Die Audienz beim Kaiser

Unterwegs sagte der Graf zu mir: „Der Kaiser ist sehr betrübt über die Übergabe Moskaus; war es denn wirklich nicht möglich, dem Feinde Widerstand zu leisten?“

„Die Armee ist nicht weniger betrübt darüber,“ antwortete ich, „aber nachdem Kutuzow uns bei Filji hatte Stellung nehmen lassen, blieb nichts andres übrig, als Moskau zu übergeben.“


Ich betrat mit dem Grasen wiederum das Zimmer der Generaladjutanten. Araktschejew sagte zu mir: „Warten Sie hier ein wenig,“ kehrte aber bald darauf zurück und wandte sich, die Tür öffnend, zu mir mit den Worten: „Bitte, gehen Sie zum Kaiser.“

Ich trat ein.

Der Kaiser stand in der Mitte des Gemachs, an seinen Schreibtisch gelehnt; als er mich sah, sagte er: „Glauben Sie, daß es für Sie kein Sibirien gibt?“

„Für den Unschuldigen gibt es kein Sibirien, Majestät!“

Der Kaiser sagte, die Stirne runzelnd: ,,Ihr habt euch ausgezeichnet, meine Herren!“

„Schuld ist vielleicht der Oberfeldherr, wir aber haben, Majestät, unser Leben wie der letzte Soldat in die Schanzen geschlagen.“

„Der Bericht Kutuzows über die Schlacht bei Borodino ist mir nicht ganz klar; können Sie mir nicht über einiges Aufklärung geben?“

Ich begann meine Erzählung und fügte nach Schluß derselben hinzu: „Barkley hat mir aufgetragen, Eurer Majestät zu melden, daß wenn er nicht auf dem Platze geblieben, die Schuld nicht an ihm liege, er sei überall der erste gewesen.“

„Schreiben Sie mir das auf, was Sie mir über die Schlacht von Borodino erzählt haben, aber behalten Sie dabei das unreine nicht bei sich. . . . Warum sind Sie nicht bei der Armee geblieben, obgleich Kutuzow Sie zweimal zum Bleiben ermahnt?“

„Einmal, Majestät!“ und ich teilte ihm meine Antwort mit. „Barklay, der in seinem Unglück von allen denjenigen, die von ihm Gutes erfahren hatten, im Stiche gelassen war, tat mir leid.“

Der Kaiser klopfte mir auf die Schulter und sagte: „Du bist immer noch der alte.“ Er schellte, ließ den Grafen Schuwalow rufen und sagte zu diesem: „Bringe ihn zum Fürsten Gortschakow, sage, daß er bei ihm bleiben muß.“ Wir fuhren in einer Hofequipage zum Fürsten Gortschakow. Dieser erzählte mir später, er habe sich erschreckt, da er glaubte, man habe mich zu ihm gebracht, um mich nach Sibirien zu expedieren.