Belohnung

Von dort fuhr ich zum Finanzminister. Ich wurde sofort in sein Arbeitszimmer geführt und händigte ihm das kaiserliche Schreiben ein. Gurjew fragte mich: „Wann ist Ihnen genehm, das Geld zu empfangen?“ Diese Frage kam für mich höchst überraschend. Aber ich faßte mich und sagte: „Der Kaiser wünscht, daß ich es heute empfange.“

„Wahrscheinlich ist das für Sie bestimmt?“


„Mir ist befohlen, das Geld dem Kaiser zuzustellen.“

Sofort erhielt einer der Beamten Befehl, mit mir nach der Rentei zu fahren, wo ich unverzüglich fünftausend Rubel Banko ausgezahlt erhielt. Ich wurde aus der ganzen Sache nicht klug. Sollte ich das Geld durch Ssinowjew schicken? Ein solcher Befehl war aber nicht erfolgt. Ich entschied mich dafür, zu warten, bis ich gerufen würde.

Plötzlich kam mir der Gedanke: Ist das nicht für mich bestimmt, und soll damit nicht mein Dienst bei Hof seinen Abschluß finden? Ich gestehe, dieser Gedanke stimmte mich freudig; aber das Geld ohne Befehl bei mir zu behalten, geht nicht an. Ich will abwarten; wenn der Kaiser mich nicht rufen läßt, will ich das Geld durch Ssinowjew schicken.

Mein Verhältnis zu Balaschow wurde mit jedem Tage schlechter und schwieriger. Er hatte an allem etwas auszusetzen und gab seinen Missmut in ungeschickter Weise zu erkennen, so daß ich vermuten mußte, er habe wohl von meinen Besuchen gehört.

Hier muß ich der Deutlichkeit wegen auf mich selbst zu sprechen kommen. Es war die Bestimmung getroffen, daß ich dem Minister die dem Kaiser vorzustellenden Berichte jeden Abend um sieben Uhr einhändigen sollte. Jetzt begann der Kaiser mich um diese Stunde zu sich zu bescheiden; welchen Grund konnte ich dem Minister gegenüber vorschützen? Vor kurzem hatte ich mir Fock zum Gehilfen erbeten. Er war mit der Tochter des Doktor Frese in Moskau verheiratet. Frese war Hausarzt bei meiner verstorbenen Mutter gewesen, die mit ihm außerordentlich zufrieden war. Gleichsam um das Gedächtnis meiner verstorbenen Mutter zu ehren, schlug ich Fock vor, mein Gehilfe zu werden; er hatte bis dahin die unbedeutende Stellung eines dejourierenden Offiziers bekleidet, um über die vom Minister abgeschickten und erhaltenen Briefe Buch zu führen. Ich war der festen Zuversicht, daß er mich aus Dankbarkeit nicht verraten würde. Meine häufige Abwesenheit veranlaßte mich, Fock ins Vertrauen zu ziehen, und ich stellte es ihm anheim, während meiner Abwesenheit dem Minister solche Berichte zu überbringen, welche nichts besonders Wichtiges enthielten.