Borodino

Wir retirierten in Eilmärschen bis Tzarewo Zaimischtsche, wo Fürst Kutuzow zu uns stieß. Für seinen Empfang war ein Bataillon Leibgrenadiere aufmarschiert. Als der Fürst aus dem Wagen stieg und diese schmucken Leute erblickte, sagte er: „Und mit solchen Soldaten weicht man vor dem Feinde zurück!“ Diese Worte erregten allgemeine Freude; alle dachten: „Nun werden wir endlich einmal vorwärts marschieren!“ Aber um Mitternacht erhielt man Befehl, dreißig Werst rückwärts zu marschieren. Es hereichte eine schreckliche Verwirrung; das Heer marschierte nicht mehr in so guter Ordnung wie früher, so daß Jermolow sich veranlaßt fühlte zu bemerken: „Unter Barkley war mehr Ordnung.“ Dieser Intrigant sann schon wieder auf neue Intrigen. Der Kaiser pflegte von ihm zu sagen: „Noir comme le diable, mais tout autant de moyens.“ In dieser Unordnung erreichten wir das Kolotzkische Kloster. Kutuzow gab hier Befehl, eine starke Position ausfindig zu machen, um daselbst dem Feinde Widerstand zu leisten. Die für diesen Zweck Ausgesandten wählten das Terrain bei Borodino. Barkley war gegen diese Stellung und fand das Kolotzkische Kloster geeigneter, weil die Franzosen hier vorn Wasser abgeschnitten sein würden; aber dieser wohlgemeinte Rat wurde nicht akzeptiert, nur deshalb, weil er von Barklay ausging. Ebenso wurde aus Opposition gegen Barkley die erste Armee bei Borodino auf dem rechten Flügel aufgestellt, wo sie durch den Fluss Kolotscha gedeckt war; die zweite dagegen, die schwächer war als die erste, stand auf dem linken Flügel. Als Barklay Kutuzow darauf aufmerksam machte und einen Angriff Napoleons auf den schwachen linken Flügel ankündigte, wollte Kutuzow nichts davon hören; als aber General Rajewski von einer Batterie des linken Flügels verdrängt worden war, führte Barkley, ohne dazu Befehl erhalten zu haben, das Corps Ostermann auf den linken Flügel und eroberte die Batterie zurück. Noch vor Beginn der Schlacht sagte Barklay zu mir: „Wozu wagt Kutuzow diese Schlacht? Moskau wird dadurch nicht gerettet werden, wohl aber werden wir große Verluste an Mannschaften haben, die man schonen müsste.“