Appell an den Kaiser Nikolai I.

„Ich meine, Jakob Jwanowitsch hat recht,“ sagte Graf Orlow, „wir wollen dies dem Kaiser melden und seine weiteren Befehle abwarten.“

Adlerberg schloß sich ihm an und Graf Tschernyschew sagte etwas gereizt: „Dann ist also unsre Sitzung geschlossen.“


Jetzt trat Potapow ein. Graf Tschernyschew faßte ihn unterm Arm und begann etwas mit ihm zu verhandeln; ich meinerseits unterhielt mich mit Orlow und Adlerberg. Nach Beendigung des im geheimen mit Potapow geführten Gespräches fuhren alle auseinander und wir blieben allein zurück.

„Votre premier début à Petersbourg est magnifique,“ sagte Potapow zu mir.

„Schön,“ antwortete ich, „aber was wird nun weiter sein?“

„Tschernyschew hat mir mitgeteilt,“ sagte Potapow: ,Der Kaiser wünsche es, daß Sie de Sanglen ein Zimmer einräumen, und daß er die Beköstigung und alles andre in Ihrer Wohnung hat.“

Infolgedessen wurde ich aus meiner Klause befreit. Etwa zwei Stunden darauf besuchte mich Graf Tschernyschew und erklärte mir, der Kaiser habe mir befohlen, alle Dokumente dreifach zu versiegeln; ich solle dessen versichert sein, daß niemand außer ihm sie zu sehen bekommen wird.

Ich fragte, ob ich ein Begleitschreiben an den Kaiser hinzufügen könne.

„Das erwartet er.“

Nachdem ich mich in meiner neuen, sauberen Wohnung eingerichtet, legte ich alle Papiere zusammen und schickte sie unter drei Siegeln nebst folgendem Schreiben an den Kaiser:

„Allergnädigster Herr und Kaiser! Mein alleruntertänigstes Schreiben, das ich von Moskau aus in der Überzeugung schrieb, daß mir das Glück zu teil werden würde, persönlich vor Ihrem erhabenen Angesicht dasjenige auseinanderzusetzen, was ich war, bin und sein werde, — hat den erwünschten Erfolg nicht gehabt. Soeben habe ich vom Grafen Tschernyschew den Allerhöchsten Befehl erhalten, alle Papiere in einem mit drei Siegeln versehenen Couvert Eurer Kaiserlichen Majestät zu übermitteln. Indem ich mich Ihrem heiligen Willen füge, lege ich dieselben meinem Monarchen zu Füßen. Da ich aber viele Feinde habe. Feinde der heiligen Wahrheit, so kann ich es Eurer Majestät nicht verhehlen, daß ich den Inhalt der Papiere vor neidischen und böswilligen Blicken geheim zu halten wünschen würde. Ihnen, Majestät habe ich aus freiem Antriebe in meinem Brief mein Schicksal anvertraut! Ihnen und Ihrer Gerechtigkeit allein vertraue ich dasselbe auch jetzt an! Ich wage, eine kurze Beschreibung der Papiere beizufügen.“