Das Ziel der Intrige

Ich: „Danke bestens! Sie und der Graf lassen mich Blindekuh spielen, ohne daß jemand mir zürnst: ,Feuer, Achtung!‘ und ich befinde mich an einem Abgrund!“

Vernegues: „Mein Gott, so gedulden Sie sich doch! Ich will Ihnen ein Geheimnis anvertrauen: Es wird eine große Umwälzung geben. Russland wird gerettet werden, und wir sind es, die sich dessen werden rühmen können, daran beteiligt zu sein.“


Ich: „Russland wird gerettet werden, aber wo ist denn die Gefahr?“

Vernegues: „Warten Sie die Lösung ab. Zwei Feinde Russlande werden stürzen und mit ihnen Napoleon. Das Jahr 1812 wird ein denkwürdiges Jahr in den Annalen Russlands sein.“

Ich: „Sie überschütten mich mit einer Menge von Ideen, die mich verwirren, und ich weiß nicht, wie ich mich da zurechtfinden soll, übrigens bin ich in der Karriere, die Sie mir eröffnet haben, gleich bei den ersten Schritten gestrauchelt; denn der Graf hat mir ausdrücklich mitgeteilt, der Kaiser würde mich nicht mehr rufen lassen.“

Vernegues: „Wie! Das hat er Jhnen gesagt?“ Er wurde nachdenklich und fügte hinzu: „Sagen Sie niemand ein Wort von dem Geheimnis, das ich Ihnen anvertraut.“

Ich: „Sie können dessen sicher sein, daß es aufs strengste bewahrt bleiben wird, denn es wäre mir sehr schwer ein Geheimnis zu verraten, das ich selbst nicht begreife.“ —

Wir verabschiedeten uns von einander; aber dieses Gespräch lüftete ein wenig den geheimnisvollen Schleier, welcher die Zukunft verhüllte; wer sind aber diese beiden Feinde Russlands? Etwa Ssperanski und Balaschow? Und wie sehr sieht alles dies einem Komplott ähnlich! Aber gegen wen? Gewiß gegen Napoleon. Wozu aber Ssperanski und Balaschow?

Das diplomatische Intrigenspiel ist aber ein Gebiet, auf dem sich Armfeld bei verschiedenen europäischen Höfen ausgezeichnet hat. Vernegues und Armfeld agitierten folglich für die Bourbonen.

Am Tage darauf war ich abends beim Minister, um ihm Vortrag zu halten; ich bemerkte, daß er nicht bei der Sache war. Ich wollte mich schon entfernen, aber der Minister befahl mir, noch ein wenig zu warten, und nachdem er einige Augenblicke geschwiegen, sagte er zu mir:

„Ich befinde mich in einer eigentümlichen Lage; Ssperanski ist dem Kaiser verdächtig geworden. Letzterer, welcher mir alle seine Geheimnisse anvertraut, hat mir befohlen, auf jenen ein wachsames Auge zu haben. Schließlich wünschte er, ich sollte mit Ssperanski näher bekannt werden und seine Ansicht über den Kaiser und anderes auskundschaften. Ich habe seinen Willen erfüllt, bin bei Ssperanski gewesen und habe mündlich gemeldet, was ich gesehen und gehört. Der Monarch war sehr zufrieden und befahl alles schriftlich auseinanderzusetzen.“