Benningsens Ball

Plötzlich wurde ich zum Kaiser gerufen. Als ich ins Zimmer trat, sah ich ihn mit hastigen Schritten auf und nieder gehen; nachdem er mich bemerkt hatte, sagte er: „Meine General- und Flügeladjutanten haben mich um die Erlaubnis gebeten, mir auf dem Landsitz Benningsens einen Ball geben zu dürfen und haben zu diesem Zweck dort eine große, mit frischem Grün dekorierte Halle aufgeführt. Vor einer halben Stunde habe ich von einem unbekannten ein Schreiben erhalten, in welchem ich darauf aufmerksam gemacht werde, daß dieser Saal nicht sicher sei und während des Balles einstürzen müsse. Fahre hin und sieh dir ihn genau an.“

Ich ließ sofort mein Pferd satteln und begab mich eiligst nach der Villa.


Am Portal des Hauses begegnete ich Benningsen, der wahrscheinlich glaubte, der Kaiser härte mich zu ihm mit einem Befehl gesandt, denn er fragte: „Was bringen Sie mir?“

„Ich bin gekommen, um eurer hohen Exzellenz meine Hochachtung zu bezeugen und mir den neuen Saal anzusehen.“

„Treten Sie näher; meine Frau gießt eben den Tee ein; trinken wir eine Tasse und machen uns dann zusammen auf den Weg.“ Es war mir peinlich, diese Einladung abzulehnen. Die Frau schenkte mir Tee ein; aber kaum hatte ich die Tasse in die Hand genommen, als etwas mit einem ungeheuer lauten Gekrach einstürzte.

Ich stellte die Tasse auf den Tisch und wir eilten beide mit Benningsen in den Garten.

Hier erblickten wir den vor der Zeit eingestürzten Saal. Alle mit Grün umwundenen Rundbogen lagen auf dem Fußboden. Als wir der Ursache des Einsturzes nachforschten, fanden wir, daß alle Rundbogen untereinander und am Fußboden mit einfachen Mauernägeln befestigt gewesen waren.

„Wo ist der Architekt?“ fragte ich.

,,Er war noch vor kurzem hier,“ antwortete man mir.

„Man suche ihn auf!“ sagte ich.

Nach einiger Zeit kehrten die ausgesandten Leute zurück und brachten den aus dem Wasser hervorgeholten Frack und Hut des Architekten.

„Offenbar hat er sich ertränkt,“ sagten sie.

Ich bestieg mein Pferd und ritt im vollen Gallopp zum Kaiser zurück.

„Nun?“ fragte er.

„Das Gebäude ist eingestürzt,“ antwortete ich, „nur der Fußboden allein ist noch übrig.“

Der Kaiser wollte das Nähere wissen.

Ich erzahlte den Hergang und was sich bei der Besichtigung herausgestellt hatte.

„Also ist es wahr!“ sagte der Kaiser. „Fahren Sie hin und lassen Sie sofort den Fußboden säubern; wir werden unter freiem Himmel tanzen.“