Der zweite Brief an Nicolaus

Im zweiten Teil des Briefes sprach ich von meinem Dienst und meinem Charakter. Die hierher gehörigen Papiere sind: die Übergabe der Akten an den Chef des Generalstabes gegen eine vom Kanzleidirektor des Generalstabes, Fürsten Menschikow, ausgestellte Quittung; hierauf die Instruktion für meine ehemalige wirkliche Stellung als Direktor der Zentralkanzlei, alle meine andern Obliegenheiten dienten nur als Deckmantel für dieses mein eigentliches Amt; dasselbe zerfiel in zwei Teile: erstens: der vor dem Minister geheim gehaltene gehörte dem Kaiser; zweitens: derjenige des Kriegsministers ist im Original dem Chef des Generalstabs übergeben; eine Kopie des letzten mich betreffenden Ukases. Alle Attestate über meine dienstlichen Stellungen. Eine kurze Auseinandersetzung meiner Ansicht über die oberste Polizei, nach der ich mich auf Befehl des Kaisers zu richten hatte; hierzu wagte ich noch zwei Papiere hinzuzufügen, die als Beweis für meine Sorgfalt um das Wohl des Nächsten auch auf dem Lande dienen sollten. Schließlich noch ein Dankesschreiben des Komitees für meine Mühewaltungen während der im Kreise herrschenden Choleragefahr, von welcher er verschont blieb. Alle diese Papiere legen über mein dienstliches Verhalten und meinen Charakter Zeugnis ab. Der Lieutenant des Feldjägercorps. Wimmern, kann es bezeugen, daß meine Leute Tränen der Verzweiflung vergossen, als sie mich mit dem Feldjäger abfahren sahen und ihren Wohltäter zu verlieren befürchteten.

Im dritten Teil meines Briefes wagte ich es, den Wunsch auszusprechen, mit den für mich unschätzbaren, von der Hand meines Kaisers herrührenden Schriftstücken meine gute Sache vor dem erhabenen Angesicht meines Monarchen vertreten zu dürfen. Es sind das einige Schreiben des Kaisers, die mir von ihm überlassen wurden und die für mich einen großen Wert haben, weil sie zum Teil beweiskräftig sind für die Beziehungen, in welche ich vom Kaiser gestellt war. Hierzu füge ich noch mein Gutachten über die Ministerien, das ich auf Wunsch des Kaisers abgegeben und zwar in Veranlassung eines längeren Gesprächs über die Mängel dieser Einrichtung. Alle Notizen stammen von der Hand des Kaisers. Infolgedessen wurde nur das Polizeiministerium aufgehoben, und die Übergabe der Geschäfte an den Grafen Araktschejew brachte die Ausführung der weiteren, mir bekannten Absichten des Kaisers zum Stillstand. Der erste Teil und der Schluß meines alleruntertänigsten Briefes enthalten, kurz zusammengefasst, den Hinweg darauf, daß in jetziger Zeit ein jeder Mensch, der sich billigerweise fähig fühlt, dem allgemeinen Wohl einen wirklichen Dienst zu erweisen, diese seine Fähigkeiten, auch auf die Gefahr hin, abgewiesen zu werden, zur Verfügung stellen und mit aller Offenheit darauf hinweisen muß, was in der Folge Schaden bringen kann. Hier breche ich ab: „Es gibt Dinge, Majestät, die das Eigentum der Herrscher bilden, über sie mit andern zu sprechen, über sie zu schreiben, ist nicht angebracht. Die geheime, gründliche Erwägung der Dinge und energisches Handeln sind die einzigen Mittel, um die Festigkeit des Staates zu erzielen. Indem ich alles auf den Wunsch eurer Majestät Ihnen zu Füßen lege, bedeute ich es schmerzlich, daß die Papiere nicht von einer Auseinandersetzung der Gründe begleitet sein dürfen, die ihr entstehen veranlaßt haben. Das sind nur tote Buchstaben. Der Geist, das Leben derselben waren Meinungsäußerungen des Kaisers. Indem ich den heiligen Willen Eurer Kaiserlichen Hoheit erfülle, erdreiste ich mich. Euer Majestät unter Tränen zu bitten, mich den Meinigen wiedergeben zu lassen, die ich in der schmerzlichen Sorge um mein Schicksal habe zurücklassen müssen, Einen braven Bürger und treuen Sohn des Vaterlandes erkennt man daran, ob er ein guter Familienvater ist. Mit tiefster Ehrfurcht habe ich das Glück, zu sein, Allergnädigster Herr und Kaiser, eurer Kaiserlichen Majestät treuuntertäniger Jakob de Sanglen.“