzufügte: „de Sanglen ist ein achtenswerter Mann“. Das gab mir neuen Mut, und ich zog Wimmern gegenüber liebenswürdigere Saiten auf.

Wir nahmen unsern Weg über Jaroslawlj, weil Zakrewski wegen der Cholera in Wyschnji Wolotschok sich unter Quarantäne befand. In Jaroslawlj ging es und eigentümlich. Im Gasthause weigerte sich der Wirt, uns ein Mittagessen zu geben, weil Wimmern ihm nicht meinen Namen, für den Rapport an Poltoratzky, nennen wollte. Wimmern kaufte Verschiedenes ein und wir speisten auf der ersten Station hinter Jaroslawlj.

Am dritten Tage gelangten wir nach Rybatzkaja um die Mittagszeit. Hier wurde gespeist. Nach dem Essen sagte ich zu Wimmern: „Ich glaube, es ist Zeit, daß wir aufbrechen.“

,,Ich habe Befehl, Sie in der Nacht nach Petersburg zu bringen.“

Ich wurde nachdenklich. „In der Nacht, warum das?“ fragte ich mich selbst und legte mich auf den Diwan nieder. „Ich werde einstweilen etwas schlafen,“ sagte ich, mich der Wand zukehrend, und überließ mich meinen Phantasien und Mutmaßungen, als ob das zu irgend etwas führen konnte. Allein ich gewann auf diese Weise meine Fassung wieder. „Gottes Wille geschehe,“ sagte ich zu mir und bat mir Tee mit Rum aus. Ich glaube, ich hätte um Champagner bitten können, und auch das wäre mir nicht abgeschlagen worden.