Die Entscheidung

Am 11. März 1812 wurde ich plötzlich des Morgens zum Kaiser beschieden.

„Es ist aus!“ sagte der Kaiser, „und so leid es mir auch tut, ich muß mich von Ssperanski trennen. Ich habe schon Balaschow den diesbezüglichen Auftrag erteilt, aber ich traue ihm nicht, und habe ihm deshalb befohlen, Sie mitzunehmen. Sie werden mir alle Einzelheiten über seine Abreise berichten.“


„Ich habe noch niemals mit solchen Abfertigungen etwas zu tun gehabt.“

„Im gegebenen Falle muß das schon so sein.“

„Gestatten mir Majestät, eine Gnade zu erbitten?“

„Nun, und was?“

„Balaschow steht Ssperanski und Magnitzki so nahe, daß er genötigt sein wird, gegen sie eine solche Nachsicht zu üben, wie sie, nach meinen Grundsätzen, ihnen nicht erwiesen werden darf. Dieser Umstand wird mich auf immer mit Balaschow verfeinden und ich werde mir einen mächtigen Feind erwerben.“

„Das geht Sie gar nichts an. Ich befehle es Ihnen; das ist um meinetwillen nötig, denn ich bin davon überzeugt, daß Sie nichts vor mir verheimlichen werden, übrigens lassen Sie Balaschow tun, was er will; mich aber werden Sie von allem, was da geschehe, benachrichtigen.“

„Ich füge mich dem Willen Eurer Majestät!“

„So ist es recht! Ich bin mit Ihnen zufrieden und als Beweis meines Zutrauens zu Ihnen will ich Ihnen mitteilen, daß ich Ssperanski gefragt habe, ob ich persönlich an dem bevorstehenden Krieg teilnehmen soll. Er hatte die Unverschämtheit, mir alle kriegerischen Talente Napoleons zu schildern und daraufhin zu raten, eine Bojarenversammlung einzuberufen, dieser die Führung des Krieges zu überlassen und selbst in den Hintergrund zu treten. Was bin ich denn? Eine Null? Hieraus sehe ich, daß er die Selbstherrschaft zu untergraben gesucht, die ich ungeschmälert meinen Erben zu überliefern verpflichtet bin. Balaschow wird Sie benachrichtigen, wann Sie fahren sollen. Sorgen Sie dafür, daß ich alles erfahre. Leben Sie wohl!“ Kaum war ich bis zur Tür gegangen, als der Kaiser mich zurückrief. „Niemand darf etwas davon wissen, denn Ssperanski und Magnitzki ahnen nichts.“